Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Start der WallfahrtsoktavDer Trend zum Pilgern hält in Heimbach an

5 min
Das Bild zeigt eine vollbesetzte Kirche.

Gut besucht war die Salvator-Wallfahrtskirche beim Eröffnungsgottesdienst der Oktav.

Zahl der Einzelpilger bei der Wallfahrtsoktav in Heimbach steigt. Auch rund 60 Gruppen machen sich auf den Weg zum Gnadenbild.

Die Wallfahrtsoktav in Heimbach hat begonnen. Bis zum 13. Juli werden mindestens 60 Gruppen erwartet, die Zahl der Einzelpilger nimmt zudem zu. Im Mittelpunkt steht in diesem Jahr eine Fußgruppe, die seit 275 Jahren alljährlich aus 39 Kilometern Entfernung zum Gnadenbild im Rureifelstädtchen kommt.

Denn wer zur Oktav in Heimbach pilgert, tut dies oft zu Fuß. 41 Pilger aus Niederzier, Oberzier und Huchem-Stammeln im Kreis Düren sind am Samstag um 5 Uhr gestartet. Über 39 Kilometer führt ihre Fußwallfahrt fast nur über Asphalt, sagt Robert Engelmann. Er ist der Brudermeister der Pilgergruppe von St. Cäcilia Niederzier. Seit 275 Jahren besteht deren Tradition des Pilgerns nach Heimbach. Doch ausgerechnet zum Jubiläum ist Engelmann allein auf dem Ansagerposten. „Das habe ich erst am Freitagabend erfahren“, sagt er. Und daher sei seine Stimme nach Hunderten von Gebets- und Pausenkommandos gerade etwas lädiert.

Schon vor 275 Jahren kamen Pilger aus Niederzier nach Heimbach

Geärgert hat das den Brudermeister aber nicht. Wichtiger sei, dass alle gesund angekommen sind. Also sitzt er bequem in dem von einem rund 20-köpfigen Ehrenamtlichen-Team betriebenen Pilgercafé vor der Salvatorkirche und lässt es sich gut gehen. Verdient ist verdient. Er habe das ja gerne gemacht. „Ich lerne unterwegs Leute kennen, man kommt ins Gespräch über Gott und die Welt“, sagt Engelmann. Und sein persönliches Gebetsanliegen für die zehn Stunden auf den 39 Kilometern hat er ohnehin mit dabei.

Ein Mann in rot-kariertem Freizeithemd sitzt an einem Tisch und lacht in die Kamera.

Brudermeister Robert Engelmann führt die Gruppe aus Niederzier an.

Eine Gruppe in Schützenuniform steht auf einer Treppe.

Zum 275. Pilgerjubiläum war auch die Schützenbruderschaft St. Nikolaus Niederzier von 1621 mit einer Abordnung angereist.

Warum man aus Niederzier vor 275 Jahren zum ersten Mal nach Heimbach gepilgert ist, sei heute unbekannt, sagt Eberhard Ludwig, der sich mit der Geschichte des Fußweges beschäftigt hat. Er selbst sei bestimmt schon 25 Mal dabei gewesen, sagt er.

Locker auf die doppelte Zahl kommt der 84-jährige Hans Junior. Er weiß auch noch, dass man früher in der Scheune im Stroh übernachtet habe: „Und der Bauer hat die Pilger kontrolliert, dass wir nur ja nicht rauchen.“ Man sei nach der Ankunft in Heimbach gleich noch den Kreuzweg hoch zur Abtei Mariawald gegangen – und zurück. Am nächsten Tag ging es zu Fuß zurück nach Niederzier, alles in allem rund 90 Kilometer in 48 Stunden. Ein solches Pensum mutet sich heute kaum noch jemand zu.

Bliesheimer Pilger kommen traditionell zuerst in Heimbach an

Die erste Pilgergruppe, die zur Oktav in Heimbach ankommt, ist traditionell die aus Bliesheim. Deren 70 Teilnehmer sind 34 Kilometer unterwegs. Insgesamt werden rund 60 Pilgergruppen bis zum 13. Juli erwartet. Eine der letzten wird am kommenden Sonntag die Wallfahrer aus dem 28 Kilometer entfernten Erftstadt-Friesheim sein.

Zahlreiche Gruppen pilgern seit Jahrzehnten regelmäßig zum Gnadenbild in der Salvatorkirche. Das 1471 von dem Heimbacher Dachdecker Fluiter gestiftete Gnadenbild wurde erst in einem Bildstock im Kermeter aufgestellt, dann in der Mariawalder Klosterkirche. 1804 kam es nach der Klosterauflösung im Zuge der Säkularisation in die Heimbacher Pfarrkirche St. Clemens, bis es mit dem Neubau der großen Salvator-Wallfahrtskirche gleich nebenan 1981 seinen Platz im schönen gotischen Schnitzaltar fand.

Ein Mann und eine Frau stehen nebeneinander, im Hintergrund ist ein mit Fahnen geschmücktes Fachwerkhaus zu sehen.

Die Pilger nehmen Alice Toporowsky und Markus Lang in Empfang.

Zurück vor die Salvator-Kirche, wo Pastoralreferentin und Wallfahrtsseelsorgerin Alice Toporowsky und Markus Lang, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands, die Pilger erwarten. „Wenn wir größere Gruppen kommen sehen oder hören, dann lassen wir natürlich die Glocken läuten. Und unser Organist Peter Melentin greift bei der Begrüßungsandacht kräftig in die Tasten“, so Toporowsky. Das macht   er natürlich auch bei den Niederzierern, die zudem mit eigenem Pfarrer, Musikverein und einer Abordnung der St.-Nikolaus-Schützenbruderschaft einziehen. „Das ist uns eine Ehre“, so General Christoph Nacken entschieden – auch wenn die Schützen mit dem Reisebus gekommen sind.

Altbürgermeister hat kleines Lädchen mit besonderem Sortiment für Pilger

Bevor sich die Pilger am Abend zum Eröffnungsgottesdienst mit dem aus Heimbach stammenden Pfarrer Prof. Dr. Philipp Müller (Mainz) in der Kirche treffen, hat nebenan in St. Clemens Peter Cremer, Altbürgermeister und Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer der Heimbach-Wallfahrt, seinen kleinen Laden wieder abgebaut. Er habe ja immer wieder gehört, dass Pilger wenigstens einen Rosenkranz als Erinnerung kaufen wollten. Doch der einzige Devotionalienladen im Städtchen sei schon lange geschlossen. Also habe er sich im Klosterladen Entsprechendes bestellt, so Cremer.

Ein Mann in blau-kariertem Hemd und dunkler Weste steht neben einem kleinen Verkaufsstand und hält ein Heft in die Kamera.

Einen kleine Devotionalienladen hat Peter Cremer vom Verein der Freunde und Förderer der Heimbach-Wallfahrt aufgebaut.

Doch das, was das kleine Sortiment wirklich besonders macht, ist anderes. Durch Zufall hat Cremer einen kleinen Stapel der Heftchen „Die Wallfahrt zu unserer lieben Frau von Heimbach 1471 bis 1961“ entdeckt. Zum 490-jährigen Jubiläum wurden die 1961 offenbar vom damaligen Heimbacher Pfarrer Peter Hoffmann verfasst. Die bibliophile Rarität, gedruckt in der Kölnischen Verlagsdruckerei Greven GmbH, verkauft der Verein auch „gegen das Portoentgelt für den Versand und eine kleine Aufmerksamkeit für unseren Verein“, so Cremer. Die Kontaktdaten finden sich auf der Internetseite.

Ums Geschäftliche geht es während der Wallfahrtsoktav dem Empfangskomitee Toporowsky/Lang natürlich weniger. Im Laufe der Woche sind neben Einzelpilgern weitere Gruppen angemeldet: Aus Kalterherberg und Roetgen sollen es 60 Teilnehmer sein, aus Neu-Lohn 50, Hasterath meldet ebenfalls 50 an, Rohren noch 7 und Rott 14.

Es könnten noch mehr sein, doch in diesem Jahr liegt die Oktav vor dem Beginn der Sommerferien, weshalb die Zahl der pilgernden Familien mit Kindern eher geringer ausfallen dürfte, glaubt Wallfahrtsseelsorgerin Alice Toporowsky. Dennoch: Für die alle Gottesdienste, Andachten und Beichtgespräche leitenden sieben Geistlichen um den Heimbacher Pfarrer Karl-Josef Wecker und Kaplan Roman Horodetskyy bleibt auf jeden Fall genug zu tun.


Eine Woche lang Programm bei Wallfahrtsoktav in Heimbach

Die Wallfahrtsoktav zum Gnadenbild in Heimbach findet vom 5. bis 13. Juli statt und steht unter dem Jahresthema „Pilger der Hoffnung“. Die ganze Woche über finden täglich bis einschließlich Samstag, 12. Juli, ab 10 Uhr Heilige Messen sowie weitere Gottesdienste statt.

Am Abschlusssonntag, 13. Juli, findet ab 11 Uhr eine Familienmesse statt. Am Samstag wird um 19 Uhr zur „Zeit der Anbetung und Meditation mit Musik“ eingeladen. Auf Nachfrage besteht an allen Tagen die Möglichkeit zu Gesprächen und Beichten. Während der Wallfahrtsoktav ist das von Ehrenamtlichen betriebene Pilgercafé ab dem Morgen geöffnet. Alle Gottesdienste sind online aufgelistet.