KVB-VorsitzParteien wollen Kandidaten für Fenske-Nachfolge positionieren

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Köln – Es wird noch gut elf Monate dauern, bis Jürgen Fenske als Vorstandsvorsitzender der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) zum letzten Mal seine Bürotür in der KVB-Hauptzentrale hinter sich schließt. Im vergangenen Dezember hatte er angekündigt, für eine Vertragsverlängerung über 2018 hinaus nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Zeit scheint also genug zu sein, die Nachfolge in aller Ruhe zu regeln. Folglich sagt der Vorsitzende des KVB-Aufsichtsrates, Wilfried Kuckelkorn: „Wir haben noch keinen Fahrplan für die Nachfolgeregelung.“ Doch hinter den Kulissen hat längst das Tauziehen begonnen.

Die Ausgangslage: Gewählt wird der Vorstandsvorsitzende der KVB im Aufsichtsrat der Verkehrs-Betriebe. Der setzt sich nach der Sitzverteilung des Stadtrates zusammen. Es ist also eine politische Frage, wer bei der KVB das Ruder in die Hand nehmen wird.

Zwei grundsätzliche Möglichkeiten für Fenskes Nachfolge

Der Vorstand der KVB besteht aus vier Mitgliedern. Neben Fenske sind das Jörn Schwarze, Peter Hofmann und Peter Densborn. Für die Nachfolge Fenskes gibt es grundlegend zwei Szenarien. Erstens: Der Vorstand wird auf drei Mitglieder verkleinert, neuer Vorsitzender wird einer dieser drei. Allerdings: In der Satzung der KVB ist festgelegt, dass der Vorstand aus vier Mitgliedern besteht. Die Satzung ändern kann nur der Stadtrat.

Zweite Möglichkeit: Als neuer Vorsitzender wird jemand von außen berufen. In diesem Falle greift ein Ratsbeschluss, der einen Frauenförderplan für alle Stadtkonzerne vorsieht. Auf dem Chefsessel der KVB muss demnach eine Frau Platz nehmen. Das Problem dabei: Die Verkehrsbranche ist eine Männerdomäne.

CDU verhandelt mit der SPD

Bei dieser Ausgangslage haben Grüne und CDU schon einmal vorsichtig vorgefühlt, ob sie sich vielleicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen können – und festgestellt, dass das schwer wird. Einige führende Köpfe der Grünen setzen nach Informationen der Rundschau auf das Vorstandsmitglied Peter Hofmann, bei der KVB zuständig für Finanz- und Rechnungswesen, Controlling, Absatz und Nahverkehrsmanagement. Er steht den Grünen nah.

Allerdings lehnt ihn die CDU rundweg ab. Was dazu geführt hat, dass führende Christdemokraten bei der SPD angeklopft haben – in der Hoffnung auf einen „Handel“, durch den Jörn Schwarze auf dem Stuhl des Vorstandsvorsitzenden Platz nehmen kann. Schwarze ist im Vorstand für die Bereiche Gebäudemanagement, Fahrweg und Materialwirtschaft, für die Stabsstelle Zentraler Brandschutz/Umweltschutz sowie für das Projekt Nord-Süd Stadtbahn Köln zuständig. Er steht der CDU nah.

KVB-Vorsitzender hat weiteren wichtigen Posten

Verhandlungsbereit sollen die Sozialdemokraten grundlegend sein. Allerdings geht es ihnen um mehr als um den Vorstandsvorsitz der KVB. Denn wer immer auch KVB-Chef wird, er ist damit zugleich Direktionsmitglied des Stadtwerkekonzerns, dem Dachgremium aller städtischen Betriebe, unter dem sich auch die Rheinenergie und die Netcologne befinden. Der Stadtwerkekonzern ist die finanzielle Halsschlagader der Stadt. Mit dem Geld, das er ausschüttet, bestimmt er wesentlich den finanziellen Spielraum des Stadtrates und der Oberbürgermeisterin.

Und wer sitzt in der Direktion? Mit Horst Leonhardt (Häfen und Güterverkehr Köln AG), Dieter Steinkamp (Rheinenergie) und Jürgen Fenske drei Sozialdemokraten. Leonhardt geht wie Fenske in den Ruhestand. Wenn auf die beiden nicht mindestens ein Sozialdemokrat folgt, verliert die SPD ihren Einfluss auf eine wichtige Schaltstelle der Stadt.

Wie das Tauziehen bei dieser Gemengelage ausgehen wird, ist unklar. „Wir sind ja noch ganz am Anfang“, sagt ein Verhandlungsführer. In der FDP hingegen, die beim Personalkarussell außen vor steht, wird die Entwicklung mit Sorge beobachtet: „Man kann nur hoffen, dass dabei am Ende ein Kandidat herauskommt, der den für Köln so wichtigen verkehrspolitischen Aufgaben der KVB auch gerecht werden kann“, sagt Fraktionschef Ralph Sterck.

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