Tödlicher Unfall Luxemburger StraßeStaatsanwalt beschuldigt Bahnfahrer

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Die Absperrungen erinnern immer noch an den grausamen Unfall. Nun ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft.

Die Absperrungen erinnern immer noch an den grausamen Unfall. Nun ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft.

  • Zeugen und Anwohner meldeten sich nach dem entsetzlichen Unfall zu Wort, etwas habe mit der Ampelschaltung nicht gestimmt.
  • Die Polizei nahm die Ermittlungen auf und ließ den Übergang sperren.
  • Nun wird ermittelt, dem Fahrer wird fahrlässige Tötung vorgeworfen

Noch immer erinnern Absperrungen an den schrecklichen Unfall, der sich Mitte Januar in den frühen Abendstunden an der Luxemburger Straße auf dem Übergang in Höhe der Wittekindstraße ereignete. Eine 27 Jahre junge Frau geriet damals unter eine Stadtbahn der Linie 18. Wenig später erlag sie ihren schweren Verletzungen. Der Unfall wühlte auf.

Zeugen und Anwohner meldeten sich zu Wort, etwas habe mit der Ampelschaltung nicht gestimmt. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf und ließ den Übergang sperren. Jetzt, rund zweieinhalb Monate nach dem Unglück, bestätigt die Staatsanwaltschaft auf Nachfrage der Rundschau, die Ermittlungen aufgenommen zu haben. Beschuldigt ist der Fahrer der Unfallbahn, ein Mitarbeiter der Stadtwerke Bonn. Der Vorwurf: fahrlässige Tötung.

Polizei und Stadt trafen sich vor Ort

Der Bahnfahrer selbst lässt sich zu dem Vorwurf laut Staatsanwaltschaft nicht ein, er wird anwaltlich vertreten. Vor zwei Wochen hat es einen Ortstermin an der Unfallstelle gegeben. Stadtwerke Bonn, KVB und Polizei waren dabei. Was zu dem Unfall führte, konnte dabei nicht endgültig geklärt werden. Das soll nun mit Hilfe eines umfangreichen Gutachtens geschehen. Der Abschlussbericht wird aber voraussichtlich erst im kommenden Sommer fertig.

Wirre Signale

Immer wieder gibt es Irritationen und auch Ausfälle bei den Signalanlagen an Bahnübergängen. Kurz nach dem schrecklichen Unfall an der Luxemburger Straße twitterte eine Frau, die Ampel am Übergang an der Haltestelle Klettenbergpark zeige nicht mehr Rot bei nahender Bahn. Ein Defekt, der am selben Tag behoben wurde.

Ebenfalls an der Linie 18 sorgte ein schwerer Unfall vor wenigen Tagen für Schlagzeilen. Auf der Strecke über Land senken sich nicht mehr die Schranken automatisch bei nahender Bahn.

Was das Gutachten so aufwendig macht, ist sicherlich auch die verworrene Lage am Unglücksort zurzeit des Unfalls. In den ersten Meldungen der Stadt und der Polizei wurde es gar nicht erwähnt, aber als die junge Frau von der Stadtbahn erfasst wurde, war lediglich eine Behelfsampel an dem Übergang im Betrieb. Die eigentliche Ampelanlage ist über 20 Jahre alt und soll einer neuen weichen. Zur Überbrückung wurde eine Baustellenampel installiert – und das erst einen Tag vor dem Unfall.

Nach dem Unglück wurden in sozialen Netzwerken Stimmen laut, die Ersatzampel habe schon mehrmals bei durchfahrender Bahn grün gezeigt. Der Rundschau liegt eine Foto vor, das eine Anwohnerin am Tag nach dem Unfall gemacht hat. Es zeigt eine den Übergang passierende Bahn, durch deren Fenster auf der anderen Seite des Übergangs ein grüne Ampel für die Fußgänger zu sehen ist. Die Polizei ordnete schließlich an, die Stadt müsse den Übergang sperren. Die offizielle Begründung: Bei Beobachtungen habe sich gezeigt, dass zu viele Fußgänger das Rotsignal an dem Übergang missachten würden.

Zudem versicherte die Stadtverwaltung, die für die Signalanlage am Übergang verantwortlich ist, die Fußgängerampel funktioniere fehlerfrei. Es sei durchaus üblich, dass eine Ampel bei durchfahrender Bahn bereits wieder auf Grün schalte. Das bedeute aber nicht, dass sie auch schon grün angezeigt habe, während sich die Bahn noch näherte. Dennoch reagierte die Verwaltung auf den Unfall. Die Behelfsampel bekam größere Signalflächen. Steuern Bahnfahrer nun auf die Unglücksstelle zu, bekommen sie eine digitale Nachricht gesendet, die sie auffordert, langsam zu fahren.

Übergang bis heute gesperrt

Bis heute ist der Übergang in Höhe der Wittekindstraße gesperrt. Die Ampelanlage wurde abgestellt. Problematisch bleibt die Stelle dennoch. Anfangs zwängten sich immer wieder Passanten durch die locker gestellten Absperrungen. Selbst Mütter mit Kinderwagen wurden dabei beobachtet. Daraufhin ließ die Stadt die Sperren dichter stellen. Es half nichts. Nun wurden Fußgänger handgreiflich, entfernten die Kunststoffsperren und schmissen sie in benachbarte Gebüsche. Nun sind Sperren teilweise mit Hilfe von Kabelbindern miteinander verbunden. Doch die Sperrung funktioniert weiterhin nicht. Immer weiter wechseln Fußgänger die Straßenseite an dem Ort, an dem vor zweieinhalb Monaten die 27-jährige Frau auf grausame Art und Weise ihr Leben verlor.

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