Fußball-BezirksligaTränen bei der JSG Erft 01 Euskirchen, Jubel beim SV Bessenich

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Die Spieler und die Verantwortlichen des SV Bessenich jubeln.

Große Erleichterung nach dem Schlusspfiff: Bessenich bleibt Bezirksligist.

Rhenania Bessenich reicht ein 1:0-Sieg zum Klassenerhalt. Die JSG Erft 01 verliert gegen Horrem deutlich zu hoch - und steigt ab.

RW Ahrem – SV Rhenania Bessenich 0:1 (0:1). Wenn es nach dem Geschmack des neutralen Zuschauers gegangen wäre, hätte es an diesem Nachmittag auf dem Friesheimer Kunstrasenplatz ruhig ein wenig spannender zugehen dürfen. Durch den frühzeitigen Rückstand der JSG Erft 01 wussten beide Teams recht schnell, dass ihnen der Klassenerhalt mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit sicher ist. Diese Tatsache änderte jedoch nichts daran, dass die Kontrahenten die Partie ordentlich zu Ende brachten – mit dem besseren Ausgang für die Gäste, die dementsprechend lautstärker den Ligaverbleib feierten.

Die Bessenicher erledigten ihre Hausaufgaben höchst souverän. Abgesehen von einer Schrecksekunde in der Anfangsphase, als Niklas Winkler frei auf das Gehäuse von SV-Keeper Eamonn Klein zustürmte, dann aber knapp rechts verzog, verteidigte die Deckung konzentriert und ließ im ersten Durchgang keine weiteren klaren Chancen der Rot-Weißen zu.

Der Blick auf den Liveticker war spannender als das Spielgeschehen

In einem, was Strafraumszenen anbelangte, insgesamt sehr ereignisarmen Duell nutzten die Gäste ihre einzige Möglichkeit gleich zum entscheidenden Treffer. Einen Eckball von der rechten Seite verlängerte Moritz Hartmann am kurzen Pfosten ins Zentrum, wo Jehon Vatovci einen kurzen Moment der Unaufmerksamkeit seines Gegenspielers mit einem Drehschuss aus kurzer Distanz in die Maschen bestrafte (34.). Ansonsten – man muss es so deutlich sagen – war der Blick auf den Liveticker deutlich interessanter als das Spielgeschehen, das die Rhenania nach den eingangs erwähnten Startschwierigkeiten gut unter Kontrolle hatte.

Zwei Fußballer jubeln: Einer mit ausgebreiteten Armen, ein anderer mit erhobener Faust.

Riesenjubel über das 1:0: Manuel Spies und Jehon Vatovci (Nr. 17).

Offensiv waren die Blau-Weißen dank des Führungstreffers weniger gefordert als die Gastgeber, denen aber die spielerischen Mittel fehlten, um für ernsthafte Torgefahr zu sorgen. Dies änderte sich trotz aller Bemühungen auch nach dem Seitenwechsel nur ganz selten. Mit Ausnahme eines Schusses, den Siggi Kunst für Klein, der machtlos gewesen wäre, vor der Linie klärte, kam der Bessenicher Schlussmann kaum ins Schwitzen, was in erster Linie an der seriösen Arbeit seiner Vorderleute lag. So konnte der Stammkeeper in der Schlussphase völlig entspannt für seinen Vertreter Emrullah Yasar Platz machen, auch die Routiniers Siggi Kunst und Moritz Hartmann erhielten vorzeitig Feierabend.

Stephan Reimer wurde offiziell als neuer Bessenich-Coach verkündet

Unfreiwillig fiel dagegen der Abgang von Manuel Spies aus, der kurz vor dem Abpfiff des guten Schiedsrichters Moritz Daßen die Gelb-Rote Karte sah und sich seine letzten Minuten im Bessenicher Trikot sicherlich etwas anders vorgestellt hatte. Die hervorragende Stimmung in den Reihen der Gäste konnte der Platzverweis aber natürlich nicht trüben. Spies wurde von den Mannschaftskollegen hinterher genauso in die Luft gewirbelt wie Teammanager Frank Marwitz, der den Klub ebenfalls verlassen wird. Nur das Hochwerfen von Co-Trainer Stefan „Fetzi“ Storb, der das Familienduell gegen seinen Cousin Thomas Frohn auf der anderen Trainerbank diesmal für sich entschied und die Spieler scherzhaft dazu aufforderte, traute sich offenbar niemand zu.

Fußballer lassen ihren Teammanager hochleben.

Dank für die geleistete Arbeit: Die Mannschaft feiert Frank Marwitz.

Unter den Beobachtern der Begegnung war auch Stephan Reimer, der nun offiziell als neuer Coach der Rhenania verkündet wurde. Neben seinem Sohn und seinem Neffen bringt der ehemalige Trainer der JSG Erft 01 weitere familiäre Unterstützung mit nach Bessenich: Niklas Miszkiewicz, Schwiegersohn in spe, kommt vom SC Elsdorf und verstärkt das Trainerteam, zu dem in der nächsten Spielzeit weiterhin Can Celik zählen wird.

„Im Vorfeld herrschte große Anspannung, doch wir haben unseren Plan perfekt durchgezogen. Ich hatte zu keiner Phase das Gefühl, dass wir das Spiel aus der Hand geben könnten“, resümierte der glückliche Coach. „Am Ende war es ein verdienter Klassenerhalt. Wir haben es vorher selber unnötig spannend gemacht“, ergänzte der ebenfalls erleichterte Marwitz.

Ein Fußballer zeigt auf das Wappen auf seinem Trikot.

Strahlender Sieger: Samson Sayongo.


JSG Erft verliert das Alles-oder-nichts-Spiel mit 0:6 gegen Horrem

JSG Erft 01 Euskirchen – Horremer SV 0:6 (0:3). Die JSG Erft Euskirchen ist abgestiegen – und das unterm Strich auch verdient, wenn man in einem Alles-oder-nichts-Spiel mit 0:6 verliert. Wenn man bedenkt, dass eine 0:2-Niederlage gegen eine Mannschaft, für die es nur noch um die Ehre ging, am Ende sogar gereicht hätte, weil BW Kerpen im Parallelspiel dem SC Wißkirchen mit 3:5 unterlag, fällt die Niederlage noch bitterer aus – und macht den Abstieg sogar noch ein wenig verdienter.

Ein Fußballer nimmt den Ball sehr artistisch an.

Spektakuläre Ballannahme: HSG-Spieler Leo Richerzhagen setzt sich im Zweikampf gegen einen Horremer durch.

Die Gründe für den Gang in die Kreisliga sind vielfältig. Als Schmelztiegel vereint, wurden sie im letzten Saisonspiel gegen Horrem innerhalb von 90 Minuten mehr als sichtbar.

Verletzungspech warf die JSG Erft 01 immer wieder zurück

Die JSG hatte in der gesamten Spielzeit großes Verletzungspech. Immer wieder fielen Leistungsträger aus. Und auch im letzten Bezirksliga-Spiel schlug genau dieses Pech zu. Zunächst musste Tom Neukirch Mitte der ersten Halbzeit verletzt runter. Dann war Julian Riße angeschlagen, biss zunächst auf die Zähne und wurde dann ebenfalls verletzt ausgewechselt. Solche personellen Rückschläge konnte der Aufsteiger nicht kompensieren.

Ein Betreuer schaut auf ein Handy.

Co-Trainer Thomas Fleck hat die Ergebnisse auf den anderen Sportplätzen fest im Blick.

Die JSG war zu unerfahren, zu lieb. Das wurde am letzten Spieltag mehr als deutlich. Während die Gäste aus Horrem aggressiv zu Werke gingen, auch mal Foul spielten, fehlte den Schützlingen von Trainer Chris Kockerols jede Galligkeit, die man in einem Alles-oder-nichts-Spiel braucht. Das ist einerseits auch ein „Nervending“ für eine so junge Mannschaft, aber vor allem auch ein „Erfahrungsding“.

Der JSG Erft 01 fehlte die Durchschlagskraft

Der JSG fehlte die Durchschlagskraft. Darüber können auch nicht die zehn erzielten Tore gegen Wesseling-Urfeld am vergangenen Spieltag hinwegtäuschen. Gegen Horrem hatte Erft 01 im ersten Durchgang einen Torschuss (von Jan Walther an die Latte). Im zweiten Durchgang scheiterten die Gastgeber dreimal am stark agierenden Horremer Schlussmann Kai Lehnen. Getreu dem Motto: Erst hat man kein Glück, dann kommen Unvermögen und Pech hinzu. Aber auch dreieinhalb echte Torchancen sind wenig, wenn man die Klasse halten will und jedes Tor über den Verbleib in der Bezirksliga entscheidet.

Ein JSG-Erft-Spieler liegt am Boden, die Hände am Kopf. Ein Mitspieler, zwei Gegenspieler und der Schiedsrichter schauen auf ihn.

JSG-Spieler Tom Neukirch muss verletzt behandelt werden. Für ihn ging es nicht weiter.

Zudem agierte die JSG ausgerechnet im entscheidenden Spiel naiv und leistete sich zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt haarsträubende (individuelle) Fehler. Alle drei Elfmeter, die Horrem zugesprochen bekam, waren berechtigt. Die anderen drei Treffer resultierten allesamt aus teils krassen Fehlern in der Hintermannschaft der JSG.

JSG Erft 01 hat 19 Zusagen für die kommende Saison

„Es ist schon schade, wenn man es auf der Zielgeraden dann nicht packt“, sagt JSG-Erft-Coach Chris Kockerols, der nach dem Schlusspfiff mit den Tränen kämpfte. Aber schon eine Stunde nach dem Schlusspfiff krempelte er wieder mental die Ärmel hoch: „Wir haben 19 Zusagen für die neue Saison und wollen eine schlagkräftige Truppe stellen.“

Erft-Trainer Chris Kockerols wischt sich eine Träne aus dem Gesicht.

Kämpfte nach dem Abstieg mit den Tränen: Chris Kockerols.

Nach dem Abpfiff analysierte der Coach im „Mannschaftskreis“ auf dem Platz die 90 Minuten und auch ein wenig die vergangenen Wochen – ruhig und sachlich. Die Enttäuschung war allen Beteiligten anzusehen. Und dann tat man das, was man eben so macht: Man trinkt ein Bier und spült den Frust runter. Da meistens dafür eins nicht reicht, waren es eben ein paar mehr ...


Zülpichs Luca Ohrem holt sich die Torjägerkanone vor Yasar und Spies

SV SW Nierfeld – SC Elsdorf 5:4 (1:1). Die Gastgeber lieferten ihren Anhängern nach einer wirklich tollen Spielzeit zum Abschluss noch einmal ein richtiges Spektakel. „Alex“ Chornyi, der zuvor bei der SG 92 in der Kreisklasse gespielt hatte, krönte seine Debütsaison in der Bezirksliga mit zwei Toren. Der Neuzugang steht damit beispielhaft für die Entwicklung, die das von vielen als Absteiger vorhergesagte Team unter der Regie von Trainer Dirk Scheer genommen hat. Jonas Küpper, der ebenfalls doppelt erfolgreich war, und Tomas Delcio Mateus sorgten – in diesem Jahr nicht zum ersten Mal in der Kloska-Arena – für einen Triumph des Kollektivs über die individuelle Qualität des Gegners.

TuS Zülpich – Spvg Wesseling-Urfeld 9:1 (5:0). Standesgemäß verabschiedete sich der Meister aus der Saison, um anschließend mit Fans und Freunden den Titel angemessen zu feiern. Während der 90 Minuten hatten sich die Angreifer Luca Ohrem und Dominik Spies ein Duell um den besten Torschützen geliefert, welches an diesem Tag mit 4:3 an den ehemaligen Nierfelder ging. In der Gesamtwertung hatte dagegen Ohrem die Nase vorn, dem beeindruckende 32 Saisontreffer gelangen. Diese reichten in der Endabrechnung zu Platz eins in der Torjägerliste; Spies sicherte sich mit 25 erfolgreichen Abschlüssen einen starken dritten Rang hinter Bessenichs Nuri Yasar (28). Eingerahmt wurden die sieben Treffer der beiden Zülpicher Stürmer gegen den Tabellenletzten von Marco Weinhold, der zur Führung traf, und Manuel Macherey, der für den Schlusspunkt sorgte.

BW Kerpen – SC Wißkirchen 3:5 (1:2). Niemand konnte den Gästen, denen für ihren Auftritt ein großes Kompliment gebührt, hinterher mangelnden Einsatz vorwerfen. Allen voran der frühere Bessenicher Nico Heuser, der seinem Ex-Verein im Abstiegsrennen offenbar kräftig unter die Arme greifen wollte und mit drei Toren maßgeblichen Anteil am Auswärtsdreier hatte. Timo Quast und Maurice Platz steuerten die Treffer vier und fünf bei, die dem SC, der zwischenzeitlich schon 3:1 vorne gelegen hatte und dann den Ausgleich hinnehmen musste, auf der Zielgeraden den Sieg bescherten.

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