René Berlin arbeitet unter der Woche in Hecken. Am Wochenende tritt er als Regina Red in Hamburg, Rostock, Luxemburg oder der Schweiz auf.
„Ritterschlag“Regina Red aus der Eifel ist in Olivia Jones' Travestie-Ensemble angekommen

Mit reichlich Schminke verwandelt sich René Berlin in etwa einer Stunde in Regina Red.
Copyright: Reiner Züll
Seit 15 Jahren ist René Schaffrath als „Regina Red“ unterwegs und bei Travestie-Shows in ganz Deutschland ein viel gefragter Künstler. „Ich habe den Sprung geschafft, den heute nur wenige schaffen“, sagt der 52-jährige, aus Dahlem stammende Künstler, der inzwischen den Familiennamen Berlin trägt.
Seine Karriere hat einst im Hamburger Travestie-Club „Pulverfass“ begonnen, nachdem er sich dort bei einem Nachwuchswettbewerb gegen internationale Konkurrenz durchgesetzt hatte. Nun hat sein Weg ihn wieder nach Hamburg geführt, in das Travestie-Ensemble der bekannten Dragqueen Olivia Jones auf St. Pauli. Fans sprechen da von einem „Ritterschlag“.
René Berlin hat zwei sehr unterschiedliche Berufe
In der Eifel führt René Berlin ein Leben fern des Showbusiness. Er lebt mit Frau und Kind in Hecken, wo sich die Familie wohlfühlt. Er arbeitet bei der Firma Stihl im rheinland-pfälzischen Weinsheim. Und ist dankbar, dass er einen verständnisvollen Chef hat, der ihm noch keinen Tag Urlaub abgelehnt hat, wenn weiter entfernte Auftritte anstehen. „Das wäre bei meiner früheren Tätigkeit als Friseur nicht möglich gewesen“, so Berlin, der 33 Jahre in diesem Beruf gearbeitet hat: „Ein toller, aber schlecht bezahlter Beruf, den für das Geld keiner mehr erlernen will.“
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Ein Selfie mit Travestie-Star Olivia Jones: Regina Red, alias René Berlin aus Hecken, gehört nun zum Ensemble der Dragqueen von St. Pauli.
Copyright: Privat/René Berlin
Vor allem an den Wochenenden ist Berlin als Regina Red unterwegs. Rund 40.000 Kilometer, so Berlin, lege er im Jahr zurück: Neben Hamburg stehen Shows in Rostock, Luxemburg und in der Schweiz auf dem Programm. Auf die Eifeler Bühnen, wo seine Erfolgsgeschichte begonnen hat, kehrt er, wenn es die Zeit zulässt, gerne zurück.
„Es wird im Laufe der Jahre immer schwieriger, alles unter einen Hut zu bringen“, gesteht der Künstler ein. Deshalb hat er seine Auftritte beim Travestie-Festival von Maria Crohn (alias Michael Koch) aus Celle reduziert. Maria Crohn zählt zu den bekanntesten Figuren in der Travestie-Szene, Regina Red war in der Vergangenheit jährlich bei rund 40 Shows dabei. „In diesem Jahr bin ich bei Maria Crohn nur vertretungsweise dabei“, berichtet Berlin.
Berliner Travestiestar Gloria Glamour entdeckte Regina Red im „Pulverfass“
Dass Regina Red nun dem Ensemble von Olivia Jones angehört, hat er dem Berliner Travestiestar Gloria Glamour zu verdanken, der damals in der Jury saß, als Schaffrath den Nachwuchswettbewerb im Pulverfass gewann. Denn als Gloria Glamour für Olivias Jones Show wegen Krankheit ausfiel, empfahl er, den Eifeler ins Ensemble aufzunehmen. Olivia Jones folgte diesem Rat. Und Regina Red konnte es kaum fassen: „Da kennst du Olivia auch nur aus dem Fernsehen, und dann bist du plötzlich Mitglied in ihrem Star-Ensemble.“

Fotos aus dem Hamburger Club betrachtet René Berlin mit Monika Sauerbier, der Vorsitzenden des Vereins zur Erhaltung der Gaststätte Gier in Kall, wo Regina Red im April zu sehen ist.
Copyright: Reiner Züll
Mit großem Respekt sei er zur ersten Show nach Hamburg gereist, so Berlin. Wusste der 52-Jährige doch, dass sich viele Travestie-Künstler um Auftritte in Olivia Jones' Show bemühen, aber nur ganz wenige die Gelegenheit bekommen, tatsächlich dort auf der Bühne zu stehen.
Bei der ersten Show sei die Dragqueen zunächst gar nicht anwesend gewesen. Doch als es dann zur ersten Begegnung gekommen sei, sei er fast vor Ehrfurcht erstarrt, berichtet Berlin. Sie habe ihn herzlich begrüßt mit einem „Hallo, da haben wir ein neues Showgirl“. Als Neuling habe er sofort gespürt, dass das Ensemble nicht nur Olivia-Jones-Familie genannt werde. René Berlin: „Es ist eine Familie, und Olivia ist unsere Mutti.“
Urlaub wird komplett für die vielen Auftritte genommen
Die bekannte Club-Chefin auf St. Pauli war mit ihrem Neuzugang offenkundig zufrieden – sie nahm Regina Red ins Ensemble auf. In diesem Jahr wird er noch an vier Wochenenden im Show-Club auf der legendären Bühne stehen, auf der auch einst die Beatles ihre Karriere begonnen haben. Dass diese Wochenenden anstrengend werden, ist René Berlin bewusst: „Freitags stehen drei, samstags vier Shows auf dem Programm.“
Für die vielen Shows opfert der Heckener seinen ganzen Urlaub. Auf die Frage, wie lange er das noch machen wolle, hat er eine klare Antwort: „Ich verschwende keinen Gedanken daran aufzuhören, solange die Gesundheit mitspielt.“
Auch möchte er seinen Eifeler Fans so oft wie möglich die Gelegenheit geben, seine Shows in hiesigen Gefilden besuchen zu können. Ein Termin steht schon fest: Am 11. April 2026 wird er zum vierten Mal das Publikum im Saal Gier in Kall als Regina Red unterhalten.