Diskussion um Kölsch-KistenSo will der Brauerei-Bundesverband den Kastenpfand erhöhen

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Auf fünf Euro könnte der Pfand für Bierkästen bald erhöht werden.

Auf fünf Euro könnte der Pfand für Bierkästen bald erhöht werden.

  • Manche werden einfach im Keller gehortet, andere zu Möbelstücken umfunktioniert oder schlicht in einer Ecke vergessen.
  • In die Brauereien kehren die Bierkästen jedenfalls lange nicht zurück.
  • Etwa ein Jahr dauert es im Durchschnitt, bis ein verkaufter Kasten wieder abgegeben wird, hat der Kölner Brauerei-Verband e.V. für die Stadt ermittelt.
  • Da kann der Vorrat in den Brauereien schon mal schrumpfen, und die Bierproduzenten müssen nachordern.

Köln – Theoretisch gibt es gar nicht zu wenige Kästen, aber „sie kommen zu wenig in den Rücklauf“, sagt Christian Kerner, Geschäftsführer des Kölner Brauerei-Verbandes. Deswegen begrüßt er den Vorstoß des Bundesverbands privater Brauereien, das Pfand für leere Bierkästen auf mindestens fünf Euro zu erhöhen. Derzeit liegt es üblicherweise bei 1,50 Euro. Das Flaschenpfand kostet acht Cent.

Kürzlich hatte der Bundesverband, der seinen Sitz im hessischen Limburg hat, moniert, dass es sich nicht lohne, die Kisten wieder abzugeben. „Das Pfand wurde bestimmt seit 40 Jahren nicht mehr erhöht“, erklärte Bundesverbands-Chef Roland Demleitner. 40 bayerische Brauer sind mittlerweile vorgeprescht und drohen mit einem Alleingang und einer Pfanderhöhung auf sechs Euro pro Kasten ab März 2020 – falls es bis dahin keine deutschlandweit einheitliche Pfanderhöhung gibt.

Bierflaschenpfand-Erhöhung von acht auf 15 Cent erwägt

Das stößt in Köln übel auf. „Wir brauchen eine bundeseinheitliche Lösung“, betont Christian Kerner. „Es macht keinen Sinn, wenn da jeder Verband eine Regelung trifft.“ Die Gespräche laufen bereits (siehe Info-Kasten). Dem Vernehmen nach steht eine Pfand-Erhöhung für Bierkästen von 1,50 auf fünf Euro und für Bierflaschen von 8 auf 15 Cent im Raum. Das würde auch bedeuten, dass an der Kasse für einen Kasten Bier wegen der Pfanderhöhung mehr gezahlt werden müsste.

Pfand-Arbeitsgruppe tagt bereits

Gemeinsam wollen sich der Verband der privaten Brauereien, der Bayerische Brauerbund und der Deutsche Brauer-Bund „mit dem Erhalt und der Fortentwicklung des Mehrwegpoolsystems in Deutschland“ befassen, teilt der Deutsche Brauer-Bund in Berlin auf Anfrage mit.

Eine entsprechende Arbeitsgruppe wurde im Mai gegründet. Inhaltlich geht es um die bestehenden Pfandsätze für Kisten und Flaschen, den Verlust von Kisten und Flaschen, aber auch um Engpässe in der Logistik – „ausgelöst etwa durch den drastischen Mangel an Lkw-Fahrern“.

Das Umweltbundesamt (UBA) hält ein höheres Pfand für sinnvoll. Es sei ein Anreiz, Flaschen und Kästen zügig zurückzubringen. Der Anteil der Getränke, die in Mehrwegflaschen verkauft werden, liege unter dem Zielwert von 70 Prozent. (kl)

Bei den Kölner Brauereien ist das Echo geteilt. „Es liegen keine Zahlen vor, wie viele Flaschen und Kästen tatsächlich abhanden kommen und es ist auch nicht geklärt, inwieweit eine Pfanderhöhung geeignet ist, den Verlust wirklich zu kompensieren“, sagt Michael von Rieff, geschäftsführender Gesellschafter bei Reissdorf, und warnt vor einem „Schnellschuss“.

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Die Privat-Brauerei ist vor zwei Jahren aus dem allgemeinen Pool-System für Pfandflaschen ausgestiegen und füllt sein Kölsch in Individualgebinde, also in eigene, geprägte Pfandflaschen, die der Brauerei gehören. Theoretisch könnten dafür sogar eigene Pfandsätze festgelegt werden.

Höheres Pfand wird Mehrweggedanken besser gerecht

Gaffel-Kölsch wird dagegen in Pool-Flaschen abgefüllt, die von unterschiedlichen Brauereien verwendet werden können. Geschäftsführer Thomas Deloy geht davon aus, dass sich die Rücklaufquote durch ein höheres Pfand erhöht. „Die Flaschen kehren schneller in den Kreislauf zurück und landen nicht im Glascontainer“, sagt er. Ein höheres Pfand werde dem Mehrweggedanken besser gerecht.

Der Brauereiverband NRW sieht ebenfalls die Notwendigkeit, „das bestehende Mehrwegsystem vor dem Einfluss von Einweggebinden zu stärken“. Eine übereilte Änderung sollte es aber nicht geben: Das Umlaufsystem sei komplex und „jahrzehntelang gewachsen“.

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