Mechernich-Obergartzem – „Den Männern schießen Tränen in die Augen, wenn sie hier stehen, um ihr neues Quad abzuholen.“ Edith Jornitz, Mutter von Firmenchef Sebastian Jornitz, kann gut beschreiben, was in Kunden vorgeht, die nach zwei, drei Monaten Wartezeit die Firma „Exeet“ im Gewerbegebiet von Obergartzem betreten. Denn bei Deutschlands einzigem Quadhersteller werden individuell gestaltete Männerträume produziert, die so viel kosten wie ein Mittelklassewagen. Für das viele Geld haben diese exquisiten Fahrzeuge noch nicht einmal ein Dach, geschweige denn eine Heizung. Und richtig in die Kurve legen kann man sich mit den vierrädrigen Geschossen auch nicht. Kurz und gut: Es sind also typische Männerspielzeuge.
Schon als kleiner Junge von neun Jahren entdeckte Sebastian Jornitz seine Liebe zu den Quads. Die Familie verbrachte den Urlaub in Dänemark und besuchte dort einen Freizeitpark. Zuerst wurde er auf ein kleines Motorrad gesetzt. Doch schon in der ersten Kurve landete er in einem Reifenstapel. Hundert Meter weiter wartete der Parcours mit den Quads. Und dort klappte der erste Ausritt unfallfrei. „Seitdem ist Sebastian nie mehr von einem Quad abgestiegen“, berichtet die Mutter stolz über ihren ältesten Sohn. Dieser, mittlerweile 31 Jahre alt, ist eher ein Mann der Fakten: „3,51 Sekunden von null auf hundert“, beschreibt er sein neuestes Modell „Black Bull 1000“. Statt in Zeiteinheiten kann er diesen Wert auch in Längeneinheiten angeben: Nach 51 Metern hat das Quad aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigt. Beim testosterongesteuerten Ampelsprint dürfte also kaum jemand schneller sein.
Dieses vierrädrige Geschoss kann seine Abstammung nur unschwer verbergen. Denn ursprünglich war die schwarze Rakete einmal ein Motorrad, genauer gesagt eine Kawasaki Z 1000. „Ich baute zunächst Gabel und Hinterradschwinge aus“, erklärt der gelernte Kfz-Mechaniker, der sein Studium der Fahrzeugtechnik nie abschloss, weil er, statt in Vorlesungen zu sitzen, lieber Rennsportteile bauen wollte. An die Kawasaki schraubt er folglich einen selbst gebauten Vorderrahmen und eine selbst konstruierte Hinterachse mit Schwingen an. Natürlich musste auch der Auspuff verändert werden, weitere Details wie die Ölwanne entsprechen selbstverständlich auch nicht mehr dem Original.
Spitzengeschwindigkeit von 220 Stundenkilometern
Die Fachpresse ist auf jeden Fall begeistert. Das Team um Sebastian Jornitz setzte auf ein Fahrwerk, das sich „ansonsten in Formel-1-Boliden, Lamborghini, im Pagani Zonda und Porsche Carrera GT“ wiederfinde, urteilte eine Fachzeitschrift. Dies ermögliche „eine extrem flache Bauweise, mit welcher bei der Black Bull eine Bodenfreiheit von nur 80 Millimetern erzielt“ werde. Der Firmenchef charakterisiert sein Spitzenmodell folgendermaßen: „Das ist im Prinzip ein Formel-3-Chassis mit einem Motorradsitz.“ Der 140 PS starke Motor ermöglicht eine Spitzengeschwindigkeit von 220 Stundenkilometern. Der wichtigste Vorteil dieses Quads gegenüber einem Motorrad ist die bessere Straßenlage. Dank des Fahrwerks treten auch bei Geschwindigkeiten von über 200 Stundenkilometern keine Schweißperlen auf die Stirn. Und das, obwohl das Quad nur 275 Kilogramm wiegt.
Manfred Schneider aus Aschaffenburg, der am Mittwoch sein neues Gefährt in Obergartzem abholte, urteilte ganz schlicht: „Das Quad fährt gut und sieht gut aus.“