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Volt erstmals im Rheinbacher StadtratUWG-Spitzenkandidatin zieht sich komplett zurück

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Um Punkt 18 Uhr begann auch in den Rheinbacher Wahllokalen – hier in Wormersdorf – die Auszählung der Stimmen.

Um Punkt 18 Uhr begann auch in den Rheinbacher Wahllokalen – hier in Wormersdorf – die Auszählung der Stimmen.

Dr. Daniel Phiesel (CDU) zieht als Favorit in die Stichwahl um das Bürgermeisteramt in Rheinbach. Herausforderer ist Arne Ritter (SPD).

Dr. Daniel Phiesel von der CDU hat die erste Runde der Bürgermeisterwahl in Rheinbach mit deutlichem Vorsprung für sich entschieden. Mit 48,63 Prozent der Stimmen verpasste er zwar knapp die absolute Mehrheit, zog jedoch als klarer Favorit in die Stichwahl am 28. September ein.

Dr. Daniel Phiesel (CDU) erreicht in der erste Runde der Bürgermeisterwahl 48,63 Prozent der Stimmen und verpasste knapp die absolute Mehrheit.

Dr. Daniel Phiesel (CDU) erreicht in der erste Runde der Bürgermeisterwahl 48,63 Prozent der Stimmen und verpasste knapp die absolute Mehrheit.

Sein Herausforderer ist Arne Ritter von der SPD, der mit 27,25 Prozent den zweiten Platz erreichte. Silke Josten, Spitzenkandidatin der UWG, kam mit 24,12 Prozent nur auf Rang drei – ein Ergebnis, das in ihrer Partei und bei ihren Unterstützern sichtlich für Enttäuschung sorgte. Die UWG war mit hohen Erwartungen in den Wahlkampf gezogen und hatte sich – nicht zuletzt durch den Wechsel mehrerer ehemaliger CDU-Mitglieder – als ernstzunehmende Alternative positioniert. Der Rückschlag war entsprechend groß.

Silke Josten erklärte ihren sofortigen Rücktritt

Noch am Wahlabend zog Josten die Konsequenzen. Gegen 22.10 Uhr trat sie in der Schützenhalle vor ihre Unterstützerinnen und Unterstützer und erklärte ihren sofortigen Rücktritt. Sie schloss ihre digitalen Profile, legte sämtliche Partei- und Fraktionsämter nieder und kündigte an, sich vollständig aus der Kommunalpolitik zurückzuziehen. In einem späteren Statement fügte sie noch hinzu: „Rheinbach hatte mit mir und der UWG die Chance auf Veränderung. Wir hatten das Gefühl, dass die Rheinbacher es wollten – ich bin eines Besseren belehrt worden.“

Besonders schmerzhaft war für sie die Niederlage im eigenen Wahlbezirk, in dem sie von der CDU-Kandidatin Katharina Moschny klar besiegt wurde. Moschny, 27 Jahre alt und in Rheinbach aufgewachsen, holte dort 34,55 Prozent der Stimmen – mehr als zwölf Prozentpunkte Vorsprung vor Josten. „Ich hatte gehofft, dass ich gewinne, aber mit so einem deutlichen Vorsprung hätte ich nicht gerechnet. Das macht mich sehr stolz“, sagte Moschny.

Rheinbach hatte mit mir und der UWG die Chance auf Veränderung. Wir hatten das Gefühl, dass die Rheinbacher es wollten – ich bin eines Besseren belehrt worden.
Silke Josten, UWG-Kandidatin

Die UWG, die im neuen Stadtrat acht Sitze erreicht und damit einen Sitz hinzugewinnt, zeigte sich trotz der persönlichen Niederlage ihrer Spitzenkandidatin insgesamt zufrieden. Parteivorsitzender Erich Mosblech verwies auf die Erfolge in den Ortschaften, in Ramershoven und Flerzheim konnten Dagmar Specht und Ellen Schüller wie schon 2020 die Direktmandate gewinnen.

„Wir haben viele Anträge der Bürger erfolgreich umgesetzt. Unsere Arbeit vor Ort ist wahrgenommen und honoriert worden“, so Mosblech, der sich dafür aussprach, in der Stichwahl Arne Ritter zu unterstützen. Die UWG-Mitglieder sollen darüber am Donnerstag entscheiden.

62,13 Prozent Wahlbeteiligung zeigen Interesse der Bürger

Ritter zeigte sich erfreut über den Einzug in die Stichwahl. „Ich sehe das Ergebnis als Bestätigung, dass ich die richtigen Themen angesprochen habe. Ich stehe für Ehrlichkeit, Gradlinigkeit und Verlässlichkeit – und werbe bis zuletzt um jede Stimme“, sagte er. Insgesamt lag die Wahlbeteiligung bei 62,13 Prozent – ein stabiler Wert, der das anhaltende Interesse der Rheinbacherinnen und Rheinbacher an der kommunalpolitischen Entwicklung zeigt.

Bei der Wahl zum Stadtrat konnte die CDU ihren Stimmenanteil deutlich steigern und kam auf 38,59 Prozent (2020: 35,24 Prozent). Damit behauptet sie sich erneut als stärkste Kraft und stellt weiterhin 14 Sitze im Rat trotz der Verkleinerung des Gremiums von 40 auf 38 Mitglieder. Die UWG erreichte 21,73 Prozent und verbessert sich damit deutlich im Vergleich zur letzten Wahl. Die SPD landete bei 20,39 Prozent und verliert im neuen Stadtrat einen Sitz. Die Grünen mussten starke Verluste hinnehmen: Ihr Stimmenanteil sank auf 10,14 Prozent, was nur noch für vier Mandate reicht – drei weniger als 2020. Die FDP kam auf 4,46 Prozent und sicherte sich zwei Sitze.

Arne Ritter (SPD) erreichte 27,25 Prozent. Es geht in die Stichwahl.

Arne Ritter (SPD) erreichte 27,25 Prozent. Es geht in die Stichwahl.

Erstmals im Stadtrat vertreten ist die Partei Volt, die mit 4,69 Prozent auf Anhieb zwei Mandate holte. CDU-Vorsitzender Markus Pütz sprach von einem „starken Ergebnis“ und kündigte an, die zentralen Themen des Wahlkampfs – solide Finanzen, generationengerechte Politik, Klimaschutz und Wohnraummanagement – nun gezielt anzugehen.

Die SPD zeigte sich zufrieden mit dem Wahlausgang und betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit im neuen Stadtrat. Vorsitzende Ute Krupp sagte: „Es geht um die Belange der Bürger, und ich bin mir sicher, dass alle Parteien zu einem guten Miteinander und zur konstruktiven Mitarbeit bereit sind.“ Die SPD freute sich, dass Arne Ritter die Stichwahl um das Amt des Bürgermeisters erreicht hat. „Wir freuen uns auch darüber, dass wir mit Martina Koch in der Kernstadt und Nicole Schopp-Nelles in Merzbach-Neukirchen zwei Direktmandate erzielen konnten“, betonte Krupp.

Rheinbacher Grüne sind frustriert über Wahlergebnis

Frustriert waren am Tag nach der Wahl die Rheinbacher Grünen: „Das Thema Klima interessiert offenbar kaum noch jemanden. Wir werden uns aber Klima und Umwelt nach wie vor an erster Stelle im Rat setzen“, bedauerten Judith Rupprecht und Margret Freund, die nun den Fokus auf die Stichwahl legen: „Der Vorsprung für Dr. Phiesel ist deutlich. Unserer Meinung nach wird er frischen Wind ins Rathaus bringen und mit viel Elan an die bevorstehenden Aufgaben gehen, sollte er gewinnen. Wir werden ihn weiter unterstützen“, hieß es gestern seitens des Vorstandes.

Die FDP hat ein Mandat weniger und ist somit nur noch mit 2 Sitzen im neuen Stadtrat vertreten. „Wir wollen dennoch ein verlässlicher Partner sein. Wir haben den Generationenwandel eingeleitet. „Wir stehen für eine solide Finanzpolitik und sind in Fraktionsstärke vertreten, das war unser Ziel“, sagte Spitzenkandidat Marc Frings, der zusammen mit Carlo Knapp die Liberalen vertreten wird.

Das politische Farbenspiel im Stadtrat rundet mit einem kräftigen Violett die pro-europäische Partei Volt ab: „Wir fühlen uns gut und sind überrascht, dass wir direkt mit zwei Ratsmitgliedern im Rheinbacher Rat vertreten sein werden. Wir hatten keine Erwartungshaltung, deshalb wirkt dieses Ergebnis doppelt“, sagte die Spitzenkandidatin Lena Kroll. Der Ortsverband von Volt wurde erst im Oktober 2024 gegründet.