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St. Peter in ZingsheimEine der ältesten Kirchen der Eifel erstrahlt in neuem Glanz

Lesezeit 4 Minuten
Der Blick von der Orgelempore auf den Altar in der alten Kirche von Zingsheim.

Der Blick von der Orgelempore geht auf den frisch renovierten Altar in der alten Kirche von Zingsheim.

In welches Jahrhundert die Anfänge der Zingsheimer Kirche zurückreichen, ist unklar. Nun wurde sie saniert.

Die Zingsheimer sind stolz auf ihre Pfarrkirche St. Peter. Sie ist eine der ältesten in der Region und weist eine spannende Baugeschichte auf, die im Gebäude immer noch gut erkennbar und nachvollziehbar ist. An diesem Samstag, 28. Juni, 18 Uhr, werden dort im Rahmen des Patroziniums die neu errichtete Empore unter dem Glockenturm und der frisch restaurierte Hochaltar aus dem 19. Jahrhundert eingeweiht.

In welches Jahrhundert die Anfänge der Zingsheimer Kirche zurückreichen, ist unklar. Alles erscheint möglich – auch, da nur wenige hundert Meter entfernt mit dem Matronentempel eine Bebauung während der Römerzeit dokumentiert ist. Der Westturm der Kirche soll, wie Kunsthistoriker Ernst Wackenroder Anfang der 1920er-Jahre feststellte, auf Fundamenten eines römischen Wachtturms stehen. Immerhin sind die Mauern im Erdgeschoss 1,70 Meter dick, was ungewöhnlich ist.

Karl der Große soll in Zingsheimer Kirche gebetet haben

Als frühestes bekanntes Datum ist für die Kirche das Jahr 1131 dokumentiert, in dem sie zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt wird. Auch im 1316 veröffentlichten „Liber Valoris“, dem Kirchenregister von Erzbischof Heinrich II. von Virneburg, wird sie erwähnt. Dessen Herausgeber betonte damals, dass fast alle der dort verzeichneten Kirchen bereits zu Zeiten Karls des Großen bestanden hätten.

So ist etwa im Volksmund überliefert, dass Karl der Große in der „Kloskammer“ gebetet habe, einst eine dem Heiligen Nikolaus geweihte Kapelle und heute ältester Teil der Kirche. Was nach Angaben von Gregor Mauel, der sich profund mit der Geschichte des Gebäudes und des Ortes auskennt, durchaus möglich sei: „Schließlich verläuft die Römerstraße nur rund 200 Meter von der Kirche entfernt, und es ist bekannt, dass Karl der Große oft in der Region unterwegs war.“

Die Zingsheimer Kirche von außen.

1131 wurde die Zingsheimer Kirche erstmals urkundlich erwähnt.

Das Bild zeigt ein buntes Kirchenfenster.

Teile der mittelalterlichen Fenster sind in der Kirche erhalten.

1130 ist als Baujahr der dreischiffigen Hallenbasilika mit der „Kloskammer“ als Nordschiff verzeichnet. Im 17. Jahrhundert wurde sie erweitert: Der Westturm wurde errichtet und der Chor an das Schiff angesetzt. Das baufällige Südschiff wurde im 18. Jahrhundert abgerissen. Dort wurde ab 1963 der Erweiterungsbau angesetzt, in dem die bis dahin stark gewachsene Gemeinde genug Platz fand.

Empore musste aus arbeitsrechtlichen Gründen erneuert werden

Doch die Zeiten haben sich geändert. Die Zahl der Gottesdienstbesucher, der Priester und hauptamtlichen Kirchenmitarbeiter sinkt. Und so gilt das Interesse des Zingsheimer Kirchenvorstandes nicht nur aus konservatorischen Gründen dem alten Teil der Kirche.

Ein Projekt ist die Empore unter dem Westturm. Auch wenn es bereits vorher eine Ebene gab, die bei der Erweiterung der Kirche 1963 abgerissen wurde, ist der Wiederaufbau keine Reminiszenz, sondern aus arbeitsrechtlichen Gründen unumgänglich. „Der Zugang zum Glockenturm ging nur über eine Leiter, die dort angelehnt war“, schildert Herbert Faßbender vom Kirchenvorstand das Problem. Bei Wartungsarbeiten an der Glocke habe immer eine Gefahr bestanden – allein, wenn die Falltür zur nächsthöheren Ebene aufgedrückt werden musste. Nun konnte eine stabile Metallleiter an die Wand montiert werden, die eingeklappt werden kann, wenn sie nicht benötigt wird.

Herbert Faßbender (links) und Gregor Mauel  stehen auf einer Empore in einer Kirche.

Über die neue Empore freuen sich Herbert Faßbender (l.) und Gregor Mauel vom Kirchenvorstand.

Aus stabilem Metall ist die Empore gefertigt und mit Eichendielen belegt. Einen mittleren fünfstelligen Betrag investierte die Gemeinde mit einer Förderung des Bistums Aachen. Die Montage der Empore ist auch ein Schritt in die Zukunft. Denn wenn demnächst mit weniger Kirchenbesuchern zu rechnen ist, sei es sinnvoll, den alten Teil der Kirche wieder stärker zu nutzen, so Faßbender.

Der Altar der Zingsheimer Kirche war verschmutzt von Ruß und Wachs

Deshalb sei beabsichtigt, die von dem Kuchenheimer Orgelbauer Franz-Joseph Schorn 1894 gefertigte Orgel wieder auf ihren angestammten Platz auf die Empore in der alten Kirche umziehen zu lassen.

Ebenfalls abgeschlossen werden konnte die Restaurierung des neugotischen Hochaltars im Chor der alten Kirche. Erst im Laufe der Woche wurden die Gerüste entfernt, die den Altar verdeckten. Er hat im Jahr 1870 den dreiteiligen Barockaltar von 1619 abgelöst. Doch die Zeit hatte dem Holz und dem Schnitzwerk schwer zugesetzt. „Der Altar war sehr verschmutzt von Ruß und Kerzenwachs“, so Faßbender.

Auch fehlten viele Teile, zum Beispiel das Maßwerk zwischen den Türmen. „Stücke davon waren im Keller, so dass sie nach den originalen Vorbildern rekonstruiert werden konnten“, erläuterte Mauel. Durchgeführt haben die Arbeiten der Bonner Restaurator Jens Hofmann und sein Team, die bei der Wiederherstellung vorsichtig und geschmackvoll zu Werke gingen.

Was noch fehlt, ist der ursprüngliche Tabernakel in der Mitte, der in den 1970er-Jahren durch einen zeitgenössischen ersetzt wurde. Da das Originalstück allerdings noch vorhanden ist, soll es, um das ursprüngliche Bild zu komplettieren, demnächst an seinen angestammten Platz zurückkehren. Neben dem gotischen Hochaltar steht einer der drei Teile des barocken Altars von 1609. Bis zum Anfang der 1970er stand er im alten Pastorat, bevor er an das Kloster Knechtsteden verkauft worden war. 2016 wurde er zurückgekauft und flankiert seitdem den Hauptaltar.