In Euskirchen empfing Brigadegeneral Peter Webert Vertreter der Politik zur Kranzniederlegung für einen gefallenen Kameraden. Auch Nathanel Liminski, der Chef der NRW-Staatskanzlei, nahm teil.
VeteranentagIn Euskirchener Kaserne eines in Afghanistan gefallenen Kameraden gedacht

An der Gedenkstätte für den in Afghanistan gefallenen Stabsgefreiten Stefan Kamins legten Soldaten einen Kranz nieder.
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Ein Stein und eine Tafel halten in der Mercator-Kaserne die Erinnerung wach an den Stabsgefreiten Stefan Kamins. Er gehörte dem damaligen Amt für Geoinformationswesen der Bundeswehr in Euskirchen an und verlor im Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr sein Leben. Mit einer Kranzniederlegung und einer ökumenischen Andacht, die die beiden Militärpfarrer Rafael Fermor und Lars Spohr zelebrierten, gedachten am ersten nationalen Veteranentag Euskirchener Bundeswehrangehörige ihres im Einsatz gefallenen Kameraden.
28-Jähriger fuhr südlich von Kabul auf eine Panzerabwehrmine
Der damals 28-jährige Stefan Kamins war im Mai 2003 Teil eines Geo-Teams, das in Kabul Stab und Truppe sowie die afghanischen Behörden beim Wiederaufbau eines Vermessungs- und Katasterwesens unterstützte.
Am 29. Mai bestand der Auftrag eines Erkundungstrupps mit vier Fahrzeugen darin, südlich von Kabul eine alternative Route zu erkunden, um die Nutzung enger Straßen in Kabul zu vermeiden. Kamins steuerte das zweite Fahrzeug und geriet damit auf eine Panzerabwehrmine. Er wurde durch die Explosion tödlich verletzt. Sein Beifahrer wurde verwundet.
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Die Ehrenbezeugung von Brigadegeneral Peter Webert, dem Standortältesten in Euskirchen, galt dem in Afghanistan gefallenen Stabsgefreiten Stefan Kamins. An dessen Gedenkstein legten Soldaten einen Kranz nieder.
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Brigadegeneral Peter Webert, Standortältester der Bundeswehr in Euskirchen, konnte zur Gedenkfeier am Veteranentag eine Reihe Vertreter aus Politik, Wirtschaft, von Vereinen und Kameradschaften sowie viele ehemalige als auch aktive Soldaten begrüßen. Unter den Gästen war auch der Chef der NRW-Staatskanzlei, Nathanael Liminski.
NRW-Minister Nathanael Liminski spricht Grußwort für Landesregierung
Der Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales und Medien sagte in seinem Grußwort der Landesregierung, dass das Schicksal von Stefan Kamins und der 119 im Auslandseinsatz gefallenen Bundeswehrsoldaten schmerzlich vor Augen führe, welchen Gefahren Soldatinnen und Soldaten ausgesetzt seien – und welche Opfer sie für Freiheit und Sicherheit zu bringen bereit seien.

Soldatinnen und Soldaten der in Euskirchen stationierten Einheiten der Bundeswehr waren zur Gedenkfeier in der Mercator-Kaserne angetreten.
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Zahlreiche Vertreter aus der Politik nahmen an der Gedenkveranstaltung in der Euskirchener Mercator-Kaserne teil. NRW-Minister Nathanael Liminski (2.v.l.) sprach für die Landesregierung ein Grußwort.
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„Diesen Dienst dürfen wir als Gesellschaft nie als Selbstverständlichkeit hinnehmen. Dieser Dienst verdient Respekt, Dank, Erinnerung und vor allem Fürsorge“, sagte Liminski. Er würdigte die Einführung des Veteranentages: „Dies ist ein wichtiger Meilenstein in der Veteranenpolitik. Gleichzeitig kommt dieser Schritt spät. 32 Jahre, nachdem mit Alexander Arndt der erste Bundeswehrsoldat im Auslandseinsatz in Kambodscha getötet wurde, ist dieser Schritt längst überfällig.“ Der Festakt vor dem Reichstag sei wichtig. „Aber mindestens ebenso wichtig, wenn nicht noch wichtiger, ist die Verankerung des Veteranentags vor Ort, wo die Bundeswehr ihr Zuhause hat, wie hier in Euskirchen.“
Unsere Gesellschaft leider viel zu lange die Augen vor der Einsatzrealität der Bundeswehr verschlossen hat. Das Thema galt als unbequem, und Bilder von bewaffneten, kämpfenden oder gar versehrten deutschen Soldaten waren tabu.
Liminski erklärte, die späte Anerkennung in Form des Veteranentags habe nicht an der Bundeswehr oder fehlenden Konzepten gelegen. „Es liegt daran, dass unsere Gesellschaft leider viel zu lange die Augen vor der Einsatzrealität der Bundeswehr verschlossen hat. Das Thema galt als unbequem, und Bilder von bewaffneten, kämpfenden oder gar versehrten deutschen Soldaten waren tabu. In unserer Gesellschaft wollte man die Bundeswehr lieber als eine Art bewaffnetes THW verstehen, wie der Militärhistoriker Sönke Neitzel es passend beschreibt.“

Der katholische Militärpfarrer Lars Spohr (Foto) leitete zusammen mit dem evangelischen Militärpfarrer Rafael Fermor eine ökumenische Andacht in der Mercator-Kaserne in Euskirchen.
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Brigadegeneral Peter Webert (3.v.r) mit Gästen der Gedenkveranstaltung: Landrat Markus Ramers (v.r.), Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt, NRW-Minister Nathanael Liminski und MdL Klaus Voussem.
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Der Veteranentag zeige: Diese Mentalität ändere sich. Und das sei nicht zuletzt ein Ergebnis der Zeitenwende. Liminski: „Spätestens seit dem 24. Februar 2022 ist uns wieder bewusster: Freiheit, Sicherheit und Selbstbestimmung sind nicht garantiert. Wir müssen bereit sein, sie zu verteidigen. Wenn nötig, auch mit der Waffe in der Hand.“
Brigadegeneral hält Veteranentag für Bindeglied zwischen Bundeswehr und Bevölkerung
Auch Brigadegeneral Peter Webert stellte in seiner Begrüßungsrede in der Mercator-Kaserne heraus, dass ein Veteranentag, der in Ländern wie den USA, Frankreich oder im Vereinigten Königreich eine lange Tradition habe, ein wichtiges Momentum im Verhältnis von Bundeswehr und Gesellschaft darstelle. Wenn es gelinge, den Veteranentag, der hier Neuland sei, in den kommenden Jahren mit Leben zu füllen, könne er zu einem wichtigen Bindeglied zwischen Bundeswehr und Bevölkerung werden. Webert: „Eine Verzahnung, die wir für die gesamtstaatliche Verteidigung benötigen.“
Das Militärische ist zu einer Sache der Willigen und Wenigen geworden. Die Distanz der Gesellschaft zu ihrer Armee hat sich dadurch vergrößert.
Denn mit der Abkehr von der Wehrpflicht vor 14 Jahren und dem Umbau zur Einsatzarmee habe sich die Bundeswehr professionalisiert. „Das Militärische ist zu einer Sache der Willigen und Wenigen geworden. Die Distanz der Gesellschaft zu ihrer Armee hat sich dadurch vergrößert.“
Der Veteranentag sei ein Gedenktag, eine Brücke zwischen Bundeswehr und Gesellschaft. Die lebe vom Engagement ihrer Bürgerinnen und Bürger. Vom Ehrenamt, von der Zivilcourage, von der Bereitschaft, füreinander einzustehen. Webert: „Der Dienst in der Bundeswehr ist ein Teil davon – ein besonderer Teil. Der Veteranentag lädt uns alle ein, diesen Teil wieder sichtbarer zu machen.“