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25. OldienachtGlitzer-Pop und Legenden-Rock für den guten Zweck vor 1700 Fans in Kall

Lesezeit 6 Minuten
Die Musiker einer Abba-Coverband bei ihrem Auftritt vor dem Kaller Publikum.

Waterloo, Mamma Mia und mehr: Die Abba-Coverband Swede Sensation überzeugte die 1700 Besucher bei der Oldienacht.

Ein lauer Sommerabend und gute Musik: 1700 Besucher genossen in Kall die 25. Auflage der Oldienacht zugunsten der Hilfsgruppe Eifel.

Gut 1700 Fans kamen zur 25. Oldienacht aufs Papstar-Gelände in Kall. Sie erlebten eine Schlagermusik-Legende, ein fast perfektes Mick-Jagger-Double, den 70er-Jahre-Discoglitter von Abba – und einen überglücklichen „Mister Hilfsgruppe Eifel“.

Diesen Ehrentitel hat man Willi Greuel längst inoffiziell verliehen, der zusammen mit Helmut Lanio vor gut 30 Jahren die Hilfsgruppe ins Leben gerufen hat. Seit 1987 gibt's auch die Oldienacht, seit 2018 findet die Open-Air statt. Deren Erlös sollte von Beginn an einen guten Zweck unterstützen: Kinder, die von der Tschernobyl-Katastrophe betroffen waren, sollten so einen Urlaub in der Eifel ermöglicht bekommen. In Bleibuir fanden diese Freizeiten zunächst statt, später auch in Urft.

Den Tipp erhielten die Eifeler vom Leiter der Kinderkrebsstation an der Uni Bonn, Professor Dr. Udo Bode. Damit war zum einen die Idee des Benefizkonzertes geboren, zum anderen mit der Uni Bonn ein erster Adressat für Spenden gefunden. Bisher wurden alleine rund 1,2 Millionen Euro Spenden zum Venusberg nach Bonn überwiesen.

Seit 1987 feierten schon 46.000 Fans bei der Oldienacht

25-mal hat die Oldienacht seitdem stattgefunden, dreimal fiel sie aus, Corona und Flut waren schuld. 158 Bands und rund 46.000 Fans kamen zu den wechselnden Veranstaltungsorten. Seit drei Jahren findet die Oldienacht auf dem Papstar-Gelände statt, das Greuel sich als dauerhaftes Domizil vorstellen kann.

Mehrere Männer und Frauen feiern bei der Oldienacht und winken in die Kamera.

Über die Musik freuten sich auch die „Jecke Krohe von Wahle“.

Gut 1700 Fans waren es zum Jubiläum bei perfektem Sommerwetter. Da passten die Wohlfühllieder der Abba-Coverband Swede Sensation im Licht des langsam dämmernden Tages und der Glitzer-Pop ideal. Sara Mosquera und Saskia Tanjal sind vom tänzerischen Vermögen und den Gesangsstimmen nahezu perfekte Doubles von Anni-Fried und Agnetha, letztere einst der Traum unzähliger Jungmännerphantasien. In hautengen Stretchanzügen und Stiefeln mit Plateausohlen tanzten sie die aus heutiger Rapperinnensicht brav-biederen Choreographien, die seinerzeit als fast schon gewagt galten.

„Was die da singen, das ist genau unsere Musik gewesen“, so Dietmar Söntgen, Mittsechziger und Vorsitzender des Karnevalsvereins Jecke Krohe von Wahlen, der mit einer zehnköpfigen Clique zur Oldienacht gekommen war. Sie seien schon öfter dabei gewesen, so Söntgen, man wolle einfach eine gute Idee unterstützen und dabei feiern. Bis in die Nacht, wie sich zeigen sollte.

Hilfsgruppen-Chef Willi Greuel zieht eine beeindruckende Bilanz

Der gute Zweck und die Musik, das sind schon lange bewährte Konzept der Hilfsgruppe – und der Oldienacht. Vorsitzender Willi Greuel zog bei einer kurzen Ansprache Bilanz der Hilfsgruppen-Arbeit, etwa zu den Typisierungs-Aktionen, wenn Knochenmarkspender für Leukämiekranke dringend gesucht wurden: Bisher wurden 24.577 Typisierungen in die weltweite Datei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) gebracht. Daraus ergaben sich bislang 367 Echtspender, die in 34 Länder gespendet haben. „Ein großes Kompliment an die Hilfsbereitschaft der Menschen vor Ort“, so Greuel.

Dass man mit dem Auftritt auf der Oldienacht ebenfalls Gutes tut, ist auch Klaus A. Flieger bewusst. Der Musiker stand schon 1987 bei der ersten Oldienacht mit seiner Band „Flieger“ auf der Bühne. Beim Jubiläum übernahm er die Moderation und leitet so zu Auftritten über – von The Stars of Rock, Coverband um den langjährigen Bassisten der Big Band der Bundeswehr Rainer Peters, von Rock on Wood um Hermann Heuser und Oliver Kerk, der Bap-Coverband MAM, von den Schlingele sowie den Different Strings auf der Nebenbühne während der Umbaupausen auf der Hauptbühne.

Schlager-Urgestein Peter Orloff ist auch mit 81 Jahren noch fit

„Die Oldienacht ist für die Musiker wie das Publikum eine hochprofessionelle Veranstaltung geworden“, lobte Flieger. Und eine familiäre Atmosphäre mache den Auftritt und das Drumherum einfach angenehm.

Das galt offenbar auch für einen Oldie der besonderen Art, der mit seinen 81 Jahren beneidenswert fit wirkt. Peter Orloff ist wie Roland Kaiser oder auch Michael Holm einer der letzten „Dinosaurier“ der Hitparaden-Ära, die noch auf der Bühne stehen. Kurz vor seinem Auftritt wirkte Orloff in dem für ihn reservierten Backstage-Container tiefenentspannt. Er deutete auf den weißen Glitzeranzug auf dem Garderobenständer mit aufgestickten Love-Buchstaben. So würde der   Gute-Laune-Sänger in wenigen Minuten „Monika“, „Manuela“ oder „Immer wenn ich Josy seh“ in den Kaller Sommerabend schmachten und schmettern.

Peter Orloff steht in einem weißen T-Shirt neben einem Kleiderständer, an dem ein weißer Anzug hängt.

Auftritt im weißen Elvis-Anzug: Der 81-jährige Peter Orloff in seinem Backstage-Container kurz vor seiner Premiere bei der Oldienacht.

Zwei Musiker einer Rolling-Stones-Coverband beim Auftritt in Kall.

Die perfekte Mick-Jagger-Kopie ist Bobby Ballasch (l.), der mit David Rebel à la Keith Richards und Voodoo Lounge für Stones-Mania sorgte.

Und das vor einem Publikum, in dem wohl manch einer nicht einmal seinen Namen kannte, geschweige denn seine Lieder. „Ich bin seit 67 Jahren auf der Bühne und habe an die 1000 Lieder geschrieben“, so Orloff. Die Oma, deren Kinder und Enkelkinder – er habe ein Generationen übergreifendes Publikum: „Dass ich noch auftreten kann, ist ein Geschenk meiner Fans.“

Gute Coverbands gehören inzwischen zum Konzept der Oldienacht

„Er ist eine der Legenden, die es heute kaum noch gibt, und die dann oft unbezahlbar sind“, so Hilfsgruppenmitgründer Helmut Lanio. Weshalb bei der Oldienacht schon seit Jahren stark auf Coverbands gesetzt wird, wo es in den Anfangszeiten noch die Originale waren – von den Lords über Rattles und Smokie bis zu Boney M.

Gute Coverbands der Region wie die Männer von Flake oder Roxxs Busters waren in den vergangenen Jahren immer dabei. Sie sorgten für Stimmung wie auch Voodoo Lounge, die auch schon zum fünften Mal bei der Oldienacht waren. Die Rolling-Stones-Tributeband aus Braunschweig hat sich 1997 gegründet, benannt nach dem 1994er Stones-Album Voodoo Lounge.

Vor allem Sänger Bobby Ballasch hat die spirrelige, versnobte Art, die Mick Jaggers Markenzeichen sind – der ist wie Peter Orloff mittlerweile 81 – und ähnelt dem Stones-Frontmann fast wie ein Double. Mit diesen Vorgaben – natürlich beherrscht David Rebel an der Gitarre wie sein Vorbild Keith Richards die berühmten Anfangsriffs wie bei „Brown Sugar“ – waren die Stones so für rund 45 Minuten live in Kall, inklusive Hits wie „Sympathy For The Devil“, „Missing You“ oder „Honky Tonk Woman“.

Junggesellen und Goldhochzeiter unterstützen die Hilfsgruppe Eifel

Das begeisterte auch die Wacken-verdächtig ausgelassen feiernde Clique des Junggesellenvereins Pesch. „Wir geben jedes Jahr einen Teil der Einnahmen unserer Kirmes an die Hilfsgruppe Eifel“, so Jonah Schmitz. Da wisse man, dass das Geld die Richtigen erreiche. Die nächste Kirmes des JGV in Pesch ist übrigens vom 12. bis 15. September.

Wie die Pescher unterstützen viele Eifeler „ihre“ Hilfsgruppe: Vereine genauso wie Initiativen, Cliquen, Firmen, die Einladenden zu Goldhochzeit oder rundem Geburtstag, der Kindergarten beim Sommerfest. Mittlerweile hat dieser immer größer werdende Kreis der Unterstützer weite Teile der Nordeifel erfasst. Auf diesem Weg sind bislang Spendengelder von fast zehn Millionen Euro zusammengekommen.


Hilfsgruppe Eifel übergibt 200.000 Euro aus Spenden

Vier Schecks über jeweils 50.000 Euro wurden bei der diesjährigen OIdienacht an vier Hilfsorganisationen überreicht. Dieses Geld ist eine Art Jahresgabe. Es ist nach Angaben von Helmut Lanio aus den diversen Spendensammelaktionen zusammengekommen, die zugunsten der Hilfsgruppe veranstaltet werden.

Die Vertreter verschiedener Hilfsorganisationen stehen mit überdimensionierten Spenden-Schecks auf einer Veranstaltungsbühne.

Vier Schecks in Höhe von jeweils 50.000 Euro wurden an vier Hilfsprojekte für krebskranke Kinder überreicht.

Bedacht werden die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) sowie die Förderkreise zugunsten krebskranker Kinder an den Universitätskliniken in Bonn, Aachen und Köln. An der Uni Köln wird zum Beispiel das dort begonnene Geschwisterprojekt unterstützt, das Betreuungsangebote für die Geschwister von an Krebs erkrankten Kindern bereitstellt.

Immer gilt: Die Spendengelder der Hilfsgruppe Eifel kommen Therapien oder Hilfsangeboten zugute, die von den Krankenkassen nicht bezahlt werden.