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EifelmuseumBlankenheimer Ausstellung erinnert an das Kriegsende

5 min
Drei Frauen und drei Männer, von denen einer ein Plakat hält, stehen vor dem Museum.

Veranstalter und Mitwirkende hoffen, dass viele Menschen die Ausstellung besuchen und am Rahmenprogramm teilnehmen.

Ein umfangreiches Rahmenprogramm ergänzt die Ausstellung „Erinnern und Engagieren vor Ort“, in der auch zwei Bombensplitter gezeigt werden.

„Erinnern und Engagieren vor Ort“ heißt die neue Ausstellung im Eifelmuseum in Blankenheim zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs. Ein umfangreiches Rahmenprogramm ergänzt die Schau.

Erwin Stein vom Heimatverein Uedelhoven, der sich schon durch die Aufstellung der Anne-Frank-Skulptur „Friedenssatellit“ in seinem Heimatdorf verdient gemacht hat, hat zum Zweck des Erinnerungsprojekts vom deutschen Anne-Frank-Zentrum in Berlin dessen aktuelle Plakatausstellungen reserviert, die bundesweit ausgeliehen werden. Vom 1. bis 14. September wird die Schau „Erinnern und Engagieren“ im Eifelmuseum zu sehen sein. Ergänzt um einen Büchertisch der Blankenheimer „Bücherecke“ zum Thema und den wichtigen Hinweis „…vor Ort“. Gemeint ist damit das Rahmenprogramm, das die Veranstalter rund um die nur 14-tägige Laufzeit der Ausstellung zusammengestellt haben.

Wir müssen uns fragen: Was geht das Kriegsende uns an?
Yvonne Kalbusch-Fürsatz

„Wir müssen uns fragen: Was geht das Kriegsende uns an?“, so Uedelhovens Ortsvorsteherin Yvonne Kalbusch-Fürsatz. Der Ort, die Gemeinde Blankenheim, die Schulen der Gemeinde, der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, NRWeltoffen, die Landeskoordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus und Rassismus sowie die beiden Banken der Region sehen das ähnlich und unterstützen das Projekt. Um Konzeption und Recherche der Themen des Begleitprogramms haben sich vor allem die Lokalhistoriker Erwin Stein, Markus M. Schmitz und Manfred Jehnen gekümmert.

In der Ahr-Grundschule und der Gesamtschule Eifel werden Bürgermeisterin Jennifer Meuren und Landrat Markus Ramers aus „Füller-Kinder: Erzählungen und Ereignisse aus dem Hinterhaus“ von Anne Frank lesen. Es handelt sich um weniger bekannte weitere Tagebucheinträge und Notizen, die Frank in ihrem Versteck in Amsterdam aufgeschrieben hat. Im Anschluss an die beiden nicht-öffentlichen Schullesungen stellen sich Meuren und Ramers den Fragen der Schüler und Schülerinnen.

Persönliche Schilderungen zu Krieg und Holocaust

Öffentlich und kostenfrei sind alle anderen Veranstaltungen, die im Eifelmuseum angeboten werden. „Die alten Nazis haben eben nicht das letzte Wort, und die neuen Nazis auch nicht“, begründet der Blankenheimer Lokalhistoriker Markus M. Schmitz seine Unterstützung des Programms. Denn genau darum gehe es ja bei „Erinnern und Engagieren vor Ort“: Gedenkstätten in der Nachbarschaft aufzuzeigen, Geschehnisse im Gemeindegebiet zu erzählen und Krieg und Holocaust mit persönlichen Schilderungen in einen größeren Zusammenhang einzuordnen.

Beispielhaft dafür werden Ausstellungsstücke sein, die Manfred Jehnen beisteuert: zwei Bombensplitter. „Die sind nicht weit von unserem Wohnhaus in Ahrdorf vor zwei Jahren bei Ausschachtungsarbeiten gefunden worden“, so Jehnen. Auch wenn es historisches Material ist, liegt der aktuelle Bezug zu den Kriegszerstörungen etwa in der Ukraine oder im Gaza-Streifen auf der Hand. Jehnen ist das bewusst. Ihm geht es darum, an die Toten des Zweiten Weltkriegs nicht nur an der Front, sondern auch dahinter in den Dörfern der Gemeinde Blankenheim zu erinnern.

Eröffnet wird die Schau im Eifelmuseum am 1. September um 17 Uhr mit einem von Manfred Lang moderierten Podiumsgespräch, das die programmatische Frage stellt: „Warum Anne Frank in Blankenheim?“ Es diskutieren unter anderem Landrat Markus Ramers und weitere Personen aus Gesellschaft und Vereinen.

Jennifer Teeges Großvater war Kommandant eines Vernichtungslagers

Am 4. September ab 19 Uhr wird Jennifer Teege aus ihrem Buch „Amon. Mein Großvater hätte mich erschossen“ lesen. Mit 38 Jahren hatte Teege durch einen Zufall erfahren, dass ihr Großvater Amon Göth Kommandant eines Konzentrationslagers war – im Film „Schindlers Liste“ taucht der Name Göth auf. Die Nachricht löste bei der Enkelin mit der Betroffenheit eine umfassende Buchrecherche aus.

Markus M. Schmitz weiß aus seiner Tätigkeit als Geschichtslehrer, dass viele Schülerinnen und Schüler kaum etwas wissen über das, was vor 80 Jahren mit dem Kriegsende seinen Abschluss fand. Die Entstehungsbedingungen und grausamen Ausformungen auch vor Ort seien ihnen nicht bewusst. Er bietet daher am 7. September ab 11 Uhr (Start am Eifelmuseum) eine Exkursion zu den Resten des einstigen Zwangsarbeiterlagers am alten Blankenheimer Bahnhof an.

Die Kirchengemeinden laden zum Friedensgebet nach Blankenheim ein

Am 9. September werden die beiden christlichen Kirchen im Gemeindegebiet ihre Solidarität mit dem Projekt deutlich machen. Sie laden für 19 Uhr zum ökumenischen Friedensgebet in Blankenheims katholische Pfarrkirche ein.

Eine zentrale Veranstaltung im Gesamtprogramm folgt am 10. September ab 19 Uhr im Eifelmuseum: „Als Bomben unsere Heimat trafen – Die letzten Kriegsmonate in der Gemeinde Blankenheim“ hat Manfred Jehnen seinen Vortrag überschrieben. Auch den 11. September sollten sich an regionaler Zeitgeschichte Interessierte merken: Nicole Gutmann, Leiterin des im Aufbau befindlichen Interkommunalen Gemeindearchivs im Südkreis, stellt erstmals den Bestand der NS-zeitlichen Quellen im Gemeindearchiv Blankenheim der Öffentlichkeit vor.

Ein Zeitzeugengespräch wird am 12. September ab 19 Uhr im Eifelmuseum das Veranstaltungsprogramm beenden. Mira Morz erzählt die bewegende Geschichte ihres Großvaters, Marian Morz, der als polnischer Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkriegs in Deutschland lebte und sich in eine deutsche Frau verliebte. Eine Beziehung, die unter dem NS-Regime verboten war und ihn beinahe das Leben kostete.

Unweit von Lommersdorf ging eine solche Liebe anders aus. Der polnische Zwangsarbeiter Wladyslaw Staniszewski wurde am 30. Oktober 1942 von der SS ermordet. Die Dorfbevölkerung und Zwangsarbeiter aus nahegelegenen Arbeitslagern mussten der Hinrichtung beiwohnen. Vor wenigen Monaten wurde an der Stelle ein Gedenkkreuz erneuert. Das „Polenkreuz“ ist ein Musterbeispiel für „Erinnern und Engagement vor Ort“. Es bleibt, auch wenn die gleichnamige Ausstellung schon lange weitergezogen sein wird.


Die Öffnungszeiten

Die Ausstellung „Erinnern und Engagement vor Ort“ ist vom 1. bis 14. September im Eifelmuseum, Ahrstraße 55-57, zu sehen. Geöffnet ist sie montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 9.30 bis 15 Uhr.