Heimat-Check Bergisch GladbachHerkenrath, Asselborn, Bärbroich – Das Gladbacher Dach

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Idyllischer Blick auf Herkenrath und die Kirche St. Antonius Abbas

Bergisch Gladbach – Herkenrath ist das „Dach der Kreisstadt“, der Ortsteil mit der größten Höhe über dem Meeresspiegel, der definitv nicht mehr im Rheintal, sondern im Bergischen Land, im Mittelgebirge, liegt. Wer sich im Winter unten in der Stadtmitte noch mit Sommerreifen durchmogeln kann, findet hier oben kein Pardon. Hundert Meter Höhenunterschied sind kein Klacks. Hier weht ein scharfer Wind, es ist immer ein paar Grad kälter, es regnet mehr und wenn Schnee fällt, ist es erst mal Schnee und nicht sofort Matsch und bleibt auch länger liegen. Man kommt nicht hierhin ohne steile Anstiege zu bewältigen, am flachsten ist noch der Zugang hinten rum von der Autobahn her über Moitzfeld, heute der Hauptzugang des Ortes, aber genau genommen ist es auch der größte Umweg, wenn man vom Rhein kommt. Die Sander Straße, die Dombach, die Hombach, das Asselborner Tal sind die direkten und etwas sportlicheren Zugänge. Sand ist fast ein Vorort, schon auf der Höhenstufe, also quasi auf Augenhöhe.

Ein anderer historischer Vorort ist Herrenstrunden, allerdings tief unten, am Ausgang des Asselborntales. Der oberste Lauf der Strunde samt Quellen und den beiden Burgsitzen Oberstrunden (Malteserkomturei) und Unterstrunden (Burg Zweifel) gehörte einst zur Pfarre Herkenrath und wurde erst im 19. Jahrhundert durch Gebietstausch mit Bensberg, das dafür in Refrath/Gronau entschädigt wurde, Gladbach zugeschlagen.

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In unserem PDF mit dem Bergisch Gladbacher Zeugnis finden Sie neben den Noten auch Geschichten und Details zu ihrem Heimatort:

Die Geschicke der drei Stadtteile Hirkeroat, Saan und Strung, wie sie umgangssprachlich vor 50 Jahren noch meist genannt wurden, sind durch die verstreuten Besitzungen und Herrschaftstitel des Malteserordens verbunden, der durch die Schenkung der Herkenrather Pfarrkirche in die Gegend kam. Um die Ordensbesitzungen zusammenzufassen, die weit nach Rommerscheid und Dürscheid streuten, wurde in Sand ein Hofgericht etabliert mitsamt Kirche.

Der Gladbacher Pfarrer, dessen Herde dadurch empfindlich geschmälert wurde, erhielt zum Ausgleich die kirchliche Aufsicht über einst Herkenrather Höfe auf der entegengesetzten, der Sülztaler Seite Herkenraths im Gebiet von Kühlheim, wo es nicht minder steil nach unten geht. Das Dutzend Höfe war künftig als Obergladbach bekannt. Heute entspricht das mehr oder weniger dem Stadtteil Bärbroich und ist immer noch das „leere Viertel“ der Kreisstadt mit den wenigsten Menschen und den meisten Bäumen.

Gladbacher Siedlungskerne

Volbachtal, Sülztal und Dürschtal waren ursprünglich die Grenzen der Herkenrather Urpfarre, einem der vier Gladbacher Siedlungskerne, nach Südosten und Osten, nach Norden war es das Strundetal und nach Westen die Hardt, der steile Bergwald. Inselartig wie eine Burg ist Herkenrath also nach allen Seiten durch tiefe Gräben abgetrennt, Brücken laufen nur im Südwesten über den Vorgebirgsgrat von Bensberg im Bogen um das Milchborntal herum und im Nordosten ebenfalls im Bogen über den Abschlußgrat des Karstkessels der Strunde nach Spitze und Schanze zum Heerweg nach Westfalen (B 506).

So stellte sich Herkenrath noch nach dem Zweiten Weltkriegs als langgezogenes Straßendorf am Höhenweg auf der Wasserscheide zwischen Strunde und Dürschtal dar. Auch die ursprüngliche Herkenrather Kapellengemeinde Dürscheid, gehörte wie Sand, Herrenstrunden und Bärbroich noch zu den traditionellen Vororten, der erst mit der Vereinigung von Gladbach und Bensberg an Kürten verlorenging.

St. Antonius Abbas im Zentrum

Ein solches Straßendorf war Herkenrath aber nicht immer gewesen: der Ort bestand aus verstreuten Einzelhöfen und ein paar Häusern rund um die alte Kirche St. Antonius Abbas, die oberhalb des Hombachtales in einer Mulde sitzt, eine Siedlungslage, die „em Dorp“ genannt wurde. Hier war neben einigen Schenken auch der zuständige Fronhof situiert.

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Eine Mühle gab’s wegen der Höhenlage nicht, in späterer Zeit war die zuständige Mühle in Gronau, vorher entweder die Maltesermühle in Herrenstrunden oder – weniger wahrscheinlich – die Broichhausener Mühle im Dürschtal. Eine Burg sucht man vergeblich, die Legende kennt aber eine, die sogenannte Bärenkuppe bei Bärbroich, angeblich Vorgängerin der Burg in Bensberg (das wäre wenn überhaupt aber eher die Erdenburg bei Moitzfeld). Es gab aber natürlich die Burg Oberstrunden neben der Mühle, es gab die Burg unterhalb des Sander Hofgerichts (Lerbach) und es gab eine Burg in der Dombach.

Der traditionelle Ortskern verschob sich mit dem Bau der preußischen Volksschule in den 1890er Jahren an die Straße Ball. Hier entstand das Geschäfts- und Einkaufszentrum. Zwischen dem alten und dem neuen Dorfkern erstreckt sich heute das Schulzentrum, das Bedeutung für ein weites Hinterland hat. Dahinter liegt die große Wohnsiedlung Grünenbäumchen, die seit den 1960er Jahren, hauptsächlich auf ehemaligen Kirchenland, den Ort flächenmäßig ins Asselborntal erweiterte. Dadurch hat sich die Bevölkerungszahl des Orts vervielfacht.

Wenn es nach dem neuen Flächennutzungsplan geht, soll dieses Wohngebiet durch mehrere weitere ergänzt werden. Um das anpacken zu können, muss allerdings die Versorgungslage gewährleistet werden. Und es muss eine leistungsfähige Verkehrslösung gefunden werden. Die Verkehrsfrage ist auch entscheidend für die Entwicklung der Gewerbegebiet. Bisher gibt es eines in Braunsberg, doch die Gemeinde Kürten möchte ein weiteres in Spitze erschließen.

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