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„Carp-Catcher“Wer angelt die dicksten Fische?

Lesezeit 4 Minuten

Auch über 50 Pfund schwere Prachtexemplare – hier ein Schuppenkarpfen – hat Helmut Bär schon aus dem Wasser gezogen.

Eifelland – Es ist unglaublich, was Helmut Bär so alles aus dem Wasser der Eifel fischt. Der Schleidener ist Angler aus Leidenschaft – und das von Kindesbeinen an. Mit seinem Geheimrezept, den frischen Fisch-Boilies, zieht er mittlerweile wahre Kolosse an Land. Über 50 Pfund brachten einige seiner Karpfen auf die Waage. Mit „Maantje“ – einem 55 Pfund schweren Spiegelkarpfen – hielt der „Eifel-Carp-Catcher“ sogar 2011 den Landesrekord in Luxemburg.

Nun muss man wissen: Der Karpfen-Angler ist ein wenig anders als die „anderen“. Die Rede ist sogar von einer wahren „Karpfen-Szene“. Denn Angler von Forellen oder Hechten können ihr „Petri-Heil“-Glück aus ganzen Schwärmen schöpfen. Die Karpfen-Angler halten dagegen locker drei Tage hintereinander nach einem einzelnen Karpfen im Gewässer Ausschau. „Wenn man Pech hat, angelt man an insgesamt zehn Wochenenden nur einen einzigen Karpfen“, so Bär: „Karpfen sind meistens allein unterwegs, höchstens zu dritt oder viert. Meist schwimmt er dabei entlang seiner Fressrouten.“

Demnach braucht der Angler Augen wie ein Indianer, denn: „Diese Fressrouten muss man erst ausspähen.“ Wenn die Karpfen sich dicht unter der Wasseroberfläche rollen, sehe man das an der Bewegung des Wassers. „Und wenn sie fressen, dann schnappen die nicht, sondern sie saugen die Nahrung ein. An der Stelle steigen oft Luftblasen hoch, die man bei glatter Wasseroberfläche ausmachen kann.“

Gut 600 Stunden im Jahr verbringt Karpfen-Fan Helmut Bär, der seit dem 16. Lebensjahr den Bundesfischereischein besitzt, mit seinem Hobby am Wasser – meist allein. Um für jeden Angel-Einsatz-Fall gerüstet zu sein, hat er drei verschieden große Zelte zu Hause. Wintertemperaturen schrecken ihn nicht unbedingt ab. „Ich habe doch eine Heizung im Zelt“, verrät Bär schmunzelnd die Wärmequelle. Allerdings gebe es schon eine persönliche Schmerzgrenze: „Weit in den Minusgraden – da hört es dann auch bei mir auf.“ Meist angelt Helmut Bär mit zwei Angeln gleichzeitig. Wenn trotzdem längere Zeit nichts passiert, wird es dem Maschinen- und Anlagenführer nicht langweilig.

Er genießt die Ruhe und vertreibt sich die Zeit mit Fernsehen, Zeitschriften lesen oder schlafen. „Ich muss nichts fangen“, betont er. Es seien vielmehr die Ruhe und die Natur, welche die Faszination des Hobbys ausmachten: „Das Zwitschern der Vögel, die vorbeischwimmenden Enten und Schwäne, das Rauschen des Windes in den Bäumen, die Sonnenauf- und Untergänge und so vieles mehr“, schwärmt Bär mit einem gewissen Glanz in den Augen.

Hat er denn keine Angst, im Schlaf den größten Fang seines Lebens zu verpassen? „Da muss ich keine Angst vor haben“, antwortet der erfahrene Angler. Denn hochmoderne Technik, ein elektronischer „Biss-Anzeiger“, macht ihn sofort auf die Bewegungen an der Schnur aufmerksam. Beim penetranten Piepsen und Blinken der Übertragungsbox kann man weder im Zelt noch bei einem Angelnachbarn den Fang verpassen. Ob allerdings ein Leder-, Wild-, Schuppen-, Spiegel- oder Zeilkarpfen ins „Netz“ gegangen ist – das kann das Gerät nicht unterscheiden.

Schon mit seinem Vater verbrachte der „Eifel-Carp-Catcher“ jede freie Minute am Wasser. Mittlerweile weist Helmut Bär große Angelerfahrung im ganzen Kreis Euskirchen, Belgien, Luxemburg und Holland auf. Wo genau seine besten Reviere sind, möchte er jedoch nicht verraten. Über viele Jahre hat er auch im Rursee geangelt. „Rotaugen, Brassen, Karpfen, Hechte, Zander – alles ist da drin“, so Helmut Bär. Aus Kostengründen hat er die Anzahl seiner Angelreviere jedoch reduziert. „Es ist ja schon ein Hobby, das mächtig ins Geld geht“, sagt er.

Neben den Angelwochenenden gibt es für Helmut Bär als Karpfen-Freak weitere Termine, die er sich im Kalender rot markiert. So war er Anfang des Monats bei einem großen „Carp-Treffen“ in Zwolle (Holland): „Man trifft dort alte Bekannte, andere Karpfen-Fans und kann sehen, was es Neues gibt.“ Auf dem neuesten Stand ist Helmut Bär als Vollblut-Angler ohnehin. Sogar das „Fischfutter“ am Anglerhaken (beziehungsweise dem Anglerhaar) sei das Beste vom Besten: Die „Boilies“ sind seine Wundermittel. „Das ist so was wie ein gekochter Teigknödel“, beschreibt er die Köder-Kugeln. Der Karpfen darf aus Huhn-, Fleisch- oder Tutti-Frutti-Bällchen wählen.

„Die Boilies aus Fisch funktionieren bei mir am besten. Seitdem ich sie verwende, sind meine Fänge deutlich mehr geworden“, schwört er auf das Produkt des Eifeler Herstellers „Cockbaits“. Sein Gefrierschrank ist bereits randvoll mit den Fisch-Kugel-Knödeln, die auf ihren Angel-Einsatz „warten“. Bär: „Ich warte schon sehnsüchtig darauf, dass die Temperaturen wieder steigen und es endlich wieder losgehen kann mit der Karpfenangelei.“ Weitere Informationen gibt es im Internet unter: www.eifel-carp-catcher.de