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„Open Ranch“ an der MühleReiten in der Art der Cowboys

Lesezeit 5 Minuten

Mächtig viel Staub wirbelt „Dry Bug Chex “ mit Westernreiter Thomas Irmer im Sattel bei der Vollbremsung aus vollem Galopp auf.  (Foto: Röder)  

Bad Münstereifel – Eine zehn Meter lange Bremsspur zieht sich durch den Sand. Der Staub, den Thomas Irmer mit seinem preisgekrönten Hengst „Dry Bug Chex“ bei der Vollbremsung aus dem vollen Galopp („Sliding Stop“) aufgewirbelt hat, legt sich nur langsam wieder. Die beiden sind ein eingespieltes Team beim Westernreiten nach Cowboy-Art und auf der „Open Ranch“ – der früheren Buchholzbacher Mühle – zu Hause.

Vor drei Jahren hat Thomas Irmer zusammen mit seiner Lebensgefährtin Ute Hoppe die Reitanlage und den Pensionsbetrieb übernommen. Seitdem tummeln sich beliebte Westernreitpferde-Rassen wie Quarter- und Paint-Horses auf den Weiden und in den Stallungen. Die Anfänge an der ehemaligen Buchholzbacher Mühle waren nicht leicht, räumt Irmer ein: „Als wir damals den Hof übernommen haben, war alles überall zugewachsen. Die alte Mühle mussten wir erst wieder freilegen.“ Viel Arbeit und Zeit haben sie in ihr neues Zuhause seitdem investiert, aber das reicht Irmer noch nicht: „Ich möchte hier noch einiges verwirklichen.“

Bis zu 45 Hengste, Wallache und Stuten beherbergen Hoppe und Irmer auf der Open Ranch. Mit den Paddock-Boxen, welche die beiden bevorzugt nutzen, können sich die Pferde zwischen dem Stall und einem abgegrenzten Bereich frei bewegen. „Solche Paddock-Boxen sind gut für die Trainingspferde, die sind auch mal gerne allein“, ist Irmer überzeugt: „Pferde sollten Rückzugsmöglichkeiten in ihre eigenen vier Wände haben. Sie sind dann wesentlich ausgeglichener.“ Zur Muskelentspannung der liebgewonnen Vierbeiner nutzt er sogar sein Wissen in Pferde-Akkupressur.

Westernreitunterricht für alle Leistungsbereiche

Die beiden erfahrenen Reiter bieten Westernreitunterricht für alle Leistungsbereiche an. Thomas Irmer hat bereits als kleines Kind erste Erfahrungen im Westernreiten gesammelt. In Amerika hat er sogar schon an Rodeos teilgenommen und als „Horseman“ unzählige Pferde trainiert und ausgebildet. „Ein guter Horseman braucht eine leichte Hand“, weiß er aus Erfahrung. Einfach an den Zügeln zu ziehen, sei nicht der richtige Weg. Wichtiger sei es, die Zuneigung und das Vertrauen der Pferde zu gewinnen. „Sie dürfen keine Angst haben.“

Der Westernreitsport ist auch in der Eifel stark im Kommen. Dem Laien fällt natürlich sofort der aufwendig verzierte Westernsattel mit dem „Horn“ ins Auge. „Der ist bequem für Reiter und Pferd“, erläutert Irmer. „Meist wird einhändig geritten, weil die Cowboys immer eine Hand brauchten, um das Lasso zu halten.“ Trotz der einhändigen Führung sind bei gut ausgebildeten Pferden flotte „Spins“ (360-Grad-Drehungen) und schnelle „Roll-Backs“ (180-Grad-Wendungen auf der Hinterhand) möglich. Irmer führt sie mit „Dry Bug Chex“ sogar ohne Trense und Zügel vor.

Hoppe und Irmer haben sich auf der „Open Ranch“ aber auch der Zucht verschrieben. Sechs Deckhengste stehen in ihrem Stall. Ein bundesweit bekannter Deckhengst hat hier seinen Altersruhesitz, der 32-jährige „Peppys Tino“. Mit 28 Jahren hat er sein letztes Fohlen gezeugt. Seine Nachfolge hat nun einer seiner Söhne, der ausdrucksstarke Junghengst „Tinos Camelot“, angetreten. Camelots ältere Halbgeschwister wurden bereits mehrfache Europameister und Deutsche Meister.

Die meisten Fohlen hat auf der Open Ranch aber bisher der schwarz-weiße Hengst „Doolins Hotrodder“ gezeugt: An über 200 Fohlen hat er seine ausgezeichneten Gene bereits weitergereicht. Die Stutenbesitzer zahlen dazu eine bestimmte „Decktaxe“ als Pauschale – für Frühbucher gibt es Rabatt.

Etwa zwei bis sechs Fohlen züchten Hoppe und Irmer pro Jahr für den eigenen Hof. „Dry Bugs Sommernight Dream“, das jüngste Open-Ranch-Fohlen, ist gerade mal zwei Monate alt.

Dreijährig werden sie auf der Buchholzbacher Mühle angeritten. „Wenn sie im Kopf noch nicht so weit sind, kommen sie auch noch mal für ein halbes Jahr auf die Wiese.“ Für ein gutes Jungpferde-Training soll man sich Zeit lassen, darauf legt Irmer Wert: „Dann hat man ein Leben lang davon.“

Von den Reitern ist höchste Konzentration gefordert

Auch Ute Hoppe ist in der Szene der Westernreiter nicht unbekannt. 1991 hat die hauptberufliche Westernreiterin die Europameisterschaft im „Western Pleasure“ gewonnen. In dieser Kategorie kommt es vor allem auf die Harmonie mit dem Pferd in Schritt, Trab und Galopp an. „Da ist schönes Reiten gefragt“, erläutert Hoppe. Es sehe meist vom Rande sehr mühelos aus. Von den Reitern sei aber höchste Konzentration gefordert.

Nach ihren großen Erfolgen hatte sie sich spezialisiert: „Mein Ding war es, Pferde einzureiten.“ Und da sie eine große Portion Geduld und vor allem keine Angst verspürte, übernahm sie meistens die unruhigen und schwierigen Pferde.

Wegen einiger schwerer Verletzungen darf sie mittlerweile aber nicht mehr selber in den Sattel steigen.

Um ihr Wissen weiterzugeben, bieten die beiden auf ihrer Ranch verschiedene Kurse im Westernreiten für Reiter und Pferd an. Natürlich darf bei solchen Kursen trotz allem „Ernst“ die Westernromantik auf der Open Ranch nicht fehlen: In einer Trainingswoche wird nicht nur die Westernreiterei inklusive einem Tag mit Rindern vermittelt, sondern es werden auch gemütliche Stunden am Lagerfeuer verbracht.

Westernreitkurse:

Der erfahrene Westernreiter Thomas Irmer bietet auf der „Open Ranch“ (Buchholzbacher Mühle, 53902 Bad Münstereifel) für Einsteiger, Umsteiger und erfahrene Westernreiter diverse Kurse. Tageskurse (ohne Lehrpferd) gibt es ab 75 Euro. Für

Einsteiger oder Reiter ohne eigenes Pferd stehen Schulpferde zur Verfügung. Weitere Informationen unter Telefon (0 22 52) 9 59 33 03 oder 01 73-2 76 83 68 sowie auf der Internetseite. (kir)

Der Tag mit Rindern

Bei einer intensiven Trainingswoche erleben die Teilnehmer auf der „Open Ranch“ auch einen Tag mit Rindern. Wie bei echten Cowboys werden Reiter und Pferd verschiedene Aufgaben gestellt. Sie lernen, auf einer Koppel Rinder aus einer Herde mit zwölf Tieren heraus zu treiben und durch ein geöffnetes Gatter zu dirigieren. Oder ein einzelnes Rind in der Reithalle von der Bande abzuwenden und in einer Acht zu führen. Viel Spaß macht auch das „Roping“: Hier zeigt Thomas Irmer an einem Holzrind, wie Cowboys mit dem Lasso umgehen. (kir)