Vier Tage lang feierte der Moscheeverein an der Wiesenstraße sein Frühlingsfest. Dort bogen sich die Tische mit türkischen Spezialitäten.
Frühlingsfest an der MoscheeWo in Bergneustadt Nachbarschaft auch durch den Magen geht

Gözleme, gefüllte Fladenbrote, gehörten zu den Spezialitäten, die der Bergneustädter Moscheeverein seinen Gästen servierte. Vier Tage lang feierte der Verein mit jeweils 800 bis 1000 Gästen sein diesjähriges Frühlingsfest.
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Wenn sich die Kruste langsam dunkel färbt und der Saft zu fließen beginnt, dann weiß Hamdi Aygün: Das Adana-Kebab ist fertig, das Fleisch muss vom Spieß. „Ich mische Lamm mit Rind, so bleibt es immer weich“, verrät er einen seiner Kniffe, die Gewürze sind ebenfalls seine Spezialität. Aygün verwendet Pul Biber (zarte, scharfe Chiliflocken), Oregano und Schwarzen Pfeffer. „Aber den mahle ich immer selbst“, betont der Mann an den Grillfeuern.
In Bergneustadt geht gute Nachbarschaft eben auch immer durch den Magen: Wenn der Moscheeverein feiert, biegen sich die Tische, so auch diesmal. Und nach der Corona-Pandemie gibt es das Fest in der XL-Version – an vier und nicht mehr nur drei Tagen.
Seit 1982 gibt es die Moschee an der Wiesenstraße in der Stadtmitte, eingezogen ist sie damals in ein ehemaliges Sägewerk. 620 Mitglieder zählt der Trägerverein nach Angaben von Sprecher Recep Özgül zurzeit: „Unser Haus steht jedem offen, jederzeit“, sagt er und freut sich, dass sich an jedem Festtag zwischen 800 und 1000 Gästen auf dem etwa 8000 Quadratmeter großen Gelände tummeln, das der Verein in naher Zukunft noch mehr nutzen und dafür auch die vorhandene Halle umgestalten will. Beim Fest dient diese als Speisesaal, dort reiht sich Süßspeise an Süßspeise.
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Recep Özgül, Sprecher des Moscheevereins, demonstriert im Bergneustädter Gebetsraum den Abschiedsblick beim Gebet.
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Unter den schützenden Zeltdächern draußen herrscht derweil geschäftiges Gemurmel, die Frauen des Vereins backen im Akkord – Lahmacun zum Beispiel, die türkische Schwester der italienischen Pizza, oder Katmer, das kräftig gebutterte Brot, das auf dem Sac, dem heißen Rundblech gebacken wird. Oder Gözleme, gefüllte Brote mit Schafskäse, Spinat und Kartoffeln.
In Bergneustadt will der Moscheeverein immer Gutes tun und sammelt dafür Spenden
Und weil die muslimische Gemeinde nicht nur dem Magen Gutes tun will, sondern auch der Heimstadt, übergibt der Moscheeverein am Sonntagmorgen dem Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr einen Scheck mit der höchstsymbolischen Summe von 1301 Euro – „1301“, das ist das Gründungsjahr der Stadt. „Über diese Geste freuen wir uns sehr“, betont Bergneustadts Feuerwehrchef Michael Stricker. Gesammelt worden ist das Geld bei einem Freitagsgebet in der Moschee, nachdem die Feuerwehr im April einen Brand an der Enneststraße gelöscht hatte – betroffen war eine türkische Familie.
Auch die Moschee steht Besucherinnen und Besuchern bei Führungen offen. Und gern erklärt Recep Özgül das Gebet, es beginnt für die Gläubigen im Stehen und immer in Richtung der Kaaba, dem Haus Gottes in Mekka. In der Mitte befinde sich die Gebetsnische, die Mihrab. Opulente Mosaike säumen sie. Dann gehen die Männer in Hocke, schließlich in Demut auf die Knie, die Stirn berührt den schweren blauen Teppich auf dem Boden. Und mit einem Abschiedsblick nach links und einem nach rechts endet es.
„Die Zeiten richten sich nach der Sonne, ein Gläubiger betet zurzeit um 5.15 Uhr das erste Mal“, führt der Vereinssprecher aus. Dabei werden Verse aus dem Koran gesprochen, übrigens auf Arabisch. „Derzeit beten wir fünfmal am Tag, im Laufe des Jahres schließlich 13-mal.“ Freitags betet eben niemand allein, dann kommt die Gemeinschaft in der Moschee zusammen.
Etwa 18.500 Menschen leben zurzeit in Bergneustadt. 3000 bis 4000, so schätzt die Stadtverwaltung, haben türkische Wurzeln.