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Bilder zeigen untergegangene WeltDie Eifel aus der Sicht des Fotojournalisten

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Dieses Foto hat nicht mehr in die Ausstellung gepasst: Mit der Zeiss Ikonta von Heinz Naumann fotografiert F.A. Heinen Herbert Wollgarten (M.) und Siegfried Scholzen vom Geschichtsforum Schleiden.

  1. „Menschen im Fokus“ ist der Titel der Ausstellung, die im Kabinett des Kunstforums Eifel am Sonntag, 4. August, eröffnet wird.
  2. Gezeigt werden Fotografien des Journalisten Heinz Herbert Naumann.
  3. Er berichtete ab 1950 für die Kölnische Rundschau und von 1951 bis 1981 für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus der Eifel.
  4. Die einzigartigen Bilder spiegeln eine untergegangene Welt wieder.

Schleiden-Gemünd – Gleich in mehrfacher Hinsicht sind die Fotografien des Journalisten Heinz Herbert Naumann sehenswert. Sie stellen Zeitdokumente von außergewöhnlicher Qualität und Dichte dar. Und: „Die Bilder zeigen eine untergegangene Welt“, beschreibt der Journalist F.A. Heinen die Faszination der Motive.

Naumann hielt mit seiner Ikonta fotografisch fest, was damals die Eifel ausmachte und heute oft nur noch als Notiz auf einer Erinnerungsplatte zu finden ist: eine Gerberei, Männer in einer Eisengießerei, Bergleute im Mechernicher Bleibergwerk, Bauern, die einen Heuwagen beladen, oder der Hütejunge in Schmidtheim. Immer korrekt mit Jackett, Stoffhose, Krawatte oder Fliege gekleidet und mit der unvermeidlichen Zeiss Ikonta um den Hals, dokumentierte Naumann das Leben, die Sorgen, aber auch die Freuden der Eifel.

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Der "Hötjong" von Schmidtheim ruft die Kühe zusammen.

„Er war der Elder Statesman“, erinnert sich Heinen, der zu Beginn seiner eigenen journalistischen Tätigkeit drei Jahre mit Naumann zusammenarbeitet hatte. Es war die Zeit, als die Generation von Werner Hiller, Otto Becker und Simon Rick langsam abgelöst wurde. „Wenn Naumann etwas zu sagen hatte, haben alle zugehört, denn er hatte oft die bessere Meinung“, erinnert sich Heinen an die damaligen Diskussionen, die bei den Redaktionskonferenzen stattfanden.

Doch nicht nur für an Zeitgeschichte Interessierte ist die Ausstellung ein Muss. Vom Standpunkt des Fotografen aus gesehen setzen die Aufnahmen sowohl technisch als auch künstlerisch hohe Maßstäbe. Die Bilder beweisen, dass sich Naumann hinter den ganz Großen der Pressefotografie nicht verstecken muss, sondern eigentlich einen Platz an ihrer Seite verdient hätte.

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Ein Arbeiter in einer Eifeler Gießerei kontrolliert den Produktionsprozess.

Alle Tricks aus dem nicht existenten Lehrbuch des Fotojournalismus – ungewöhnliche Perspektive, sorgfältige Komposition und Lichtführung, Tiefe im Bildaufbau und der Mensch als zentrales Motiv – beherrschte Naumann mit Souveränität. „Er hat aus jedem Bild ein Kunstwerk gemacht“, stellt Heinen fest. Dass er eine Ausbildung als Fotograf absolviert habe, sei anzunehmen, denn er habe seine Bilder in den Anfangsjahren mit seinem Namen und dem Zusatz „Lichtbildmeister“ gestempelt.

Beeindruckend ist zudem die Schärfe und Exaktheit der Belichtung, die er mit der Mittelformatkamera Ikonta und dem damals unerlässlichen Belichtungsmesser erzielte. „Die Fotos sind fast alle nicht bearbeitet worden“, betont Siegfried Scholzen vom Geschichtsforum Schleiden. Die Originalkamera von Naumann ist Teil der Ausstellung.

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Die Torfstecher im Hohen Venn begutachten die Qualität der Ladung auf dem Fuhrwerk.

Dass der Schatz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, ist dem Geschichtsforum zu verdanken. Während das Gros von Naumanns Fotografien im Fotoarchiv des Kreis-Medienzentrums aufbewahrt wird, hütete Werner Rosen, begeisterter Sammler von Fotografien aus der Eifel, zwei Kisten mit ungefähr 1000 Negativen im Schrank. „Rosen und Naumann waren befreundet“, so Heinen. Immer wieder habe Rosen seinen Freund mit Fotoaufträgen betraut. Gescannt wurden die Bilder von Herbert Wollgarten und anschließend hochwertig auf großformatiges Alu-Dibond übertragen.

Zur Person

Heinz Herbert Naumann wurde 1914 geboren. Ab 1933 ließ er sich beim Berliner Verlag Scherl zum Journalisten ausbilden. Im Zweiten Weltkrieg war er ab Kriegsbeginn 1939 Unteroffizier einer Nachrichtenabteilung. 1945 wurde er Mitarbeiter der amerikanischen Militärzeitschrift „Stars and Stripes“.

1950 ging er zur Kölnischen Rundschau, anschließend arbeitete Naumann bis zum Beginn seines Ruhestands für die Eifeler Redaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er lebte in Gemünd und Schleiden, zuletzt in Nierfeld.

1988 starb Naumann und hinterließ eine Tochter und zwei Enkel. (sev)

Eröffnet wird die Ausstellung im Kunstforum Eifel in der Alten Schule in Gemünd am Sonntag, 4. August, um 15 Uhr. F.A. Heinen wird in der Einführung mit der Biographie Naumanns und den Motiven vertraut machen. Die Ausstellung ist bis zum 24. August jeweils freitags bis sonntags, 13 bis 18 Uhr, zu sehen. Es ist ein Katalog erschienen, der bei der Vernissage abgegeben wird.