„Forest Gum“Mit gutem Gewissen kauen – Kaugummi ohne Plastik

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Thomas Krämer hat das organische Kaugummi entwickelt

  • Viele kauen gerne Kaugummi. Dabei kauen sie dabei auf Plastik herum, das alles andere als gesund ist.
  • Den Kölner Thomas Krämer stört das: Er hat also ein Kaugummi entwickelt, dass nicht mit synthetischen Stoffen hergestellt wird, sondern nur mit Saft von Bäumen aus Zentralamerika.
  • Schmecken und riechen soll „Forest Gum“ – übersetzt Waldgummi – genau wie normales Kaugummi.

Köln – Was haben Kaugummi und Kugelschreiber gemeinsam? Auf beiden wird herumgekaut, und beide bestehen aus Plastik. Genauer gesagt, besteht die Kaumasse von Kaugummis aus Polymeren, hergestellt aus Erdöl. Thomas Krämer dachte sich, das muss auch besser gehen.

Also hat er ein plastikfreies Kaugummi entwickelt. „Ich wollte nicht mehr zum Mikroplastik in der Umwelt beitragen“, sagt Krämer. Sein Kaugummi heißt „Forest Gum“. Finanziert hat er die Entwicklung mit einer Crowdfunding-Kampagne, 1200 Unterstützer brachten 34 000 Euro zusammen.

Kein Kaugummi ohne Minzgeschmack

Die Kaumasse für Krämers Kaugummi besteht aus dem Saft des Breiapfelbaumes aus Zentralamerika, Chicle genannt. Er soll unter fairen Bedingungen von lokalen Partnern produziert werden. Spätestens im Oktober soll das Kaugummi online und in einzelnen Geschäften in Köln erhältlich sein, zuerst mit Minzgeschmack, andere Sorten seien in der Entwicklung.

„Es war schwierig, ein natürliches Kaugummi zu entwickeln, das den gewohnten Geschmack erreicht“ sagt Krämer. Es sollte sich in Geschmack und Gefühl möglichst wenig von den üblichen Kaugummis unterscheiden. Da die meisten Kunden Minzgeschmack bevorzugen, könne man ohne diesen kein Kaugummi auf den Markt bringen. Zwar ist „Forest Gum“ nicht das einzige Chicle-Kaugummi, aber laut Krämer werde es auf dem deutschen Markt das einzige zuckerfreie Kaugummi auf der Basis sein.

Hundert Versuche, bis zur ersten guten Version

Die Idee für ein Kaugummi ohne Plastik kam Krämer per Zufall während seines Studiums der Agrarwissenschaften. In einem Nebensatz in einer Vorlesung habe der Professor erzählt, früher hätte man Kaugummis aus Chicle hergestellt. Krämer, mit Kaugummi im Mund, habe die Verpackung hervorgeholt, die Zutatenliste gelesen und habe sich beim Eintrag „Kaumasse“ gewundert, warum da nichts Weiteres zu finden war. Später habe er herausgefunden, dass Kaumasse prinzipiell aus Plastik besteht. Von da an habe er mit dem Kaugummikauen aufgehört.

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Später hat er dann sein Kaugummi selbst gekocht: Dazu wird Chicle als fest gepresster Block im Wasserbad aufgeweicht. Zutaten wie Aromen, Süßstoff und Feuchthaltemittel werden jeweils einzeln hinzufügt. Weitere Arbeitsschritte: rühren, aufkochen lassen, zum Schluss formen, trocknen lassen und mit Überzugmittel versehen. Es war eher ein Hobby fürs Wochenende, aber dabei war immer der Gedanke, es eines Tages verkaufen zu können. „Wir haben locker hundert Versuche gebraucht, bis wir eine Version hatten, auf der es Spaß macht, herumzukauen“, sagt Krämer.

Saft aus Anritzen der Rinde, nicht durch Fällung gewonnen

Chicle wird durch Anritzen der Rinde gewonnen, sodass der Baum erhalten bleibt. So will Krämer zum Schutz der zentralamerikanischen Tropen beitragen, dem zweitgrößten Urwald der Erde.

Und nicht nur den Urwald will Krämer intakt halten, sondern auch den Großstadtdschungel – dreien seiner Unterstützer hat Krämer zugesagt, ein Stück von Köln, Hamburg und Berlin von Kaugummiresten zu befreien. Jeweils 250 Euro haben sie zu „Forest Gum“ beigetragen. Damit will Krämer darauf hinweisen, wie widerstandsfähig Kaugummi ist und wie umständlich und damit teuer es für die Städte ist, es zu entfernen: „Es ist nicht in Ordnung, die Kaugummis auf die Straße zu spucken, und es ist auch nicht in Ordnung, dass nicht gesagt wird, dass sie aus Plastik bestehen“.

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