Ferienwohnungen im Siebengebirge – Von heimelig in Selhof bis herrschaftlich in der Drachenburg.
Drachen, Winzer und Vater RheinHier gibt es Ferienwohnungen im Siebengebirge mit Aussicht

Wochendtipp 'Ich steig Raus!' Kampagne der Tourismus-Abteilung des Rhein-Sieg-Kreis Blick vom Drachenfels auf die Drachenburg und Bonn.
Copyright: Quentin Bröhl
Es gibt drei Gründe, warum eine Immobilie teurer sein soll als eine andere: Lage, Lage und – genau: Lage. Fragen Sie einen Makler. Die Aussicht von Schloss Drachenburg auf halbem Weg zur weltberühmten Gipfelruine ist ja schon so eine von den besseren, und daher kostet die Nacht in einer der entsprechend benamsten Suiten, vulgo: Ferienwohnung, 250 respektive 300 Euro.
Wer auf spektakuläre Aussicht verzichten mag, kommt auch gut unter. Für 60 Euro gibt es im gleichen Siebengebirge praktisch genauso kommodes Unterkommen, nur eben ohne Aussicht – dafür ganz persönlich und sehr, sehr nett bei Gabi und Peter Müller. Weil es hier nun einmal mit der Aussicht losgegangen ist, wollen wir auch mit der vermutlich exzentrischst gelegenen Ferienwohnung im Touristenmagneten „Seven Mountains“ beginnen.
Ferienwohnung im Siebengebirge: 200 Meter über dem Rhein thronen
200 Meter über Normalhöhennull und somit rund 150 Meter über dem Rhein – plus ein paar Meter mehr, weil 74 Stufen hoch im Bau – blicken Gäste auf den Rhein hinab, wie es sich weiland der eminent reiche Börsenspekulant Cornelius Stephan von Sarter ausgemalt haben mag. Der hatte unter anderem mit Aktien der Sueskanal-Gesellschaft jongliert und ließ in den frühen 1880er Jahren den Prunkbau errichten, hat ihn aber nie bewohnt.
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Das Ding im damals unter Reichen beliebten sogenannten historistischen Stil – eine Menge Neo, sei es Gotik, sei es Renaissance – ist heute eine viel besuchtes Beispiel für die Lebensart der ersten Großkapitalisten moderner Ausprägung. Was nicht jeder weiß: Da kann man übernachten. Und zwar oberfein. Untertags mag jeder Besucher Musiksaal, Kneip- und Nibelungenzimmer bestaunen, in die Gemächer des Feriengastes aber darf er nicht. Zugegeben: Nach Ladenschluss wiederum bleibt für die Logiergäste tabu, was tags die Touristen erfreut.
Erker mit runder Sitzbank – Sonnenaufgang inklusive
Dafür geht es per Aufzug oder über besagte 74 Stufen in jene Räume, die tatsächlich zwei Ferienwohnungen sind samt Küche und Esstisch, aber auch dekoriert mit haustypischem Accessoire samt in Stein gemeißeltem Sarter-Wahlspruch „Wäge und wage“. Und natürlich: Aussicht – an klaren Tagen, je nach Wohnung, bis zum Kölner Dom und weit in die Voreifel. Eine der beiden Suiten bietet gar eine Art runden Erker mit kreisförmiger Sitzbank, die sich zum raumfüllenden Bett erweitern lässt. Na klar: mit Aussicht. Sonnenaufgang ganz links.

Ferienwohungen zur Geschichte Zimmer mit Aussicht Peter und Gabi Müller in ihrer Ferienwohnung in Selhof - Bilder aus der Süd-Ferienwohng der Drachenburg: Erker-, Wohn- und Schlafzimmer
Copyright: Ralf Klodt
Der Clou: Der Schlosspark gehört zum Arrangement. Wer abends nach zünftiger Siebengebirgswanderung Labung am Fuß der Hügel sucht und im Schloss bloß schläft, verpasst das Beste. Fünf-Sterne-Touri-Tipp: Nicht zu spät weiter unten lecker essen, rechtzeitig bei einem der guten Winzer eine Flasche Feines kaufen, im Park lustwandeln, wie immer man sich das vorstellen mag und bevor die Sonne untergeht, und anschließend auf der grandiosen Schlossterrasse mit Flussblick Vater Rhein zuprosten – mit Sonnenuntergang. Das, meine Damen und Herren, ist Luxus.
Auch eine topografische Etage tiefer bei Gabi und Peter Müller in Selhof geht das. Der Honnefer Ortsteil kommt in seiner höchsten Lage ebenfalls auf stolze 188 Meter. Die Müllersche Wohnung kann vielleicht höchstens die extrem hochwassersichere Höhe von rund 20 Metern über den gruseligen Fluten der frühen 1990er reklamieren. Dafür ist der Fluss schneller erreichbar – fußläufig.
Gastgeber Gabi und Peter Müller bauten Balkenwerk aus der Eifel in Ferienwohnung ein
In dieser Ferienwohnung, die auch gar nicht anders heißt, gibt es ebenfalls eine Form von Historismus. Beim Umbau des Anbaus an das Heim der Müllers haben die Gastgeber wundervolles altes Balkenwerk aus der Eifel eingebaut. Das gehört ins Einfamilienhaus der jüngeren Bauart eigentlich ebenso wenig wie der gotische Spitzbogen in die zum Schloss mutierte Gründerzeitvilla Drachenburg am Drachenfels, ist aber eminent gemütlich.

Die Gastgeber Gabi und Peter Müller haben in ihrer Ferienwohnung ein wundervolles altes Balkenwerk aus der Eifel eingebaut.
Copyright: Ralf Klodt
Die Gäste wissen das zu schätzen. Manche wollen wandern, zu Fuß oder mit dem Fahrrad, manche ziehen schlicht eine Ersatzwohnung dem anonymen Hotelzimmer vor, manche haben früher in Bad Honnef gewohnt und kommen, Erinnerungen zu erneuern. Weit mehr als zwei Drittel der Mieter sind Stammkunden.
„Da gibt es ein Ehepaar, das kommt immer zu Weihnachten“, sagt Gabi Müller. Da sind auch Leute, die wollen sich die Drachenburg ansehen, weil sie die aus der Fernsehsendung „Bares für Rares“ kennen oder wegen „Babylon Berlin“, auch dort gedreht. Nicht viele kämen wohl auf die Idee, sich just dort einzumieten, selbst wenn sie die Aussicht kennengelernt haben. Also: Drachen, Nibelungen und kaiserzeitliches Geschwurbel gibt es nicht in Selhof. Dafür gibt es: eine Wohnung, in der sich gleich daheim zu fühlen nicht schwerfällt, eine eigene Terrasse, zwar ohne Rheinblick (am Fluss mit seinen dieselnden Kähnen und der Aussicht waren wir ja eben erst), aber ruhig und lauschig, gepflegt und sehr persönlich.
Nach der zünftigen Siebengebirgswanderung lässt sich dort die Flasche Feines vom nahen Winzer im hübschen Garten gut genießen. Ganz ohne die Sorgen eines Cornelius Stephan von Sarter, ob sich der neue Sueskanal vielleicht doch nicht so leicht buddeln ließe, wie es die Anrainer mögen.