Dreimal so viel PlatzInitiative kümmert sich um immer mehr junge Obdachlose

Lesezeit 2 Minuten
Die Schlüsselübergabe für die neuen Räume: Rüdiger Grube (v.l.), Ralf Heinen, Christoph Gröner, Joachim A. Groth, Sven Aulmann und Markus Seidel.

Die Schlüsselübergabe für die neuen Räume: Rüdiger Grube (v.l.), Ralf Heinen, Christoph Gröner, Joachim A. Groth, Sven Aulmann und Markus Seidel.

Köln – Keine Couch zum Chillen, keine Kleiderkammer, keine Essensausgabe, dafür mehrere Beratungs- und Lernräume: Die Streetwork-Station der Off Road Kids Stiftung konzentriert sich auf die Hilfe für junge Obdachlose und in der Großstadt gestrandete Schulabbrecher. Bisher musste sich die 1993 von Markus Seidel gegründete Stiftung mit engen Dachgeschossräumen in Neumarkt-Nähe begnügen. Im neuen Domizil gegenüber dem Börsenplatz steht jetzt dreimal so viel Platz zur Verfügung, insgesamt über 800 Quadratmeter. Wichtig: Mit einziehen konnte das Prejob-Programm, das die jungen Menschen sozialpädagogisch begleitet und individuell beschult. 30 Plätze bietet Prejob derzeit.

Damit die Räume im dritten Obergeschoss am Kattenbug 18-24, die von den langen Fluren abgehen, nicht an eine Behörde erinnern, mit der die jungen Menschen vielleicht schlechte Erfahrungen gemacht haben, spendeten unter anderem ein großer Online-Versandhändler und ein Möbelhaus am Flughafen jugendgerechte Möblierung. Die neue Streetwork-Station, die Sven Aulmann leitet, wird vom Familienministerium mit 400 000 Euro unterstützt. Größter Geldgeber ist ansonsten der Verein „Wirtschaft kann Kinder“, den der frühere Bahn-Chef Rüdiger Grube und der Immobilien-Projektentwickler Christoph Gröner ins Leben riefen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Off Road Kids-Vorstand Seidel sieht nun eine stark wachsende Nachfrage auf die Off Road Kids zukommen. „Im vergangenen Jahr meldeten sich 3029 Hilfesuchende bis 25 Jahre bei uns, davon rund 2500 über das Internetportal sofahopper.de, die anderen über die Standorte. In diesem Jahr sind es bereits über 3500“, berichtet der hauptberufliche Buchautor. „Besonders schwierig ist es, wenn junge Menschen aus ländlichen Gebieten kommen und in der Anonymität der Großstadt untertauchen. Der tägliche Überlebenskampf beherrscht den Alltag von jungen Menschen auf der Straße“, erklärt Seidel, weshalb es wichtig ist, die Zielgruppe möglichst früh vor dem vielleicht endgültigen Absturz aufzufangen. Eine Streetwork-Station wie in Köln betreibt die Off Road Kids Stiftung auch in Berlin, Dortmund, Frankfurt und Hamburg.

Dass Passanten in Köln eher selten Gruppen von jungen Obdachlosen wahrnehmen, verbucht die Stiftung als ihren Erfolg. „Seit 2005 haben die Streetworker in der Domstadt 1479 junge Menschen erfolgreich vor Obdachlosigkeit bewahrt und ihnen ein dauerhaftes Dach über dem Kopf vermitteln können“, teilt Off Road Kids mit.

Rundschau abonnieren