Kurt Heinen aus Dreiborn will die legendären Mini Cooper nachhaltig umbauen. Sein Oldtimer ist schon elektrisch unterwegs.
Gokart-FeelingDreiborner rüstet einen 44 Jahre alten Mini Cooper zum E-Auto um

Flotter Oldtimer mit einem kraftvollen, strombetriebenen Innenleben: Kurt Heinen an seinem Mini Cooper.
Copyright: Berthold Strauch
Der Mini Cooper ist Kult. Die eingefleischten Fans dieser ursprünglich britischen Automarke, deren Fabrikationsstätten seit 25 Jahren in BMW-Besitz sind, schwören auf den – eigentlich nur optisch so wirkenden – Kleinwagen. Denn innendrin, im Kraftzentrum unter der Motorhaube, sitzt gelegentlich auch mal ein größeres Antriebsaggregat, das durchaus echte Rennqualitäten entwickeln kann.
In der Regel sorgt ein Verbrenner für die nötige Beschleunigung des spurtstarken Flitzers. Doch bei Kurt Heinen aus Dreiborn steckt in seinem veredelten, klassischen Oldtimer, Baujahr 1981, ein „Elektro-Herz“. Symbole dafür, neben dem fehlenden Auspuff natürlich: das E-Kennzeichen und der auffällige Aufkleber „Zero CO₂“ hintendran.
Der im Handwerker-Innovationszentrum Monschau (Himo) im Stadtteil Imgenbroich tätige Unternehmer Heinen, studierter Elektro-Ingenieur, träumt von einer ganzen Flotte ikonischer Minis mit Elektro-Antrieb. Die legendären Originalfahrzeuge will er mit Partnern umrüsten und an möglichst zahlungskräftige Liebhaber abgeben – auf dass sie die gleiche Freude am powervollen elektrischen Fahren wie der 63-Jährige haben. Wobei er betont: „Diese Aktivitäten haben nichts mit dem Betrieb zu tun, sondern sind allein Hobby.“
Der Charme vergangener Tage wird mit neuer Technik kombiniert
Gebündelt werden sie im Unternehmen „Recharged (Aufgeladen) Automotives“, das seinen Sitz in Weismes in Ostbelgien hat. Dabei ist die Rede von einer digitalen Transformation, einer „Zeitreise in die Vergangenheit auf der Basis neuester Technologien“. Damit sollen „Lifestyle und Charme vergangener Tage zurück auf die Straße gebracht werden, eine Hommage an das legendäre Original“, wie es auf der Website heißt. Kurt Heinen ist eigentlich Geschäftsführer der Firma Heinen Automation.

Der frühere Verbrenner-Motorraum wirkt nun mit dem Elektro-Antrieb unter der Haube sehr aufgeräumt.
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Blick ins Cockpit bei einer Testfahrt: Bei 100 km/h wird abgeregelt.
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Vor einigen Wochen trat er ins Rampenlicht, als ein jahrelanges Forschungsprojekt unter Federführung der Fachhochschule Aachen abgeschlossen wurde. Hier sorgten die von Heinen in Imgenbroich entwickelten und gebauten Sondermaschinen dafür, dass aus schnellwachsendem Bambus nachhaltige Produkte gebaut werden können, beispielsweise Kinderwagen oder Fahrräder. Auch für sein E-Mobil-Projekt setzt Heinen auf Partnerschaft.
Bei seinen Mitgesellschaftern wäre zunächst Pascal Plate, ein 30-jähriger EM-Enthusiast und Oldtimer-Fan. Außerdem gehören Jörg Krebs sowie die Belgier André Engel und Michael Horn, der Start-ups betreut, zum Mini-Cooper-Team. Engel, Geschäftsführer von Recharged Automotives, und Horn wollen die „OBI“, die Ostbelgien Invest, eine Risikokapitalgesellschaft in der Deutschsprachigen Gemeinschaft und deren Umgebung, als Mitfinanzier gewinnen.
Das Umrüsten der automobilen Klassiker ist nachhaltig
Die technisch bewanderte Gruppe setzt bei ihren Überlegungen auf den Nachhaltigkeitsfaktor. Dabei ist eben Platz für ein älteres Fahrzeug, das auf modernen Elektro-Antrieb umgerüstet wird, statt es aus dem Verkehr zu ziehen und zu verschrotten. Was sie planen, ist sicherlich nichts für den schmalen Geldbeutel. Nicht zuletzt wird dies an der relativ gediegenen, qualitätsvollen Innenausstattung des E-Minis erkennbar, wobei beispielsweise auch auf Leder gesetzt wird.
Außen sind zudem LED-Scheinwerfer verbaut. Ebenso gibt's in dem modernisierten Oldtimer natürlich eine Smartphone-Anbindung. Bereits 2022 sind die ersten konkreten Überlegungen zu dieser Fahrzeug-Umwandlung gestartet. Basis war eine Werkstatt, die Oldtimer restauriert und wieder verkehrstauglich macht.
Der Cooper bekommt in der Eifel die Kinderkrankheiten ausgetrieben
Nach mehreren Werkstatt-Umzügen, auch innerhalb Belgiens, wurde der Cooper mit Motor, Batterie und Verkabelung komplettiert, so dass er endlich fahr- und damit straßentauglich werden konnte. Dabei ist der Tankstutzen dem Ladestecker gewichen. Für das notwendige grüne Licht bei diesem Prototypen sorgte im Frühjahr eine spezialisierte Tüv-Station, die problemlos die begehrte Plakette ausgehändigt habe, betont Kurt Heinen.
Aktuell ist der Wagen sozusagen bei ihm in der praktischen Erprobung, um dem Cooper Kinderkrankheiten auszutreiben und die elektronische Steuerung zu optimieren. Heinen pendelt von Dreiborn zu seinem Betrieb in Imgenbroich – wobei auch schon mal die Batterieladung eng geworden sei und er es bergab von Kesternich zum Obersee zumindest rollen lassen konnte. Die Reichweite beträgt momentan lediglich knapp 100 Kilometer. Die Aufstockung der Akkuleistung ginge aber ziemlich ins Geld.
Zu Events wird der E-Mini auf dem Anhänger transportiert
Kurt Heinen stellt seinen E-Mini auf Oldtimertreffen vor. So war er beispielsweise Anfang September mit seinem Wagen bei den „Rotary Oldtimer Days“ in Monschau zu Gast. Außerdem präsentierte er sich in Stolberg am Museum Zinkhütter Hof, um potenzielle Käufer für die geplante Kleinserienfertigung einer elektrisch angetriebenen Fahrzeugreihe unter dem Modellnamen „Recharged Zero.one“ zu werben.
Damit bei der Anfahrt zu weiter entfernteren Events nicht zu viel Reichweite draufgeht, transportiert er gelegentlich das Elektroauto per Anhänger. Zudem ist er auf der Suche nach Werkstätten, insbesondere im Kreis Euskirchen, die die technische Umrüstung übernehmen könnten. Das klingt mehr nach einer Manufaktur.
Obschon der momentan verbaute Elektromotor gerade mal eine Leistung von acht Kilowatt auf die Straße bringe und damit eigentlich „völlig unterbelichtet“ sei, so Heinen, reiche sie, um so kräftig zu beschleunigen, dass man leicht in den Sitz gepresst werde. Er spricht hier von einer Art „Gokart-Feeling“, dem er gerne mit mehr Leistung noch einen größeren Spaßfaktor verpassen wolle. Bei einem Tempo von 100 km/h, beim Original-Tacho sind das gut 60 Meilen, wird übrigens abgeregelt.
Preislich dürfte sich der Elektro-Mini im höheren fünfstelligen Bereich bewegen – sicherlich nicht jedermanns Sache, sondern eher was für Fans, die ein individuelles Auto steuern und ihr Faible für E-Mobilität mit einem Lifestyle-Produkt an den Tag legen wollen. „Ich bin fest entschlossen, die Sache durchzuziehen“, bekräftigt Kurt Heinen.

