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WahlDas hat sich Landrat Markus Ramers für den Kreis Euskirchen vorgenommen

6 min
Das Bild zeigt den Landrat beim Gang durch die Euskirchener Innenstadt.

Markus Ramers will Landrat im Kreis Euskirchen bleiben. Der Freilinger tritt für die SPD an.

200 Kilometer durch den Kreis: Landrat Markus Ramers setzt im Wahlkampf auf Ausdauer, Nähe zu den Menschen – und sein Motto „krisenfest“.

Während Herausforderin Sabine Preiser-Marian den Wahlkampf eher als Marathon denn als Sprint empfindet, hat Amtsinhaber Markus Ramers seinen ganz eigenen „Ultra-Marathon“ absolviert. Während seines Sommerurlaubs lief der Sozialdemokrat gut 200 Kilometer durch den Kreis.

Völlig überraschend kam der „Dauerlauf“ nicht. Sport zieht sich nämlich wie ein roter Faden durch das Leben des Freilingers – und färbt auch auf seinen Politikstil ab. Ramers läuft Halbmarathon, fährt Rennrad, steht mit der traditionsreichen „Landrat-Elf“ auf dem Fußballplatz, fiebert mit dem 1. FC Köln mit. Die 200-Kilometer-Wahlkampftour durch den Kreis Euskirchen ist daher auch eine Metapher für seinen Wahlkampf: durchhalten, Schritt für Schritt, nah bei den Leuten. Der Lauf hatte aber auch eine symbolische Botschaft: für jeden der rund 200.000 Bürger einen Schritt.

Muskelkater hielt sich nach Wahlkampf-Dauerlauf in Grenzen

„Am Ende war es weniger Muskelkater als die Koordination drumherum“, sagt er und fügt mit einem Lächeln hinzu: „Ich hatte unterschätzt, wie viel Arbeit es ist, während des Laufs noch zu posten, zu essen und Gespräche zu führen.“ Gespräche über die vergangenen fünf Jahre als Landrat, aber auch Gespräche über die heutigen Probleme und Herausforderungen des Kreises sowie der einzelnen Orte. Und nicht zuletzt Gespräche über die Zukunft, bei der immer wieder Themen wie Gesundheitsversorgung und Bevölkerungsschutz eine Rolle spielen.

Das Wahlkampfmotto „Krisenfest“ sei nicht zufällig gewählt, sagt der Amtsinhaber. Der Kreis hat eine neue Leitstelle gebaut, den Bevölkerungsschutz ausgebaut, mehr als 9000 Beratungen für Flutbetroffene begleitet. Aber auch die Energie- und die Corona-Krise fielen in die erste Amtszeit des 38-Jährigen. Krisen, die Spuren hinterlassen haben, so Ramers. Auch positive: „Ich habe noch mehr Vertrauen in die Menschen gewonnen. Sie haben gezeigt, wie viel Zusammenhalt in ihnen steckt.“

Negativer Trend bei der Gesundheitsversorgung im Kreis Euskirchen soll gestoppt werden

Lange Wartelisten beim Hausarzt? Keinen Termin bei der Fachärztin? Mangel an Pflegepersonal? Krankenhäuser unter finanziellem Druck? Das sei auch im Kreis Euskirchen Realität, so Ramers: „Diesem Trend entgegenzuwirken, wird in unserem Flächenkreis nicht einfach werden. Ich möchte mit allen Beteiligten weiter eng zusammenarbeiten und die medizinische Versorgung mit kreativen Lösungen stabilisieren.“ Er spreche bewusst nicht von verbessern, sondern von stabilisieren, so der Sozialdemokrat.

Dazu zählen laut Ramers die Weiterentwicklung des „TeleDoc“-Projekts in den Pflegeeinrichtungen, Programme zur Ansiedlung junger Ärztinnen und Ärzte im Kreis, der Ausbau der Notfallversorgung mit zusätzlichen Rettungswachen und neuen Konzepten sowie eine Verzahnung des kassenärztlichen Notdienstes mit der Leitstelle. „Für mich unabdingbar: Wir brauchen unsere Krankenhäuser. Das heißt auch, dass der Kreis das Kreiskrankenhaus in wirtschaftlich schwierigen Zeiten finanziell unterstützen muss.“

Das Bild zeigt Markus Ramers bei der Ankunft nach sieben Etappen am Herz-Jesu-Vorplatz in Euskirchen.

Lief im Urlaub mehr als 200 Kilometer durch den Kreis: Landrat Markus Ramers.

Für die nächsten fünf Jahre hat sich Ramers aber auch noch andere Themenkomplexe vorgenommen. Ein zentrales Ziel ist der Bevölkerungsschutz: Er möchte Feuerwehr und Hilfsorganisationen besser ausstatten und ein neues Gefahrenabwehrzentrum im Kreis aufbauen.

Auch die Bildungslandschaft will er prägen – mit einem Campus für berufliche Bildung in Euskirchen, dem Wiederaufbau des Berufskollegs Eifel in Kall und einem Entwicklungsplan für Förderschulen.

Schließlich nennt der Amtsinhaber noch das Thema Respekt: Er will die wachsende Respektlosigkeit gegenüber Einsatzkräften nicht hinnehmen, sondern neben klarer Strafverfolgung auch präventiv handeln – durch eine starke soziale Infrastruktur, von Jugendzentren über Sportvereine bis zum Ehrenamt, wo junge Menschen lernen, was Fairness und Teamgeist bedeuten.

Ich bin in manchen Bereichen etwas demütiger geworden. In einigen Bereichen kann ich mich auch besser in Geduld üben. Ich habe gelernt, was Priorität hat.
Markus Ramers, Landrat

Bei all den großen Themen erzählt Ramers auch gern kleine Geschichten. Etwa, dass er inzwischen viel Tee trinke, weil es im Büro und in Besprechungen „komisch aussieht, ohne Tasse dazusitzen“. Und dass die Amtszeit ihn verändert habe. „Ich bin in manchen Bereichen etwas demütiger geworden. In einigen Bereichen kann ich mich auch besser in Geduld üben. Ich habe gelernt, was Priorität hat“, so Ramers.

Die Zusammenarbeit im Kreistag, bei der er als SPD-Mann wegen der Liste aus CDU, FDP und UWV nicht die politische Mehrheit hinter sich hatte, bezeichnet der Freilinger als gut. „Ich habe eine große Hochachtung vor dem, was die Kolleginnen und Kollegen da leisten. Sie haben eigentlich andere Aufgaben und lesen dann noch zwischendurch Vorlagen und kommen abends in die Sitzungen“, so Ramers.

Die Diskussionen über die Kreisumlage sind für die Städte und Gemeinden sowie für uns gleichermaßen unbefriedigend.
Markus Ramers, Landrat

Der letzte Kreistag in dieser Legislaturperiode hatte eine Kreisumlage beschlossen, die es in dieser Höhe bisher nicht gegeben hat. „Wir gehen mit einem hohen Risiko in das Haushaltsjahr. Wir haben kaum noch Rücklagen. Das kann man tun, aber man muss sich auch bewusst sein, dass die kommenden Haushaltsdiskussionen nicht leichter werden“, sagt der Chef der Kreisverwaltung.

Ein Aspekt sei ihm in der teils hitzigen Diskussion zu kurz gekommen: „Es geht hier um Menschen.“ Das Geld der Kreisumlage fließe zu großen Teilen in Kindertageseinrichtungen, in Jugendarbeit, Schulsozialarbeit und – durch die Landschaftsumlage – an Menschen mit Behinderungen. Wenn es nach Ramers ginge, würde er gerne ganz grundsätzlich auf das System einer Kreisumlage verzichten: „Die Diskussionen über die Kreisumlage sind für die Städte und Gemeinden sowie für uns gleichermaßen unbefriedigend. Wenn der Kreis eigene Steuereinnahmen hätte, könnten wir uns das sparen. Doch die gesetzlichen Regelungen sehen dieses Verfahren nun einmal vor.“

Den Druck im Wahlkampf seitens der CDU nimmt Markus Ramers sportlich

Innerhalb der Verwaltung möchte der Landrat die Optimierung der Verwaltungsprozesse und die Digitalisierung weiter vorantreiben. Man habe aber bereits einiges umgesetzt – es lassen sich laut dem Landrat bereits viele Dienstleistungen von zu Hause erledigen. „Manchmal stehen uns Datenschutz und andere Umständlichkeiten in unserem Land im Weg. Mir wäre die digitale Bauakte wichtig. Da sind wir noch nicht so weit, wie ich es gerne wäre“, so der Landrat.

Aber es gebe bei der Digitalisierung auch herausragende Projekte. So wurde beim Innovationswettbewerb „Digitale Orte“ das Projekt „Teledoc im ländlichen Raum“ mit dem ersten Preis ausgezeichnet.

Und wie bewertet er den Wahlkampf der CDU um Gegenkandidatin Sabine Preiser-Marian, die auch von der FDP unterstützt wird? Die CDU im Kreis mobilisiert massiv – auch mit engen Kontakten in die Landesregierung. Ramers spürt den Druck, nimmt ihn aber sportlich – wie auch sonst bei seiner Leidenschaft für den Sport: „Wenn die CDU alles aufbietet, um mich loszuwerden, dann ist das auch ein Zeichen des Respekts.“

Den Wahlsonntag muss der Freilinger zwangsläufig anders verbringen als vor fünf Jahren. Damals korrigierte er Klausuren seines Mathe-Leistungskurses – auch, um etwas zu tun zu haben und die Nervosität zu unterdrücken. Bisher steht nur fest, dass er eine Runde laufen wird. „Sunday is Runday“, sagt er. Alles andere, als mit Sport in den Wahlsonntag zu starten, hätte bei diesem Wahlkampf auch nicht gepasst. Wenn es auch eher ein Dauerlauf statt ein Sprint oder gar ein Marathon werden dürfte.


Das sagt Landrat Markus Ramers über ...

  1. ... Soziale Netzwerke: „Präsenz in den Sozialen Netzwerken kann das direkte Gespräch nicht ersetzen. Es ist aber dennoch ein wichtiger Baustein von Kommunikation, weil die Möglichkeit besteht, gewisse Menschen direkt übers Handy zu erreichen, die vielleicht keine Zeitung lesen. Es bietet eine gute Möglichkeit, sehr niederschwellig Menschen zu erreichen. Jeder Post ist von mir persönlich verfasst.“
  2. ... Freizeit: „Zeit mit den Kindern und der Familie zu verbringen, hat immer Priorität. Seit ein, zwei Jahren mache ich wieder mehr Sport, weil ich gemerkt habe, dass mir das guttut und ich leistungsfähiger bin. Abends schaue ich mit meiner Frau schon mal eine Serie.
  3. ... Glück: „Meine Familie, Natur, gutes Essen und wenn der 1. FC Köln gewinnt.“
  4. ... das Landleben: „Auch die Natur. Was ich hier so schätze ist, dass es nicht so anonym ist wie in der Stadt.“
  5. ... der Reiz des Amtes: „Das Reizvolle sind die Begegnungen mit den Menschen. Das Amt ist sehr vielfältig und bringt eine hohe Verantwortung mit sich. Aber diese Vielfalt, die Zusammenarbeit mit dem Team in der Kreisverwaltung, natürlich auch mit den Bürgermeistern, macht es besonders. Für mich persönlich ist noch besonders, dass man auch gleichzeitig Leiter der Kreispolizeibehörde ist. Das ist eine sehr schöne Aufgabe. Und jeder Tag ist anders.“
  6. ... Heimat: „Heimat ist nicht nur ein Wort. Mein Radius ist noch ein bisschen enger. Ich habe mein ganzes Leben nur in Freilingen gewohnt. In der Heimat geht es ums Wohlfühlen, es ist etwas, was Sicherheit gibt. Im Kreis Euskirchen werden Hilfsbereitschaft und eine klare, direkte Kommunikation gepflegt. Jeder Ort hat seine eigene Note, aber das Lebensgefühl hier hat mich sehr geprägt."
  7. ... den Weg in die Politik: „Ich habe mich schon zur Schulzeit engagiert, war Jahrgangsstufensprecher, in der Schülervertretung. Am Abend der Bundestagswahl 2005 bin ich übers Modem online Mitglied der SPD geworden. Was mich immer gereizt hat, ist die kommunale Ebene der Politik. Als dann Günter Rosenke nach 26 Jahren entschieden hat, nicht mehr anzutreten, war die Chance auf einen Generationenwechsel da. Es war aber kein gradliniger Lebenslauf zum Amt des Landrats. Jetzt ist es aber eine tolle, spannende und vielfältige Aufgabe.“
  8. ... Familie: „In einem solchen Amt braucht man eine Familie, die einen unterstützt. Ich versuche, mir Zeiten frei zu blocken und den Urlaub für gemeinsame Zeit zu nutzen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir keine gleichberechtigte Aufteilung haben. Meine Frau ist in sämtlichen Whatsapp-Gruppen vertreten, wenn es um die Organisation von Hobbys und Freizeit geht. Es ist ein großes Glück, dass die Familie so hinter einem steht.“