Bahn statt AutoRabatte sollen es Rentnern erleichtern, Führerschein abzugeben

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Umsteigen auf die Stadtbahn fällt vielen langjährigen Autofahrern nicht leicht. Ein vergünstigtes Ticket könnte Anreiz sein.

Umsteigen auf die Stadtbahn fällt vielen langjährigen Autofahrern nicht leicht. Ein vergünstigtes Ticket könnte Anreiz sein.

Köln – Es ist der natürliche Lauf der Dinge: Mit dem Alter lassen Gehör, Augen und Motorik nach. In diesem Fall wird das Autofahren gerade im Gewühl der Großstadt immer gefährlicher.

Doch dem Eingeständnis dieser Gefahr steht der Verlust der Mobilität entgegen. Es braucht Anreize, im Alter bereitwillig den Führerschein abzugeben. Und einen solchen Anreiz möchte Dr. Herbert Mück, Seniorenvertreter der Stadt Köln und Sachkundiger Bürger im Sozialausschuss, schaffen. Er regt an, ein ermäßigtes Aktiv60-Ticket für den Verkehrsverbund Rhein-Sieg anzubieten, wenn ein älterer Mensch seinen Führerschein abgibt. Zudem soll die Möglichkeit geschaffen werden, das jederzeit auf diesem Ticket bis zu drei Kinder im Alter von 6 bis zu 14 Jahren mitgenommen werden können.

Es gab schon mal ein Gutscheinsystem

Da Mück als sachkundiger Bürger keine Anträge stellen kann, ist sein Vorschlag von den Linken aufgegriffen und zu einem Antrag umgeformt worden. Viel hinzufügen muss die Partei den Ausführungen des Seniorenvertreters nicht mehr. Mück hat seine Anregung bis ins Detail ausgearbeitet. So hat er herausgefunden, dass es bis ins Jahr 2003 einen vergleichbaren Anreiz bereits gab. Senioren, die ihren Führerschein abgaben, erhielten von der Stadt einen Gutschein über 90 D-Mark, beziehungsweise 50 Euro, der bei den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) eingelöst werden konnte. Das Angebot wurde angenommen.

Im Durchschnitt wurden 250 Führerscheine pro Jahr für den Gutschein abgegeben. „Ich weiß nicht warum, aber 2003 wurde das Angebot eingestellt“, sagt Mück. Und sogleich sank die Bereitschaft bei Senioren, auf den Führerschein zu verzichten. Nur noch durchschnittlich 20 Führerscheine wurden jährlich abgegeben. Damit steht für den sachkundigen Bürger fest: Das Anreiz-System funktioniert.

Zusätzliche Kunden für die KVB

Statt des Gutscheins schlägt Mück einen Nachlass auf ein Jahresticket Aktiv60 vor. Der Nachlass soll dem jeweils gültigen Köln-Pass-Tarif entsprechen. In Zahlen bedeutet das: Im Tarif 1b kostet das Aktiv60-Ticket 708 Euro im Jahr. Der von Mück vorgeschlagene Nachlass würde dabei 301,20 Euro betragen. Für das Ticket wären damit nur noch 406,80 Euro zu zahlen. Nach einem Jahr ist dann der reguläre Preis für das Ticket fällig. Das ganze soll als Pilotprojekt über fünf Jahre laufen.

Doch bedeutet ein solches System nicht Verluste für die KVB? Mück winkt ab. Wie die Zahlen des Gutscheinsystems vor 2003 zeigten, würden die meisten potenziellen Rabattnutzer bei Abschaffung des Rabatts ihren Führerschein behalten und wohl nicht regelmäßig mit der KVB fahren. Der Verkehrsbetrieb hätte also nicht weniger Einnahmen, sondern zusätzliche Kunden.

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Weiterer Anreiz bestünde, wenn die Senioren ihre Enkelkinder mitnehmen könnten. Möglich ist das auch schon jetzt mit dem Aktiv60-Ticket – aber erst nach 19 Uhr. Einen gemeinsamen Tag im Zoo mit den Enkeln schließe das aber aus. Auch das Argument, die meisten Schüler hätten doch ein Schülerticket, verfängt laut des Seniorenvertreters nicht. Nach seinen Recherchen besitzen nur 50 Prozent der 6- bis 14-Jährigen ein Schülerticket.

Das Angebot soll die Einsicht erleichtern

Einen Eindruck will Mück mit seiner Anregung aber unbedingt vermeiden: Ältere Menschen seien generell schlechtere Autofahrer. Das würde der Seniorenvertreter so niemals stehen lassen. Es gehe alleine darum, in den Fällen, in denen die Fähigkeiten zum Steuern eines Autos nachlassen, die Einsicht zu erleichtern. „Es gibt viele Senioren, die bereits selbst an ihren Fahrfähigkeiten zweifeln und daher Bereitschaft entwickeln, dauerhaft auf den Führerschein zu verzichten“, sagt Mück.

Die Notwendigkeit für einen Anreiz bestätigt ein Blick in die Unfallstatistik der Polizei für das Jahr 2018. 637 Senioren verunglückten auf Kölner Straßen. 28 Prozent davon saßen im Auto. Im Vergleich zum Vorjahr hatte die Zahl um rund 18 Prozent zugenommen.

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