Gentrifizierung in SchlebuschWiderstand gegen Investorenplan

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Leverkusen – In den Fall des Christophorus-Hauses an der von-Diergardt-Straße in Schlebusch kommt Bewegung. Das Grundstück ist aus früherer Zeit als „Fläche für den Gemeinbedarf“ festgelegt, darauf dürfen also nur etwa Kindergärten oder ein Altenheim oder besondere Wohnheime gebaut werden. Die Eigentümerin möchte die Bindung an gemeindliche Zwecke aufheben lassen, das kann aber nur die Politik beschließen. Sie möchte dort Wohnungen bauen; ausdrücklich keine Sozialwohnung, steht in der entsprechenden Vorlage. Die Bauverwaltung empfiehlt, dem stattzugeben. (wir berichteten)

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Plakette

Benedikt Rees von der Klimaliste hat einen Gegenantrag gestellt, jetzt meldet sich auch der Deutsche Gewerkschaftsbund in der Sache zu Wort. DGB-Chef Scheumer nennt das Vorhaben einen „unfassbaren Vorgang“ und fordert vom Rat, den Vorgang zu stoppen.

Stattdessen könne dort durch Um- und Neubau ein Wohnheim für Auszubildende entstehen, denn der Wohnungsmarkt für Azubis sei prekär.

14 Wohnungen mit Tiefgarage

Baudezernentin Andrea Deppe präzisiert jetzt im Gespräch mit unserer Zeitung: Es sei vertretbar, die gemeindliche Nutzung aufzugeben, weil es Bedarf für die geplanten 14 Wohnungen mit Tiefgarage gebe. Sie sehe die Gefahr, dass die Investorin die alte Immobilie leer stehen lassen könnte, sagt Deppe.

"Wir haben von allen Nutzungen zu wenig"

Die Frage, ob es so viel Fläche für Gemeinbedarf gebe, dass man die Grundstücksvorgabe aufheben könne, wie von ihrem Amt empfohlen, beantwortete sie so: „Wir haben von allen Nutzungen zu wenig.“

Derzeit leben im Christophorus-Haus und einer Außenwohnung 24 Bewohner, meist mit einer Alkoholsucht, und mehrere Betreuer.

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Die Vorderansicht.

Wolfgang Klein, Chef der Leverkusener Caritas, möchte sich nicht zur bevorstehenden Entscheidung der Politik bezüglich des Bebauungsplans äußern. Man sei seit 1995 Mieter.

Die Bewohner sollen aus ihren Wohnungen ins Krankenhaus umziehen

Man könne das Haus aufgrund der Beschaffenheit nicht weiter nutzen, es aber auch nicht gut entsprechend den aktuell geforderten Ansprüchen umbauen; bis Ende September laufe der Mietvertrag, das Mietverhältnis sei befristet gewesen und mehrfach verlängert worden, auf Wunsch der Caritas noch einmal bis Ende September 2021. Er bestätigte die Information unserer Zeitung, dass die 24 Bewohner für den Übergang ins leere Sankt-Josef-Krankenhaus umziehen könnten.

Und ja, man sei auch in Gesprächen mit dem Bauverein Opladen (GBO), der möglicherweise in Wiesdorf ein neues Christophorus-Haus bauen will. Das bestätigte auch Alexander Dederichs, Vorstand beim GBO.

Die Umgebung stimmt

In der Bewohnerschaft des Hauses an der von-Diergardt-Straße, von denen manche den Aufenthalt selbst zahlen, scheint man mit dem einfachen Standard weniger Probleme zu haben: Was nütze ein Bad im Zimmer, wenn die Umgebung nicht stimme, heißt es.

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Die Lage im Dorf in Schlebusch schätzt man, einige seien gehbehindert. Besonders die Ankündigung stößt auf Ablehnung, dass man ins Sankt-Josef-Krankenhaus umziehen soll. Wenn man erst einmal dort im „Todestrakt“ sitze, bestehe wenig Anreiz, schnell ein neues Haus zu bauen.

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