Zülpich – Mit diesem Zulauf hatten die Organisatoren nicht gerechnet. Gleich mehrfach hielt sich Leonie Schwan das Megafon vor den Mund, um auf dem Adenauerplatz in Zülpich die Regeln für den Demonstrationszug zu verlesen. Immer wieder wurde die angehende Abiturientin von der Polizei gebeten zu warten, da am Horizont weitere größere Schülergruppen zu erkennen waren.
Auch sie waren, mit beschriebenen Pappschildern ausgestattet, auf dem Weg, um sich der ersten Friday-for-Future-Demonstration in der Römerstadt anzuschließen. Unterstützt wurde Schwan bei der Organisation von ihren Mitschülern Katharina Haus und Jakob Becker. „Die Demo ist für uns eine Herzensangelegenheit. Wir machen sie nicht, um die Schule zu schwänzen“, stellte Schwan klar.
Leicht verspätet machten sich um 10.15 Uhr etwa 300 Schüler der weiterführenden Schulen auf den Weg. Sie wurden unterstützt und begleitet von einigen Erwachsenen und Lehrern. Laut skandierten sie für den Klimaschutz. Vom Adenauerplatz ging es über den Schulcampus, die Xantener Straße, die Römerallee und die Kölnstraße bis vors Rathaus.
Polizei Euskirchen lobt Zülpicher Schüler
Begleitet wurden die Demonstranten die gesamte Zeit über von Polizeibeamten. Vor allem im Bereich der vielbefahrenen Römerallee war das nötig, obwohl sich die „Freitagskämpfer“ an die Vorgaben der Polizei hielten und nur die rechte Fahrspur nutzten. „Die Organisatoren und Teilnehmer haben sich im Vorfeld und auch bei der Demo selbst vorbildlich verhalten“, lobte Franz Küpper, Pressesprecher der Euskirchener Polizei.
Unter den jungen Klimaaktivisten waren auch ein paar wenige, die noch in die Unterstufe des Franken-Gymnasiums gehen. Schulleiter Joachim P. Beilharz hatte im Vorfeld angekündigt, die Teilnahme der Unterstufenschüler auf dem Zeugnis mit unentschuldigten Fehlstunden zu sanktionieren. „Leider hatten wir keinen Erfolg bei den Verhandlungen mit unserem Direktor“, sagte Organisator Becker fast schon entschuldigend. Der ausgehandelte Kompromiss mit Schulleiter Beilharz sah nur vor, dass die Oberstufenschüler im Rahmen einer Kurzexkursion an der Freitagsdemo teilnehmen durften.
Doch was unternimmt Organisatorin Katharina Haus persönlich, um die Umwelt zu schützen? „Ich versuche, nicht jedem Trend nachzulaufen und kaufe mir Klamotten nur dann, wenn ich wirklich etwas brauche“, sagte die angehende Abiturientin. Sie versuche auch darauf zu achten, nicht bei Billig-Ketten einzukaufen. Allerdings stoße sie als Schülerin schon mal an ihre Grenzen, da fair gehandelte Produkte entsprechend teuer seien.
Vor dem Rathaus sprach sie sich für den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs und die Förderung von Car-Sharing-Modellen aus, um den CO2 -Ausstoß zu reduzieren. „Wir könnten die Stromversorgung in öffentlichen Gebäuden, beispielsweise unserer Schule, auf Ökostrom umstellen“, sagte Haus.
Die Schüler hatten für ihre Protestplakate Pappe verwendet und sammelten diese nach der Demonstration wieder ein. Becker: „Es war erst einmal eine einmalige Sache. Aber wer weiß, vielleicht wiederholen wir das doch mal.“