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KatastrophenschutzSo bereiten sich Einsatzkräfte im Kreis Euskirchen auf den Ernstfall vor

4 min
Jugendliche Darsteller, denen Verletzungen angeschminkt wurden, liegen auf dem Boden und werden von Sanitätern und Feuerwehrleuten versorgt.

Beim Massenanfall von Verletzten ganz entscheidend: Notärzte priorisierten nach Sichtung der Verletzten die Erstversorgung und den Weitertransport in die Krankenhäuser.

Das Szenario der Katastrophenschutzübung des Kreises Euskirchen in Hellenthal war anspruchsvoll: Ein Lkw war in eine Schülergruppe gefahren.

Es ist die Vorbereitung auf Geschehnisse, von denen alle hoffen, dass sie nie eintreten. Da die Realität jedoch unberechenbar ist, ist eine kreisweite Katastrophenschutzübung, wie sie auf dem Gelände des Hellenthaler Schoeller-Werks stattfand, enorm wichtig, um ein eingespieltes Zusammenwirken einer großen Zahl von Einsatzkräften zu trainieren.

Ein Massenanfall von Verletzten, mit dem Rettungsdienst, Feuerwehr und Hilfsorganisationen im Kreis in der Vergangenheit bereits mehrfach konfrontiert wurden, bildete das Szenario, das die Abteilung Gefahrenabwehr des Kreises entworfen hatte. 227 Einsatzkräfte stellten sich der Aufgabe, koordiniert schnellstmöglich Hilfe zu leisten.

Drehbuch des Kreises Euskirchen sah Massenanfall von Verletzten vor

In der Logistikabteilung der Firma Schoeller, so die Regieanweisung im Drehbuch der Übung, sei ein Lkw-Fahrer nach einem Herzinfarkt rückwärts in ein Regal und gegen einen Stapler gefahren. In den Unfall verwickelt worden sei eine Schulklasse, die zu diesem Zeitpunkt eine Betriebsbesichtigung hatte. Zahlreiche Schüler seien verletzt – zum Teil sehr schwer – und eingeklemmt worden, andere durch das schreckliche Ereignis traumatisiert.

Zwei Feuerwehrleute transportieren einen Verletztendarstellern in einer Schleifkorbtrage durch die Werkhalle.

Feuerwehrleute brachten die Verletzten zunächst zur Patientenablage, wo sie von Notärzten und Rettungsdienstlern medizinisch versorgt wurden.

Drei Feuerwehrleute kümmern sich um drei auf einer Rettungsdecke sitzende junge Verletztendarsteller.

Feuerwehrleute kümmerten sich um „Unfallopfer“.

Mit einer größeren Anzahl von Darstellern des Jugendrotkreuzes (JRK) und der Jugendfeuerwehren aus dem Kreis wurde ein möglichst realitätsnaher Einsatz inszeniert. Den Darstellern, so Jasmina Engel vom JRK, seien zum Teil echt aussehende Wunden geschminkt worden. Sie seien auch individuell instruiert worden, was ihre Rolle verlange, so Engel. So wie Christian Keuer von der Jugendfeuerwehr, der keine offene Wunde hatte. „Ich habe aber eine Wirbelsäulenfraktur und starke Schmerzen“, sagte er verheißungsvoll, während er auf das Eintreffen der Ersthelfer wartete.

Die Hellenthaler Feuerwehr leitete die Rettungsmaßnahmen ein

Auch eine Gruppe des Malteser-Hilfsdienstes wartete gespannt auf die Ankunft der ersten Fahrzeuge des Löschzugs 1 der Gemeinde Hellenthal. „Das ist eine Weiterbildung für Leitende Notärzte und Organisationsleiter“, sagte Tobias Linz, Instruktor des Kurses. Für sie bildete die Übung den Abschluss des Kurses.

Routiniert gingen die Hellenthaler Feuerwehrleute ans Werk, nachdem sie vom Bereitstellungsraum an der Olefstaumauer an der Halle im Schoeller-Werk eingetroffen waren, in der die Übung stattfand. In kurzer Zeit hatten sie die Lage im Griff, befreiten die Eingeklemmten und brachten die Verletzten zu einer schnell eingerichteten Patientenablage im Hallenbereich, damit die Notärzte und Rettungsdienst-Mitarbeiter nach ihrem Eintreffen sofort mit ihrer Arbeit beginnen konnten.

Sanitäter in roter Einsatzkleidung mit Helmen besprechen den Abtransport eines Verletzten.

In enger Abstimmung übernahmen die Helfer des DRK und der Malteser die Verletzten, um sie in Kliniken zu bringen.

Die drei Genannten in der Werkhalle der Firma Schoeller, im Hintergrund zwei Feuerwehrfahrzeuge.

Beobachteten das Geschehen: Landrat Markus Ramers, Martin Fehrmann und Johannes Gebertz (v.l.)

Diese wären im Ernstfall in großer Zahl von der Rettungsleitstelle direkt alarmiert worden. Im Übungsverlauf trafen sie erst mit Verzögerung am Einsatzort ein. Dort übernahmen sie die medizinische Versorgung. „Zu diesem Zeitpunkt werden die Verletzten gesichtet und festgelegt, welche Patienten mit Priorität mit Rettungswagen oder Hubschraubern in ein Krankenhaus gebracht werden“, sagte Martin Fehrmann, Leiter der Abteilung Gefahrenabwehr des Kreises.

Es fällt auf, wie gut die verschiedenen Einheiten im Miteinander funktionieren.
Markus Ramers, Landrat des Kreises Euskirchen

Unterstützt wurden die Kräfte des Rettungsdienstes des Kreises von denen der Malteser und des DRK. Wegen der großen Zahl der Verletzten und Beteiligten sei die „ÜManV“-Komponente alarmiert worden, ein landesweites Konzept, nach dem bei Großschadenslagen Einheiten aus einem Nachbarkreis ebenfalls alarmiert werden. So unterstützte der Rettungsdienst aus dem Rhein-Sieg-Kreis in Hellenthal die Kreis Euskirchener Kollegen.

Verschiedene Einheiten müssen immer wieder miteinander üben

„Es fällt auf, wie gut die verschiedenen Einheiten im Miteinander funktionieren“, sagte Landrat Markus Ramers, der mit Bürgermeister Rudolf Westerburg die Übung verfolgte. Einen Dank richtete er an die Firma Schoeller für die Unterstützung der Übung.

„Die regelmäßigen Übungen zeigen immer wieder, wie gut die beteiligten Einsatzkräfte Hand in Hand zusammenarbeiten“, zog Martin Fehrmann ein Fazit. Gerade deshalb müssten Schnittstellen zwischen den verschiedenen Einheiten regelmäßig geübt werden, damit eine zielgerichtete Versorgung von Betroffenen und Verletzten jederzeit gewährleistet sei. Im Nachgang einer solchen Übung gelte es, die Abläufe auszuwerten und alle Prozesse weiterzuentwickeln.


Diese Einsatzkräfte waren an der Übung beteiligt

An der Übung beteiligten sich die Feuerwehr Hellenthal, die Informations- und Kommunikationseinheit des Kreises, der DRK-Kreisverband Euskirchen, der Malteser Hilfsdienst Euskirchen, die überörtliche Rettungsdienstkomponente aus dem Rhein-Sieg-Kreis, der Rettungsdienst des Kreises Euskirchen, das Jugendrotkreuz im Kreis Euskirchen und die Jugendfeuerwehren, das THW Schleiden und die DLRG Euskirchen. Vor der Übung informierten die Organisationen im Bereitstellungsraum an der Oleftalsperre über ihre Einsatzmittel.