2023 und 2024Klimatologe warnt vor starkem Zecken-Anstieg in der Eifel

Lesezeit 4 Minuten
Ein Warnschild vor Zecken hängt an einem Baum in einem Wald.



Zecken können Krankheiten übertragen. Im Wald sollte man deshalb lange Klamotten tragen.

Ein Schild warnt an einem Waldweg vor Zecken. (Symbolbild)

Dr. Karsten Brandt erklärt, warum es 2023 und 2024 deutlich mehr Zecken in der Eifel geben könnte.

Oh Schreck, ein Zeck! Auf der Rangliste der unbeliebtesten Lebensformen dürften die verschiedenen Arten der Zecken einen Spitzenplatz zwischen Bandwürmern und Fußpilz einnehmen. Aus gutem Grund, denn abgesehen von der Abwesenheit eines Kuschelfaktors sind die Parasiten als Überträger von gleich mehreren ernsthaften Erkrankungen wie Lyme-Borreliose, Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), Babesiose oder Ehrlichiose gefürchtet.

Der Meteorologe Dr. Karsten Brandt von der Wetterstation Donnerwetter in Udenbreth warnt nun davor, dass die Populationszahlen von Zecken in den Jahren 2023 und 2024 besonders stark sein könnten.

Die Zecke sei ein gefährliches Tier, sagt Brandt: „Aber die Menschen haben Angst vor dem Wolf.“ Für ihn sei die Zecke aus einem bestimmten Grund interessant: durch ihre Klimaabhängigkeit. Ihre Anzahl diene als sogenannter Vektor für Klimaveränderungen. „Wir haben schon seit vielen Jahren unseren Fokus darauf, denn sie ist sehr wetterfühlig“, erklärt er.

Alles zum Thema Eifel

In Udenbreth werden die Zecken regelmäßig gezählt

Regelmäßig werden deshalb im Wald von Udenbreth die Zecken gezählt. Das Verfahren ist denkbar einfach: Mit einem weißen Tuch wird durch den Wald gegangen. „Was sich dann darauf befindet, wird gezählt“, so der Klimatologe. Dieser Vorgang werde in regelmäßigen Abständen wiederholt. „Das machen viele“, so Brandt. Was er nun erlebt habe, sei neu.

Bei den Untersuchungen Anfang des Jahres seien bereits nach 15 Minuten fünf Zecken gefunden worden. „Das haben wir am Weißen Stein noch nicht erlebt“, sagt Brand. Temperaturen von 15 oder 16 Grad hätten die Tiere aktiviert. Das spreche für eine hohe Zeckendichte. Schon das warme Jahr 2022 habe die Entwicklung der Zecken begünstigt. Nun hätten noch milde Temperaturen und viele Niederschläge für Bedingungen gesorgt, die besonders günstig für die Entwicklung der Zecken seien.

Zudem sei 2022 ein sogenanntes Buchenmastjahr gewesen. Als Mastjahr werden Perioden bezeichnet, in denen die Bäume ihre Energie nicht in das Wachstum stecken, sondern in die Produktion von Früchten wie Eicheln oder Bucheckern. Dass fördere die Population von Wildtieren – die wiederum von den Zecken befallen werden, so Brandt. So kämen die Zecken häufiger zu einer Blutmahlzeit und gingen gestärkt und in großer Zahl in den Winter.

Forstamts-Chef sieht die Argumentation skeptisch

„Wie in den vergangenen Jahren beobachtet, ist zwei Jahre nach einem Mastjahr mit einem deutlichen Anstieg der Zeckenzahlen zu rechnen“, sagt Brandt. Deshalb rechne er damit, dass 2023 und 2024 zwei starke Zeckenjahre werden. Die Bedingungen dafür seien aktuell günstig wie selten. „Da Zeckenprognosemodelle seit Jahren auch über längere Zeiträume sehr zuverlässig funktionieren, können wir uns jetzt also schon einmal auf zwei widrige Zeckenjahre einstellen“, warnt er.

Es sei außerdem zu beobachten, dass die Mastjahre immer häufiger auftreten. Statt wie früher etwa im Abstand von fünf bis sechs Jahren, sei mittlerweile alle zwei Jahre ein Mastjahr zu beobachten.

Christoph Böltz, Leiter des Regionalforstamtes Hocheifel-Zülpicher Börde, sieht die Argumentationskette des Klimatologen Brandt skeptisch: „Mir ist noch nicht zu Ohren gekommen, dass man das prognostizieren kann.“ Vor allem den Zusammenhang zwischen Mastjahren, Wildbestand und Zeckenpopulation sehe er nicht: „Der Wildbestand ändert sich kaum von Jahr zu Jahr.“ Zwar nehme der kontinuierlich zu, doch er glaube nicht, dass das etwas miteinander zu tun habe.

Nach seiner Wahrnehmung sei es jedoch so, dass tendenziell die Masten häufiger seien: „In Sommern, in denen es warm ist, wird die Anlage der Blüten gefördert.“ Dabei beschäftige er sich zwangsläufig schon lange mit Zecken. „Wenn es in der Nähe eine Zecke gibt, dann findet die mich“, verrät er schmunzelnd. Als höchsten Befall habe er sich einmal 17 Zecken entfernen müssen.


Keine Angst vor Zecken

Angst vor Zecken müsse man nicht haben, sagt Dr. Karsten Brandt deutlich. Wichtig sei, nach dem Sport oder Wandern die Kleidung und unter der Dusche den Körper nach Zecken abzusuchen. „Auch wenn die Kinder nach Hause kommen, sollten die untersucht werden.“ Die Tiere auf der Haut zu haben, sei ungefährlich.

Auch wenn sie direkt nach dem Biss gefunden werden, sei das früh genug, um eine Infektion zu vermeiden. Wichtig sei auch, Hunde abzusuchen. „Sonst sind die Zecken in der Wohnung“, warnt Brandt. „Ich bin selbst oft draußen und habe noch keine Probleme gehabt“, berichtet er. Niemand solle sich von den Zecken davon abhalten lassen, in den Wald zu gehen. (sev)

Rundschau abonnieren