Filmemacherin Carolin Genreith (r.) bei der Filmvorführung in Hillesheim mit Kinochefin Christine Runge (v.l.) und den Bauchtänzerinnen aus Hallschlag, Tina Willers und Steffi Hänsel.
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Hillesheim – Carolin Genreith wuchs auf einem Bauernhof in Steckenborn bei Simmerath auf. Eine der Ecken im Monschauer Heckenland, wo es gleichermaßen schön wie ruhig ist. Zu ruhig – das dachte sich auch Genreith wie wohl manche ihrer Altersgenossen. Sie zog nach dem Abitur mit 21 Jahren erst nach London und lebt seit 2005 in Berlin. Jetzt kehrte die 28-Jährige in die Heimat zurück. Im Gepäck hatte die ausgebildete Filmemacherin ihr Debüt: „Die mit dem Bauch tanzen“.
Seit der Premiere auf der diesjährigen Berlinale ist das Erstlingswerk der jungen Nordeifelerin viel gelobt worden, doch erst jetzt wurde eine Kopie auch in der Eifel gezeigt. „Das ist quasi ein Heimatfilm“, urteilt Christine Runge von der „Eifel-Film-Bühne“ in Hillesheim. Alle Aufführungen des Bauchtanz-Films waren sehr gut besucht – zuletzt war Runges Haus restlos ausverkauft.
Offenbar hat Carolin Gen-reith, die zur Promotion-Tour auch nach Hillesheim kam, einen Nerv getroffen. Eigentlich zeigt der 80-Minuten-Streifen, wie Frauen über 50 ihre Angst vor dem Älterwerden besiegen: Als Bauchtänzerinnen fühlen sich die 19 Frauen aus Konz, Mützenich, Monschau und Aachen jung, spüren ihren Körper, feiern ihre Lebensfreude. Und diese Lebensfreude springt auch auf das Publikum im Hillesheimer Kino sofort über. Eigentlich: Denn achtet man speziell auf die Dialoge zwischen Carolin Genreith und ihrer Mutter Biggi – diese ist eine der Bauchtänzerinnen im Film –, ist der stellenweise hinreißend komische, dann wieder nachdenkliche Film auch eine kleine Studie über das Erwachsenwerden.
Denn er ist Carolin Genreiths ganz persönlicher Versuch, mit dem zeitlichem Abstand von acht Jahren und dem Leben in der Großstadt, einen neuen Blick auf ihre Heimatregion und die Menschen dort zu werfen. Wie sie selbst im Film kommentiert, hat sie ihre eigene Angst vor einer Altersgrenze – im September 2014 wird Genreith 30 Jahre alt – im vergangenen Jahr für 19 Drehtage nach Hause zurückgeführt: „Dahin, wo ich in den vergangenen acht Jahren nur sehr selten war.“
Und dann nutzte sie die Gelegenheit: Vielleicht war ihr der Beruf auch ein guter Schutzschirm, eine offenbar längere Sprachlosigkeit gegenüber ihrer Mutter zu beenden. Die beiden lachen, erzählen aus Carolins Kindheit, und die Tochter fragt die Mutter auch ganz Persönliches: Warum hast du Vater verlassen? Ist dein neuer Freund wirklich die Liebe deines Lebens? Fragen, die auch die Entscheidung der Mutter, mit dem Bauchtanz einen weiteren neuen Schritt zu gehen, begründen. Die aber eigentlich der Tochter Carolin helfen, sich selbst zu verstehen, denn „das zu fragen, habe ich mich früher nie getraut“, gesteht sie offen ein.
„Ich habe mich mit der Eifel ein bisschen versöhnt“, zieht Carolin Genreith am Abend nach der Filmvorführung Bilanz. Beeindruckt habe die 28-Jährige die „Unkompliziertheit und Offenheit der Eifeler bei den Dreharbeiten, zum Beispiel beim Schützenfest in Mützenich“. Das sei in Berlin völlig anders: „Kamera aufgestellt – schon kommen die ersten Passanten und warnen davor, sie nur ja nicht zu filmen – mit Hinweis auf ihr Persönlichkeitsrecht.“
Ob sie sich vorstellen kann, wieder in der Nordeifel zu leben? „Die Entschleunigung hier, das gefällt mir sehr gut. Wenn ich einmal Kinder habe, dann vielleicht. Jetzt noch nicht. Jetzt brauche ich noch die Unruhe der Großstadt.“