Branche in der KriseGastgeber und Veranstalter verzeichnen dramatischen Einbruch

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Auch Hotels gehören zu den Unternehmen der Tourismusbranche in der Region Bonn/Rhein-Sieg, die unter den Folgen der Corona-Pandemie erheblich leiden.

Auch Hotels gehören zu den Unternehmen der Tourismusbranche in der Region Bonn/Rhein-Sieg, die unter den Folgen der Corona-Pandemie erheblich leiden.

Rhein-Sieg-Kreis/Bonn – Die Zahl der Gästeankünfte ist um fast 52 Prozent zurückgegangen, die Zahl der Ankünfte von Gästen aus dem Ausland sogar um mehr als 63 Prozent. Die Bilanz der Tourismus-Branche in der Region Bonn/Rhein-Sieg für die ersten neun Monate dieses Jahres fällt mehr als ernüchternd aus.

Auch bei der Zahl der Übernachtungen sieht es nicht besser aus. Knapp 1,2 Millionen Übernachtungen von touristischen Reisenden und Geschäftsgästen verzeichneten die Beherbergungsbetriebe in der Region nach Angaben des Statistischen Landesamtes IT NR von Januar bis September dieses Jahres, was einem Rückgang von rund 48 Prozent entspricht. Die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland ging demnach sogar um 61,6 Prozent zurück.

Rede ist von einer Depression in der Branche

Kein Wunder, dass die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg beim Blick auf die Geschäftszahlen mehr als deutliche Worte findet: „Die Depression in der Tourismusbranche Bonn/Rhein-Sieg erreicht einen neuen Höchststand, die Geschäftslage ist besorgniserregend schlecht“, lautet ihr Fazit nach der Auswertung ihrer aktuellen Tourismusumfrage. Insgesamt 630 Unternehmen aus den Branchen Gast- und Reisegewerbe hat die IHK dafür angeschrieben.

Die Rückmeldungen von Hotels, Pensionen, Reisebüros, Reiseveranstaltern, Beförderungsunternehmen, Veranstaltern und anderen sind eindeutig: Gerade einmal drei Prozent der Betriebe beurteilen ihre wirtschaftliche Lage als gut, 80 Prozent dagegen als schlecht und 17 Prozent als befriedigend.

Ein noch nie dagewesener Tiefpunkt

Beschränkt man die Umfrage allein auf die Reisebranche und klammert das Gastgewerbe aus, sind die Zahlen noch schlechter: Bei den befragten Reiseunternehmen geben 90 Prozent ihre Lage als schlecht an. „Die Stimmung in der Branche befindet sich auf einem nie dagewesenen Tiefpunkt“, resümiert denn auch IHK-Vizepräsidentin Ruth Winterwerp-van den Elzen.

„Verschärfend hinzu kommt noch, dass die Umfrage Ende Oktober 2020 abgeschlossen wurde und der derzeitige Teil-Lockdown zum Teil noch gar nicht mitberücksichtigt werden konnte.“ Auch ohne diesen erwarten nur neun Prozent der Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, für die kommenden Monate eine günstigere Geschäftsentwicklung. 19 Prozent rechnen mit gleichbleibenden Geschäften.

Im Sommer kamen viele Wanderer in den Rhein-Sieg-Kreis. Dies konnte den Einbruch jedoch nicht ausgleichen.

Im Sommer kamen viele Wanderer in den Rhein-Sieg-Kreis. Dies konnte den Einbruch jedoch nicht ausgleichen.

Sieben von zehn der befragten Unternehmen befürchten dagegen eine weiter rückläufige Geschäftsentwicklung. „Darin spiegeln sich der Lockdown, aber auch die üblicherweise ruhigen Wintermonate in der Region wider“, sagt IHK-Geschäftsführer Stephan Wimmer. Hinzu komme aber auch, dass es zurzeit fraglich sei, ob das Gastgewerbe während des Winters noch öffnen dürfe.

Immerhin einen kleinen Hoffnungsschimmer gab es während der Sommermonate laut IHK für die Branche im Rhein-Sieg-Kreis durch den Naturtourismus. Dieser habe den Geschäftseinbruch im „Business-Segment“ allerdings nicht ausgleichen können.

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Mehr als zurückhaltend seien die Unternehmen der Branche deshalb bei den Investitionen. Nur 48 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, investieren zu wollen. Hauptmotiv für Investitionen sei vor allem im Gastgewerbe die Digitalisierung. Hier gehe es vor allem um Modernisierung von Buchungs- und Reservierungssystemen.

Schlechte Aussichten gibt es laut IHK-Umfrage für die Beschäftigungslage. 48 Prozent der befragten Unternehmen planten für die nächste Zeit mit weniger Beschäftigten. Dessen ungeachtet plant die Hotellerie in der Region wegen der Corona-Pandemie mit einem zusätzlichen Ausbildungsstart zum 1. Februar 2021.

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