WasserrettungDLRG im Kreis Euskirchen stellt zwei neue Boote und Rettungswagen in Dienst

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Zwei Einsatzkräfte bedienen das rote Motorboot. Ein dritter DLRG-Helfer ist in den Zülpicher See gesprungen und zieht einen Mann an Bord, der auf dem Rücken im Wasser treibt.

Über die Bugklappe wurde der in simulierte Not geratene Schwimmer bei einer Übung auf dem Zülpicher See auf das Rettungsboot gezogen.

Bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 hat die DLRG im Kreis Euskirchen beim Einsatz in Schweinheim ein Boot verloren. Dank vieler Spenden konnte dafür Ersatz beschafft werden.

Mit langsamen Schritten, den auf dem Boot prangenden Namen nicht aus den Augen lassend, ging Helga Gehlen auf das Rettungsfahrzeug zu. Nach einem kurzen Blick auf den DLRG-Bezirksleiter Matthias Wessel schüttete sie den Inhalt der kleinen Sektflasche über dem Boot aus, um es nach traditionellem Brauch zu taufen.

„Mein Mann ist vor mittlerweile vier Jahren verstorben. Seinen Namen heute auf dem Boot zu sehen, ist wirklich ein sehr ergreifender Moment für mich“, berichtete die Witwe des DLRG-Urgesteins Herbert Gehlen. 55 Jahre lang war der Träger des goldenen Verdienstzeichens in den Diensten der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft – und dieser Einsatz wurde am Sonntag während der Taufe des neuen Bootes mit Namen „Herbert“ gewürdigt.

Boot ging beim Fluteinsatz in Schweinheim verloren

„Meine letzte Bootstaufe liegt schon mehrere Jahrzehnte zurück. Das ist für uns alle ein ganz besonderer Augenblick“, stimmte Matthias Wessel zu. „Es ist toll, dass wir uns mit diesem Namen für das unerschütterliche Engagement von Herbert bedanken können.“

Das rein aus Spenden finanzierte Boot tritt künftig die Nachfolge des Bootes an, das bei einem Einsatz während der Flutkatastrophe im Juli 2021 in Schweinheim verloren gegangen ist. Obwohl die vier Insassen, zwei Mitglieder der DLRG und zwei Feuerwehrleute, alle mit einem gehörigen Schrecken davongekommen waren, lösten die Erinnerungen an diesen schicksalhaften Tag dennoch einen Schauer bei allen Anwesenden aus.

Die neuen Boote wurden „Herbert“ und „Hope“ getauft

„Technisch ist das Boot seinem Vorgänger weit überlegen und bietet somit auch mehr Sicherheiten, alle Einsatzkräfte heil zurückzubringen“, betonte Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen während der Einsegnung am Wassersportsee. Auch Landrat Markus Ramers, gleichzeitig Schirmherr des DLRG-Bezirks Kreis Euskirchen, fand ausschließlich lobende Worte für die Neuanschaffung.

„Die Stunden, in denen der Verbleib der vier Insassen unklar war, waren für uns alle furchtbar und umso erleichterter waren wir, als sie unbeschadet zurückkehrten. Ich hoffe zwar, dass es nie wieder zu einer solchen Katastrophe und einem so gefährlichen Einsatz kommt, aber falls doch, ist die DLRG mit dem neuen Boot sehr gut ausgestattet.“

Die Genannten vor einem der beiden neuen Boote.

Präsentierten stolz die neuen Wasserfahrzeuge der DLRG: Pfarrer Bernd Kehren (v.l.), Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen, Landrat Markus Ramers, DLRG-Bezirksleiter Matthias Wessel, Helga Gehlen und Till Siebel, Vizepräsident des DLRG-Landesverbands Nordrhein im Bereich Soziales.

Zusätzlich zu „Herbert“ wurde am Sonntag auch das ebenfalls neue Boot „Hope“ (englisch für Hoffnung), sowie ein Einsatzwagen durch den Militärpfarrer Bernd Kehren gesegnet. Alle Fahrzeuge seien technisch auf einem sehr hohen Stand und für viele Eventualitäten ausgestattet, wie Matthias Wessel erklärte.

„Das Boot Herbert ist beispielsweise mit demontierbaren Reifen ausgestattet, die auch einen Einsatz in Niedrigwasser von gerade einmal 30 bis 40 Zentimeter Tiefe möglich machen“, berichtete der DLRG-Bezirksleiter. „Zudem ist das Material deutlich robuster und stabiler als bei dem Vorgängermodell aus Kunststoff.“

Ich hoffe zwar, dass es nie wieder zu einer solchen Katastrophe und einem so gefährlichen Einsatz kommt, aber falls doch, ist die DLRG mit dem neuen Boot sehr gut ausgestattet.
Markus Ramers, Landrat des Kreises Euskirchen

Auf dem Boot befestigte Lagerkisten voller Werkzeuge und Rettungswesten sollen den Rettungskräften zudem die Möglichkeit geben, auf die unterschiedlichen Bedingungen während eines Einsatzes zu reagieren.

Um die Einsatzfähigkeit der Boote zu präsentieren, hatten die Verantwortlichen im Anschluss an die Taufe und die Einsegnung auch eine Rettungsübung für die anwesenden Gäste vorbereitet. Trotz der niedrigen Temperaturen wagten sich einige hartgesottene Schwimmer ins kühle Nass des Wassersportsees, um sich von ihren Kollegen retten zu lassen.

Mit Fingerspitzengefühl den starken Windböen trotzend, manövrierten die Bootsführer ihr Gefährt bis auf wenige Zentimeter an den „Verunfallten“ heran, der dann über die Bugklappe an Bord geholt werden konnte. „Die Schwimmer sind solche Situationen gewohnt, denen macht das kalte Wasser nichts aus“, erklärte Matthias Wessel lachend.

Um diese Aufgabe beneideten die Zuschauer die Retter am Sonntag zwar nicht, umso größer fiel daher jedoch auch die Anerkennung aus, die alle Anwesenden den Mitgliedern der DLRG entgegenbrachten. „Es sind die Spenden, dank derer wir uns solche Anschaffungen von neuen Gerätschaften leisten können“, so Wessel. „Aber es sind die Herzen aller Einsatzkräfte, die ein solches Engagement im Ernstfall überhaupt erst ermöglichen.“


Große Spendenbereitschaft nach der Flutkatastrophe von 2021

Die Arbeit der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und somit auch die am Sonntag vorgestellten Fahrzeuge werden durch Spenden finanziert. Allein das Boot „Herbert“ schlägt mit einem Betrag von insgesamt 55 000 Euro zu Buche. Hinzu kommen weitere 32 500 Euro für das etwas kleinere Boot „Hope“ sowie 86 000 Euro für den Rettungswagen samt dessen Ausstattung.

„So verheerend die Flut im Juli 2021 auch war, mit ihr ist auch die Spendenbereitschaft deutlich angestiegen“, stellte DLRG-Bezirksleiter Matthias Wessel fest: „Einzelne Spender haben mit ihrer Unterstützung im teilweise hohen fünfstelligen Bereich enorm dazu beigetragen, dass unsere Rettungskräfte in Zukunft deutlich sicherer in den Einsatz für das Leben ihrer Mitmenschen gehen können.“

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