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CDU-KandidatenkürZwei Männer wollen ins Landratsamt

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Landratsamt_Euskirchen

Noch ist Günter Rosenke Landrat und Chef der Kreisverwaltung in Euskirchen. Die Kreis-CDU muss sich in diesen Tagen zwischen zwei Bewerbern für seine Nachfolge entscheiden. 

  • 2020 wird der Landrat im Kreis Euskirchen neu gewählt. Amtsinhaber Günter Rosenke tritt nicht mehr an.
  • Nach der SPD stellt jetzt auch die CDU ihren Kandidaten für das Amt auf.
  • Mit George Tulbure und Johannes Winckler bewerben sich zwei nicht nur altersmäßig sehr unterschiedliche Männer um die Kandidatur.

Kreis Euskirchen – Ginge es nach Werner Beck, dem Chef der Mechernicher Senioren-Union, hieße der nächste CDU-Landratskandidat Johannes-George Winckler-Tulbure. Eine Mischung aus beiden Bewerbern, die für die Partei in den Wahlkampf 2020 ziehen wollen, das wäre es, scherzte Beck: Von George Tulbure hätte er gern den angekündigten modernen Führungsstil, von Johannes Winckler die Detailkenntnisse über die wichtigen Felder der Politik im Kreis Euskirchen.

Entscheidung am kommenden Freitag

Doch es kann halt nur einen geben. Am kommenden Freitagabend sollen die CDU-Mitglieder entscheiden, wen von beiden sie gegen SPD-Kreischef Markus Ramers ins Rennen schicken werden. Zu der ersten von zwei Vorstellungsrunden kamen am Freitagabend rund 80 Christdemokraten ins Gemünder Kurhaus.

Beide Kandidaten stellten sich – in Abwesenheit des jeweils anderen – vor, bevor sie gemeinsam Fragen aus dem Publikum beantworteten. Beide sprachen ohne Zettel, beide knapp 18 Minuten.

Alles zum Thema Jürgen Nimptsch

George Tulbure

„Ja, ich bin jung, aber nicht zu jung“, versuchte der Euskirchener Bedenken daran zu zerstreuen, dass er mit knapp über 30 Jahren eine solche Führungsposition ausfüllen könne. Denn in 32 Jahren lässt schon jede Menge (Berufs-)Leben unterbringen, wie er deutlich machte: Im Alter von drei Jahren kam der kleine George (gesprochen Schorsch) nach dem Sturz des Ceaușescu-Regimes mit seinen Eltern aus Rumänien nach Mechernich, später nach Kall und dann nach Euskirchen, wo er seit 2014 im Stadtrat sitzt.

„Ich habe Verwaltung von der Pike auf gelernt“, sagte Tulbure – in den vergangenen zehn Jahren im Bonner Rathaus als enger Mitarbeiter des Ex-OB Jürgen Nimptsch (SPD) und aktuell des Stadtdirektors Wolfgang Fuchs (CDU). Das Studium der Verwaltungswissenschaften absolvierte er nebenbei – mit Diplom-Verwaltungswirt-Abschluss.

Er kenne also beide Seiten: Rat und Verwaltung. Da ist es nicht weit zu dem Anspruch, „eine Brücke“ zwischen beiden bauen zu wollen, was der Stellenbeschreibung eines Landrats ja ziemlich nahekommt.

Und was das Alter betrifft: Seien es nicht gerade die Wähler in seiner Altersklasse und jünger, die der CDU davonlaufen – siehe jüngste Europawahl? Und seien es nicht gerade junge Menschen, die in der Kreisverwaltung gebraucht würden, die innerhalb weniger Jahre rund 300 Mitarbeiter altersbedingt verlassen werden? So versuchte Tulbure, aus einem vermeintlichen Nachteil einen vermeintlichen Vorteil zu machen.

„Ich will dafür kämpfen, dass die Verwaltung ein attraktiver Arbeitgeber sein wird“, versprach er den Parteifreunden – vor allem, was die Digitalisierung betreffe: „Denn ansonsten verlieren wir Mitarbeiter, weil sie woanders bessere Rahmenbedingungen vorfinden.“

Eine kleine Modernisierungsoffensive will Tulbure auch dem Wahlkampf der CDU verpassen: Das direkte Gespräch stehe auch weiterhin im Vordergrund, doch es müsse kombiniert werden durch die Nutzung moderner Kommunikationsmittel. Die CDU im Kreis habe viel erreicht, sie sei gut darin, Probleme zu lösen und Ideen gründlich zu entwickeln, so der 32-Jährige. Doch nach außen hin müsse sie diese attraktiver vertreten.

Johannes Winckler

„Ich weiß, worauf ich mich einlasse“, so der Kernsatz des 48-jährigen Volljuristen Johannes Winckler: „Als Erster Beigeordneter kann ich sowohl Verwaltung als auch Repräsentation.“ Er kenne die Akteure – bei der Bezirksregierung, bei den Ehrenamtlern, bei Feuerwehr und Rettern.

Und natürlich kenne er die Kreisverwaltung, in der er als Persönlicher Referent des Landrats „Mädchen für alles“ gewesen sei. Auch heute komme er immer wieder gerne ins Kreishaus, weil er noch viele Mitarbeiter von damals treffe. Als Beigeordneter, früher in Meckenheim, aktuell in Euskirchen, habe er weitreichende Erfahrungen in der Personalführung gesammelt.

„Wie gehe ich mit Personal um? Wie kriege ich meine Mitarbeiter dahin, dass sie das machen, was ich möchte? Das ist nicht so ganz einfach“, sagte Winckler. Das sei ähnlich wie im Tierreich, wobei er natürlich Mitarbeiter nicht mit Tieren vergleichen wolle: „Aber jeder ist irgendwie einen Tick anders und man muss auf jeden zugehen. Dem einem, dem Pferd, muss man Zückerchen geben, dem anderen die Peitsche.“

Er denke, mit einer solchen Personalführung komme man ganz gut vorwärts. „Da ist es auch wichtig, mal in die Büros zu gehen, um zu sehen, was läuft denn da wirklich.“ Der persönliche Kontakt zu den Mitarbeitern sei ihm sehr wichtig.

Er stehe für „eine gute bürgerliche Politik“, so Winckler („Ich bin ein Kind Helmut Kohls“), der, wie er sagte, 1998 nach der herben Niederlage bei der Bundestagswahl der CDU beigetreten ist, um ein Zeichen zu setzen für Werte, Traditionen und Gemeinschaft, die ja in den Dörfern des Kreises noch gelebt würden: „Das macht uns aus im Kreis Euskirchen.“

Woanders werde das angesichts der technischen Neuerungen immer schwieriger. „Ich halte nichts von einer Freibier-für-alle-Mentalität“, plädierte der Euskirchener für eine solide Haushaltspolitik auch im Sinne der Städte und Gemeinden im Kreis. Er sei gegen falsche Versprechen und populistische Forderungen. „Denn wir sind die Partei der Verantwortung“, die auch bewusst das C im Namen trage: „Das ist mir persönlich sehr, sehr wichtig.“

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Für mehr Personal bei der Polizei wolle er kämpfen und dass bei der Personalzuweisung des Landes nicht nur die Zahl der Straftaten eine Rolle spiele, sondern auch ein Flächenfaktor. Schließlich müssten die Beamten im Einsatz hierzulande längere Wege zurücklegen.

Auch für den A1-Ausbau wolle er sich einsetzen – und zwar „im Sinne des Umweltschutzes“, nämlich zur ökologischen Entlastung der Dörfer, durch die der Verkehr heute rollen müsse, so Winckler.

Erneute Vorstellung in Palmersheim

Am Mittwoch, 4. September, ab 19 Uhr stellen sich die beiden Bewerber im Dorfgemeinschaftshaus Palmersheim vor. Die Veranstaltung ist auch für Bürger zugänglich, die nicht der CDU angehören. Die Wahl des Landratskandidaten findet am Freitag, 18 Uhr, in der Kommerner Bürgerhalle statt.

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