MobilitätskonzeptSo könnte sich der Verkehr in Euskirchen in Zukunft verändern

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Eine Verbesserung des Radwegenetzes gehört zu den Zielen, die die Stadt mit dem Mobilitätskonzept erreichen will.

Eine Verbesserung des Radwegenetzes gehört zu den Zielen, die die Stadt mit dem Mobilitätskonzept erreichen will.

Euskirchen – Vor vier Jahren begann die Stadt Euskirchen mit den Vorarbeiten für ein Mobilitätskonzept. Damals verschickte die Verwaltung Fragebögen an 15.000 Euskirchener und Euskirchenerinnen, in denen es um Themen rund um den Verkehr und seine Defizite ging. 2019 eröffnete die Stadt ein Online-Portal, um noch mehr Bürgerbeteiligung zu ermöglichen, und in Kooperation mit mehreren Fachbüros organisierte sie Begehungen und Befahrungen, Workshops, Verkehrszählungen und andere Untersuchungen. Jetzt steht das Konzept kurz vor der Vollendung.

Am 25. November soll der städtische Ausschuss für Tiefbau und Verkehr über den entsprechenden Entwurf beraten und ihn für die endgültige Beschlussfassung an den Rat weiterleiten.

Das hat die Befragung in Euskirchen 2017 ergeben

Vor zwei Jahren gab die Stadtverwaltung das Ziel aus, „die negativen Auswirkungen des Verkehrs zu reduzieren und dennoch die Mobilität zu wahren“, die unterschiedlichen Verkehrsmittel intelligent zu verknüpfen und gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Die Befragung 2017 hatte ergeben, dass damals 61 Prozent der Wege in Euskirchen mit dem Auto zurückgelegt wurden (Mitfahrer einbezogen), 17 Prozent zu Fuß, 12 Prozent mit Bus und Bahn sowie 10 Prozent mit dem Fahrrad. Das Mobilitätskonzept soll mit dafür sorgen, dass sich die Anteile deutlich zugunsten der umweltfreundlichen Fortbewegungsmethoden verändern, also weg vom dominierenden Auto, für das das Land NRW bis 2035 einen Zielwert von 35 Prozent anstrebt.

Herbert Eidam: „Das Konzept ist wie ein Rezeptbuch“

Der Technische Beigeordnete Oliver Knaup betont, dass das 43 Kapitel umfassende Papier – von Ausnahmen abgesehen – nicht erstellt worden ist, um einzelne Baumaßnahmen zu benennen. Vielmehr gehe es darum, „grundsätzliche, teils strategische Vorhaben“ zu definieren. Die Details und die Finanzierung müssten später in den Fachausschüssen besprochen werden.

Herbert Eidam vom federführenden Planungsbüro Via formuliert es so: „Das Konzept ist wie ein Rezeptbuch, in das man guckt, wenn man bestimmte Pläne im Zusammenhang mit Mobilität verfolgt.“ Das sagte Eidam, als er mit seinem Kollegen David Philipps in der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses den Entwurf vorstellte.

Diese Vorschläge hat das Planungsbüro für Euskirchen gemacht

Das Büro hat fünf Handlungsfelder abgesteckt: attraktiver öffentlicher Verkehr; einfache aktive Mobilität mit dem Rad; motorisierter Verkehr; sichere und barrierefreie Ortskerne und Ortslagen; Mobilitätsmanagement und Öffentlichkeitsarbeit.

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Im Einzelnen stecken dahinter Vorschläge wie die Stärkung der Regional- und der Stadtbuslinien, der Ausbau der S-Bahnlinien auf der Eifel- und der Voreifelstrecke, der Bau eines Bahnhaltepunktes in Roitzheim oder auch die Entwicklung des Radwegenetzes. Dazu zählen Radpendlerrouten und ebenso Fahrradstraßen, auf denen sich Kraftfahrzeuge den Radlern unterordnen müssen.

Beleuchtet werden auch der fließende und der ruhende Autoverkehr – Letzterer kombiniert mit einer Parkraumstrategie –, die Förderung umweltschonender Verkehrsmittel und die Optimierung der Fußmobilität.

Kommt Tempo 20 für die Euskirchener Kernstadt?

In der Euskirchener Kernstadt, innerhalb des alten Mauerrings, könnte das Büro Via sich für den Verkehr flächendeckend Tempo 20 als Höchstgeschwindigkeit vorstellen, in Flamersheim eine Umgestaltung der Horchheimer Straße, in Großbüllesheim ebenfalls Neuerungen, um den Schutz der Fußgänger zu verbessern.

Alle Maßnahmen werden in Form von Steckbriefen beschrieben und in vielen Fällen mit Bildern aus anderen Kommunen illustriert. Hinzu kommen grobe Kostenschätzungen. „Das Konzept enthält selbstverständliche, aber auch mutige Maßnahmen“, resümierte Dezernent Knaup, während Thomas Brochhagen (SPD) den Autoren für die „geballte Ladung an Informationen“ dankte.

Zu den mutigen Schritten, die Knaup womöglich meinte, könnte eine Idee im Zusammenhang mit der Euskirchener Nordumgehung B56n gehören. Sie ist zwar Bestandteil des Bundesverkehrswegeplans, aber nicht mit vordringlichem Bedarf, sodass ein konkreter Umsetzungszeitraum „zurzeit nicht absehbar ist“, wie es im Konzept heißt.

Die Experten regen deshalb eine Diskussion zu dieser Frage an: „Soll eine alternative Lösung entwickelt werden, zum Beispiel über die Planung einer Stadtstraße?“ Diese Variante ließe sich wahrscheinlich schneller realisieren als eine Bundesstraße – allerdings unter anderen finanziellen Bedingungen.

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