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Natur in der EifelIm Süden der Eifel lassen die Pilze auf sich warten

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Eifel – Die Regenfälle der vergangenen Tage haben ihre Wirkung nicht verfehlt: Auch nach dem viel zu trockenen Frühjahr kommen die ersten Pilze in der Eifel und Voreifel aus dem Boden. Deshalb hat auch das Regionalforstamt Hocheifel-Zülpicher Börde die Sperrungen für den Flamersheimer Wald in Kraft gesetzt. Im Südkreis soll dagegen noch abgewartet werden.

„Die Lage ist differenziert zu sehen“, teilt Horst-Karl Dengel, Leiter des Regionalforstamts mit. Im Norden sprießen die Pilze laut Dengel bereits. Sammler seien dort auch präsent. Im Südkreis seien dagegen nur Pilzsammler in den Wäldern aufzufinden – aber nicht das, worauf sie aus sind. „Die Temperaturen sind zu niedrig“, so Dengel. Genau wie die Brunft beim Rotwild setzte das Pilzwachstum im Flachland ein bis zwei Wochen vor den Höhengebieten ein, erläutert er. „Wir haben die Sperrungsgenehmigungen für den Flamersheimer Wald gerade herausgeschickt“, sagte Dengel am Donnerstag im Gespräch mit dieser Zeitung. Ab dem heutigen Freitag können die Sperrschilder aufgehängt werden. Die Sperrung gilt t bis zum 5. Oktober.

Kontrollfahrten mit der Polizei

In der nächsten Woche werde mittels Kontrollfahrten in der Eifel geprüft, wie weit das Wachstum der Pilze gediehen sei. Nach momentanem Stand sollten die beantragten Sperrungen in den Eifelforsten vom 15. September bis zum 15. Oktober gelten.

Sammler seien bereits gesichtet worden, berichtete Dengel. „Von irgendwelchen Konflikten oder anderen Vorfällen ist uns noch nichts bekannt geworden“, ergänzte er. Trotzdem werde das Regionalforstamt nun, wie im Vorfeld abgesprochen, mit der Polizei in Schleiden gemeinsame Kontrollfahrten absprechen. „Das haben wir angekündigt, und das ziehen wir jetzt auch durch“, so Dengel.

Dass die Lage noch ruhig ist, bestätigt auch Frank Fritze, Abteilungsleiter im Geschäftsbereich IV, Umwelt und Planung, beim Kreis Euskirchen. „Wir hatten in dieser Woche noch keinen einzigen Telefonanruf, der sich mit Pilzen befasste“, teilte er auf Anfrage mit. Vonseiten seines Amts seien deshalb auch noch keine Kontrollen geplant.

Dass für den, der weiß, wo er zu suchen hat, bereits jetzt in der Eifel Pilze zu finden seien, bestätigte dagegen ein Kenner der Sammlerszene und präsentierte als Beweis ein Körbchen mit Steinpilzen. Doch die Mengen, die in den Wäldern zu finden seien, seien nur ein Bruchteil dessen, was früher geerntet werden konnte. „Die gewerblichen Händler haben die Bestände massiv geplündert und damit alles kaputt gemacht“, berichtete er. Die kaum zwei Kilo, die er vorzeigt, seien von vier früher sehr ertragreichen Fundstellen.

Heute gehe es ohne jede Rücksicht um das Geldverdienen. Mit Kleinlastern rückten die gewerblichen Sammler in der Eifel an, um die Wälder zu durchkämmen. Statt die Pilze abzuschneiden, um das Myzel, das Pilzgeflecht im Boden, nicht zu zerstören, pflügten diese die Wälder regelrecht um und nähmen auch noch die kleinsten Knollen mit. „Wenn das zerstört ist, dauert es Jahre, bis es sich wieder erholt hat – wenn überhaupt“, sagte der Pilzkenner. Von den ertragreichen Fundstellen für Steinpilze auf dem Truppenübungsplatz der Belgier sei zehn Jahre nach Öffnung des Gebietes mittlerweile nichts mehr übrig, erzählte er.

Abnehmer der großen Mengen, die gewerblichen Sammler dem Eifelboden entnehmen, seien Restaurants der gehobenen Preisklasse, vor allem in den Städten im Rheinland. „Dort, wo 20, 30 Gerichte pro Abend rausgehen, da werden die ihre Beute los“, erzählte er. Wenn Pilze nur etwa für Saucen benötigt würden, werde ohnehin eher mit getrockneten Steinpilzen gearbeitet. „Etwas Gewürz und Sahne drauf, da schmeckt keiner den Unterschied“, so der Insider.

Die Großmärkte würden dagegen viel strenger kontrolliert und müssten für ihre Ware Herkunftsnachweise erbringen. „Großhändler haben bei schnellverderblicher Ware wie Pilze auch immer das Risiko, dass sie ihre Ware nicht loswerden und wegwerfen müssen“, erzählt er. Restaurants könnten den Überschuss einfrieren und später verarbeiten.