ArtenschutzWie der Kölner Zoo bei der Erhaltung der Przewalski-Pferde hilft

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Geschützt und versorgt: Die fünf Przewalski-Pferde im Kölner Zoo bekommen von Tierpfleger Daniel Ernst frisch geschnittenes Gras.

Geschützt und versorgt: Die fünf Przewalski-Pferde im Kölner Zoo bekommen von Tierpfleger Daniel Ernst frisch geschnittenes Gras.

Köln – Besonders spektakulär sehen sie nicht aus – hellbraunes Fell, kurze Mähne. Vor ihrem Gehege im Kölner Zoo fachsimpelt ein Grüppchen Grundschüler gerade über diese „ganz normalen Pferde“. Aber das stimmt so nicht. Denn die Przewalski- (sprich „Pschewalski“-) Pferde waren schon mal ausgestorben: 1969 wurden die letzten Tiere in der Mongolei gesichtet. Nur mit Hilfe der Zoos konnte die Art gerettet werden. Inzwischen gibt es mehr als 2000 Przewalski-Pferde. Sie werden in der Mongolei und in China wieder ausgewildert.

Gesamter Bestand stammt von zwölf Tieren ab

Der Kölner Zoo ist daran maßgeblich beteiligt. Hier wird das Zuchtbuch geführt, das die Tiere statistisch erfasst und mit dem entschieden wird, welche Tiere in ihre Heimat geschickt werden.

Rettung für die Kölsche Kröte

Auch die Wechselkröte ist bedroht – direkt in Köln. Die Population habe sich halbiert, wie Elmar Schmidt von der Nabu-Naturschutzstation Leverkusen-Köln erklärt. Die Wechselkröte ist in NRW vor allem in der Kölner Bucht beheimatet.

Im Aquarium des Zoos wurde am Montag eine Dauerausstellung eröffnet, um auf das Schicksal der nur wenige Zentimeter großen Amphibien aufmerksam zu machen. Gleichzeitig soll einem weiteren Schrumpfen der Population Einhalt geboten werden: Nun können sich die Kröten in Aquarien und Terrarien entwickeln, bevor sie ins Freiland gesetzt werden. In der Vergangenheit waren auf Kölner Gebiet viele Kaulquappen vertrocknet. Der Zoo, die Nabu-Naturschutzstation, die Technische Universität Braunschweig und die Stadtentwässerungsbetriebe (Steb) engagieren sich gemeinsam für die Rettung der Tiere.

Das Projekt „Artenschutz für die Wechselkröte in Köln“ wurde am Montag vom Bundesamt für Naturschutz als Beitrag in der „UN-Dekade Biologische Vielfalt“ ausgezeichnet. (kl)

Die fünf Stuten „Lolita“, „Lara“, „Lavinia“, „Luca“ und „Luna“ dösen in der Mittagszeit im Stehen. Bis vor kurzem waren sie noch zu sechst, dann zog „Lana“ nach Prag um. Dort wird sie auf die Umsiedlung in die Mongolei vorbereitet. Demnächst wird wohl ein Zuchthengst in die Damen-Wohngemeinschaft einziehen. „Wir haben schon ein Tier in Aussicht“, erklärt Tierpfleger Daniel Ernst. Noch ist der Hengst aus einem anderen Zoo aber ein bisschen zu jung, um die Leitstute beeindrucken zu können.

Zoos arbeiten in unzähligen Schutzprojekten wie diesem weltweit zusammen. Am morgigen Mittwoch ist der „Internationale Tag der biologischen Vielfalt“. Er erinnert an das UN-Übereinkommen von 1992, in dem sich die 190 Unterzeichner unter anderem zum Erhalt der Arten verpflichten. Erst Anfang Mai hatte der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) vor einem dramatischen Artensterben gewarnt (wir berichteten). Etwa eine Million der acht Millionen Tier- und Pflanzenarten seien bedroht.

Die Przewalski-Pferde wurden durch Zoos gerettet. „Mit solchen Projekten können wir zeigen, dass wir Fehler, die die Menschen gemacht haben, auch ein Stück weit wieder reduzieren können“, sagt Zoo-Chef Theo B. Pagel. „Aber es wäre natürlich besser, wenn es gar nicht erst so weit kommt.“ Bei den Przewalski-Pferden gingen Lebensräume durch Siedlungen verloren, Wilderer erledigten den Rest. Es wäre wohl das Ende gewesen, wenn nicht der Hamburger Zoodirektor Carl Hagenbeck Anfang des 20. Jahrhunderts Tiere eingefangen hätte. Der gesamte, weltweite Zoobestand stammt von nur zwölf Tieren ab, teilt der Kölner Zoo mit.

Die Zoologen wussten am Anfang nur sehr wenig über die Lebensweise der Wildpferde. Vor mehr als 20 Jahren wurde deshalb mit Beteiligung des Kölner Zoos in einem ungarischen Nationalpark ein Forschungsprojekt gestartet, später folgte die Umsiedlung in einen mongolischen Nationalpark.

Einem besonders freiheitsliebenden Hengst aus Köln war das Reservat dort immer noch zu eng, erzählt Theo B. Pagel. Das Pferd büxte mit seinen Stuten aus und lebt jetzt in der Wildnis – wie seine Vorfahren.

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