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Artenvielfalt fördernDie klassische Grünfläche hat in der Gemeinde Dahlem ausgedient

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In der Herbstlandschaft sieht man den kleinen Königsee, in dessen Mitte ein Steg verläuft.

Der Königssee in Dahlem ist jetzt schon eine kleine Erholungsoase mit zwei kleinen Teichen. Das Gelände wird weiter ökologisch aufgewertet.

Die Gemeinde Dahlem setzt mithilfe von Fördermitteln ein Konzept zur naturnahen Gestaltung und Förderung der Artenvielfalt um.

Die Gemeinde Dahlem will mehr für die Artenvielfalt und die naturnahe Umgestaltung kommunaler Grünflächen tun. Ein Grünpflegekonzept für alle sechs Orte hat der Gemeinderat einstimmig beschlossen. Auf den Bauhof kommt also einiges an Arbeit zu. Die derzeit sieben von zwölf Mitarbeitern, die für die Grünflächen zuständig sind, werden diejenigen sein, die den Plan umsetzen müssen.

Das Grünpflegekonzept wurde von dem in Ahlen im Münsterland ansässigen Institut für Abfall, Abwasser und Infrastrukturmanagement GmbH (Infa) entwickelt. Es fasst in einem Maßnahmenkatalog zusammen, was zuvor in drei Workshops ausgearbeitet worden ist. Mitarbeiter des Bauhofs, die sechs Ortsbürgermeister und verschiedene Gemeinderatsmitglieder haben Grünflächenkategorien bestimmt und entsprechende Pflegeklassen definiert.

Umstellung auf Landschaftsrasen mit Kräutern und Wildblumen

Für die vier kommunalen Friedhöfe in Berk, Kronenburg, Dahlem und Schmidtheim sind etwa Bereiche festgesetzt, die künftig extensiv gepflegt werden sollen. In allen sechs Orten sind Flächen bestimmt, auf denen eine naturnahe Umgestaltung vorgesehen ist. Das kann etwa durch die Umstellung von intensiv gepflegtem Rasen auf Landschaftsrasen mit einem hohen Anteil an Kräutern und Wildblumen geschehen. Die Mahd soll dort auf zwei bis drei Durchgänge pro Jahr reduziert werden. Zusätzlich werden standortgerechte Gehölze und trockenverträgliche Stauden gepflanzt.

Man sieht ein größeres Beet mit heimischen Blüh- und Grünpflanzen. In der Mitte steht ein Insektenhotel aus Holz.

Nabu-Kreisverband und die Biologische Station haben kleine Staudengärten am Ortsrand von Schmidtheim anlegen lassen. Ähnliche artenreiche, naturnahe Standorte sieht das Grünflächenpflegekonzept in allen sechs Orten der Gemeinde Dahlem vor.

„In diesem Umfang, für eine ganze Gemeinde und unter Ausnutzung der Fördermöglichkeiten, ist das im Kreisgebiet ungewöhnlich“, ist Bürgermeister Jan Lembach überzeugt. Neuland betritt seine Gemeinde damit indes nicht. In Schmidtheim, oberhalb des Rathauses an der Abzweigung der Hauptstraße in Richtung Reifferscheid, betreuen die Biologische Station des Kreises Euskirchen und der Nabu-Kreisverband bereits Blühinseln mit Stauden und Insektenhotel.

Die IG Schmidtheim kümmert sich um die Pflanzenvielfalt im Generationenpark. Ähnliche Pflegearbeiten übernimmt im großen Stil auch der Zweckverband Kronenburger See rund um das Gewässer. Doch abgesehen von diesem Flickenteppich an ökologischen Pflegemaßnahmen steht es derzeit im Gemeindegebiet nicht zum allerbesten, wenn es um den ökologischen, auf Biodiversität setzenden Umbau von Grünflächen geht.

Es gibt in Dahlem nur wenige pflegeintensive Flächen

Nach Einschätzung der Autoren des Konzepts gibt es nur wenige pflegeintensive Flächen im Zuständigkeitsbereich der Gemeinde. Der Pflege-Standard für Bodendecker sei zwar gut, bei Stauden aber eher zu niedrig, die Bankettmahd folge einem mittleren Standard. Immerhin werden Gehölze mit ausreichend Abstand zu den Verkehrsflächen demnach seltener geschnitten, damit eine Saumbildung möglich ist.

An einigen Stellen wurde schon an der Einrichtung von naturnahen Gestaltungselementen gearbeitet. Der Moorpfad und die kleine Grün- und Teichanlage Königssee in Dahlem wären etwa zu nennen, ebenfalls Streuobstwiesen, dort und in Kronenburg, sowie Staudenschotterflächen in Schmidtheim. Mancherorts stehen Nistkästen für Vögel, Wohnkästen für Fledermäuse, zudem gibt es Biotopwiesen.

Für die Flächen in Dahlem werden fünf Pflegeklassen entwickelt

Auch der Bauhof, der das neue Konzept umsetzen wird, ist schon vielfach in Sachen Artenschutz und Landschaftsumbau unterwegs. Man arbeitet unter anderem mit der Pflanzenbörse in Kall zusammen, ist Mitglied im Netzwerk „Grüner Reichtum der Gemeinde 2025“, spricht sich mit der Biologischen Station ab, orientiert sich am Label „Stadtgrün naturnah“ und wählt für Neuanpflanzungen klimaresilientere Baumarten sowie ausschließlich heimische Pflanzenarten aus, heißt es im Grünpflegekonzept.

Um alle Einzelprojekte zu koordinieren und auf einen einheitlichen Standard zu bringen, wurden fünf Pflegeklassen entwickelt. Daraus werden die Pflegepläne abgeleitet, die die Arbeitsplanung und den nötigen Personaleinsatz vorgeben. Beispiele für die zweithöchste Pflegeklasse „Gehobener Standard“ sind etwa Anlage und Pflege von naturnahen, artenreichen Flächen an Friedhöfen, Wanderparkplätzen oder Kinderspielplätzen.

In diesem Umfang, für eine ganze Gemeinde und unter Ausnutzung der Fördermöglichkeiten, ist das im Kreisgebiet ungewöhnlich.
Jan Lembach, Bürgermeister

Die höchste Pflegeklasse sind Flächen „gehobenen naturnahen Standards“, die auch von Touristen häufig genutzt werden. Hier sollen Gehölze und Stauden mit „Blüten-Aspekten zur Hauptvegetationszeit“ angepflanzt werden. Dazu sollen zur Förderung der Biodiversität Gestaltungselemente wie Altholzstämme, Benjeshecken, Insektenhotels, Käferkeller und Trockenmauern eingesetzt werden.

Wird diese Klassifizierung umgesetzt, entsteht zugleich ein qualifiziertes Grünflächenkataster für die sechs Dörfer zwischen Schmidtheim und Frauenkron. Allein am Rand der vier kommunalen Friedhöfe werden dann etwa 1150 Quadratmeter Grünflächen dokumentiert und sollen umgestaltet werden. Zum Beispiel die Wiese zwischen Sternenblick und Friedhof in Kronenburg.

Um hier wie anderswo Irritationen bei der Bevölkerung oder bei Touristen zu vermeiden, werden Informationstafeln aufgestellt: „Wir wollen Blütenpflanzen! Diese Fläche wird bewusst nicht regelmäßig gemäht.“ Die Aufwertungsmaßnahmen, wie sie die Gemeinde Dahlem bezeichnet, beginnen in Kürze.


Umsetzung des Grünflächenkonzepts kostet rund 420.000 Euro

Das Grünflächenkonzept kostet rund 122.600 Euro und wird zu 80 Prozent, mit 98.080 Euro, gefördert, so die Gemeinde Dahlem. Mit dem Geld wurde unter anderem bereits ein Einachser mit Portalmähwerk angeschafft. Im Rahmen eines zweiten Förderantrags wurde der Gemeinde, ausgehend von Kosten für die Umsetzung des Konzeptes in Höhe von rund 420.000 Euro, ein Zuschuss von 336.000 Euro bewilligt. Vorgesehen ist die Anschaffung eines Trägerfahrzeugs und verschiedener Anbaugeräte. Weitere Förderanträge sind geplant.