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Zugvögel-FestivalNach Groß-Event am Weißen Stein in Udenbreth wird eine Woche aufgeräumt

6 min
Mit Zange und Müllsack ist Nils auf dem Sportplatz unterwegs. Im Hintergrund sind der Aussichtsturm und das Festival-Gelände zu sehen.

Akribisch säubert Nils die als Campingplatz zweckentfremdete Sportfläche am Aussichtsturm Weißer Stein auch noch von den kleinsten Überbleibseln.

2000 Menschen haben beim Zugvögel-Festival am Weißen Stein gefeiert. Danach hat die Crew der Organisatoren viel zu tun, um das Gelände „besenrein“ zu machen.

Konzentriert stapft Nils über den Sportplatz in Udenbreth, Müllsack und Zange in den Händen, die Augen auf den Boden gerichtet. Auf den ersten Blick ist die Fläche makellos, einmal abgesehen von den Laufwegen der Festivalbesucher, die sich sternförmig über die grüne Rasenflächen nach außen ziehen.

Doch Nils sieht das anders, immer wieder hebt er kleine Dinge auf und befördert sie in den blauen Sack in seiner linken Hand. „Ich bin pingelig, darum mache ich das gerne“, sagt er über sich selbst und fasst schon den nächsten Fremdkörper auf dem Boden ins Auge, der ihn stört.

Pingelig – mit diesem Wesenszug ist er prädestiniert für die Aufgabe, die Flächen rund um das Gelände des Zugvögel-Festivals auch noch von den letzten Hinterlassenschaften der Besucher zu befreien. Hier auf dem Sportplatz, auf dem noch vor wenigen Tagen die Zelte der Besucher dicht an dicht standen, wird er immer wieder fündig. 2000 Menschen waren an den zwei Wochenenden insgesamt am Weißen Stein, um die besondere Atmosphäre des Zugvögel-Festivals zu genießen.

Auch im kommenden Jahr soll es wieder ein Zugvögel-Festival geben

Bereits am Montag sei er mit den Teams durch die Waldflächen gezogen. Dabei hätten sie alles entfernt, was nicht in einen Wald gehöre, berichtet Nils. „Hier und da waren Taschentücher, eigentlich ging es“, sagt er. Schließlich habe es auch jede Menge Schilder gegeben, dass der Wald möglichst nicht betreten und vor allem nicht als Toilette benutzt werden solle.

Zum dritten Mal ist er bereits Mitglied der Crew, die dafür sorgt, dass an zwei Wochenenden das Zugvögel-Festival am Weißen Stein in Udenbreth stattfinden kann. Und es soll nicht das letzte Mal sein: „Wir wollen es noch mal machen“, sagt Nils und zieht langsam weiter, Schritt für Schritt.

Drei Crew-Mitglieder bauen ein großes Holzbauwerk ab.

Hand in Hand geht der Abbau der vielen Stände, Bühnen und Bars vonstatten.

Zahlreiche Restmülltonnen sind aufeinander gestapelt, davor Kästen mit Pfandflaschen.

Becher, Pfandflaschen, Müll – alles hat seinen Platz und wird gesammelt.

Chaotisch wie auf einem Ameisenhügel in der Sonne wirkt wenige Meter weiter das Gewusel der Menschen und Fahrzeuge, die Hin und Her, quer und zurückfahren, laufen oder gehen. Jeder weiß, was zu tun ist, denn die Abläufe sind klar. Die Stimmung ist prächtig, und das Wetter ist trocken. „Wenn das so bleibt, sind wir am Sonntag durch“, sagt Hendrik, der für die Betreuung der Presse zuständig ist. Darüber hinaus sei das Festival weitestgehend problemlos abgelaufen, berichtet er entspannt.

Aus einem Auto mit Anhänger wird er angesprochen. Der Mann am Steuer will Restholz abholen, das für die Abholung inseriert wurde. Hendrik zeigt ihm den Weg zu dem Container, in dem die Holzstücke gesammelt werden. „Alles, was zu klein ist, um eingelagert zu werden, wird als Brennholz abgegeben“, sagt er.

Discokugel mit 70.000 Spiegelchen beklebt

Die langen Balken und Bretter würden dagegen in Udenbreth eingelagert und mit einer Plane gegen den Eifelwinter geschützt, um im nächsten Jahr wieder zur Verfügung zu stehen. Die Zugvögel wollen wiederkommen und dann schon Material für den Nestbau vorfinden, das wird klar. Und auch das Ambiente soll gepflegt hinterlassen werden. „Saatgut für die Wiesen ist bestellt“, verrät er.

Vor dem Gerippe der Techno-Bühne, auf der die DJs aufgelegt haben, nimmt Till sorgfältig an einer Holzplatte Maß. Er baut eine Kiste für die Discokugel, die noch in mehreren Metern Höhe über der ehemaligen Tanzfläche hängt. „Die haben wir mit 70.000 Spiegelchen beklebt“, berichtet er. Am schwierigsten sei es gewesen, die Grundkonstruktion hinzubekommen. „Ich habe das schon für das letzte Jahr versucht, aber das ist mehr ein Ei geworden“, gesteht er. Diesmal sei die Kugel tatsächlich eine Kugel und solle deshalb auch unbeschadet im nächsten Jahr wieder für Stimmung auf der Tanzfläche sorgen.

Zwei Männer wuchten eine Holzplatte hoch.

Auch die Platten für die barrierefreien Wege werden eingelagert.

Till ist Teil des Pangea-Kollektivs aus Koblenz, das damit eine Sonderstellung in der meist aus Köln stammenden Crew darstellt. Rund 50 Mitglieder habe das Kollektiv, von denen 30 in Udenbreth engagiert seien, berichtet er. „In Koblenz gibt es keine richtigen Clubs, und da müssen wir für unsere Feierkultur unsere eigenen Räume schaffen“, so Till. Auch in der Eifel.

Bei den Zugvögeln gestalten und betreiben sie die Techno-Bühne und die Bar. Drei Wochen habe der Aufbau gedauert, aber tatsächlich habe die Arbeit weit vorher begonnen, berichtet er. So seien das Highlight an der Bühne die kreisförmigen Lampen gewesen. „Die sind aus Ikea-Salatschüsseln gebaut worden. Unsere WG stand seit Wochen voll mit diesen Dingern“, sagt er lachend. Die Atmosphäre bei dem Festival sei einmalig. „Hier hat jeder den Freiraum, seine Ideen umzusetzen“, schwärmt Till.

Den Eingang der Tanz-Strohburg als Zirkuswagen gestaltet

Wie Hardy aus Köln. Seine Idee war es, den Eingang in die Tanz-Strohburg als Zirkuswagen zu gestalten. Zwei Tage habe er gebraucht, um das zu realisieren, berichtet er. Die Stimmung in der Crew sei toll: „Das sind alles super Fachleute, die sich einen Spielplatz schaffen“, beschreibt er das Miteinander aus Menschen und originellen Einfällen. Dann wird er abgelenkt: Zwei Zugvögel kommen, um sich herzlich von ihm zu verabschieden. „Hier entstehen Freundschaften und Netzwerke“, sagt er. Manchmal müsse man erst in die Eifel fahren, um die Menschen in der Kölner Nachbarschaft kennenzulernen, sagt er mit einem Augenzwinkern.

„Ich finde den Vibe, der hier ist, schön“, beschreibt Jule ihr augenblickliches Lebensgefühl. Auch sie kommt aus Köln. Aktuell ist sie für das Abfallmanagement zuständig, entscheidet, was Müll ist und was nicht. Definitiv Abfall ist das Brett, das vor ihr liegt, doch erst einmal müssen die Schrauben raus. „Wenn ich die Zeit habe, haue ich die durchgedrehten Schrauben aus den Brettern“.

Jule reicht Luka eine Platte mit Apfel- und Bananenstücken.

Auch Jule, heute für das Abfallmanagement verantwortlich, wird von Luka mit Snacks versorgt.

Dann kommt Luka, die heute für die Versorgung der Crew zuständig ist, und hält ihr ein silberglänzendes Tablett mit Obstsnacks unter die Nase. „Es ist hier wie in einer großen WG, man kümmert sich um uns“, sagt Jule. Sie habe etwas Angst, wieder in den Alltag zurückzukehren. „Hier ist eine Utopiewelt; wenn die Sonne scheint, will ich gar nicht mehr weg“, betont sie.

Gemeinde Hellenthal zieht eine positive Bilanz

Doch gerade die ist es, die den Abschied beschleunigt. „Das Wetter ist das Wichtigste“, sagt Tobias Kirchgatter vom Zugvögelverein. Auch er hat den Sonntag als Abschlusstag im Visier.

Zufrieden mit dem Festival ist auch die Gemeinde Hellenthal, wie Sprecherin Katharina Linden auf Anfrage mitteilt. „Es gab weniger Beschwerden aus Udenbreth als sonst, man gewöhnt sich aneinander“, sagt sie. Im Vorfeld seien sowohl die Gemeinde als auch die Veranstalter auf die Anwohner zugegangen, um sie zu informieren. Keine Probleme habe es bei den Lärmmessungen gegeben, die zweimal täglich vom Ordnungsamt durchgeführt worden seien. „Es war alles im Rahmen, wie vorher mit den Veranstaltern abgesprochen“, so Linden.