250 Meter hochDas sind die Pläne für Engelskirchens Windpark bei Metabolon

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Die Rotoren einer Windkraftanlage sind über den Wipfeln von Bäumen zu sehen.

Nahe dem Metabolon-Gelände sollen vier Windkraftanlagen gebaut werden.

Schon ab 2025 sollen sich nahe der Leppe-Deponie in Engelskirchen vier Windkraftanlagen drehen. Jetzt stellten die Entwickler erste Pläne vor.

Unterhalb der früheren Leppe-Deponie sollen sich bald vier Windkraftanlagen drehen. Die Paderborner Westfalenwind hofft, hier zwischen 15 und 16 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr zu ernten. Die vier Standorte im Wald liegen nahe beieinander und auf dem Gebiet der Gemeinde Engelskirchen.

Die Entwickler der Westfalenwind um Projektleiter Marcel Welsing stellten das Projekt nun im Planungs- und Umweltausschuss der Gemeinde vor. Das Publikumsinteresse war groß.

Wo sollen die Anlagen gebaut werden?

Im Wald südlich des Geländes der Leppe-Deponie. An allen vier Standorten sind das Kalamitätsflächen, wo der Fichtenwald nach Borkenkäferbefall abgeholzt wurde. Die Waldflächen gehören der Gräflich von Spee'schen Forstverwaltung.

Die Gemeindegrenze von Engelskirchen und Lindlar verläuft an dieser Stelle etwa am Fuß des Metabolon-Kegels, westlich von Bickenbach.

Wie groß sollen die Anlagen werden?

Die vier Anlagen werden groß. Die Nabenhöhe beträgt laut Westfalenwind rund 165 Meter. Der Durchmesser der Rotoreinheit beträgt bei dem für Engelskirchen geplanten Typ laut Hersteller 170 Meter. Die Gesamthöhe dürfte daher vom Fuß bis zum höchsten Punkt eines Rotorblatts rund 250 Meter betragen.

Wie nahe kommen sie der nächsten Siedlung?

Nächstgelegener Ort ist Bickenbach. Nach den heute gültigen Abstandsregeln müssen Windkraftanlagen die zweifache Gesamtanlagenhöhe als Abstand zum Siedlungsbereich einhalten. „Da liegen wir deutlich drüber“, so Welsing.

Um beurteilen zu können, wie die Anlagen gesehen werden können, zeigten die Entwickler Fotos und versprachen, die auch bei einer anstehenden Bürgerversammlung zu zeigen.

Wie weit ist das Projekt?

Die Anträge hat die Westfalenwind bereits im Sommer vergangenen Jahres beim zuständigen Umweltamt in Gummersbach eingereicht. Im Sommer dieses Jahres rechnet das Unternehmen mit einer Genehmigung. Ganz so optimistisch sieht man das im Engelskirchener Rathaus nicht.

Auch, wen die Gemeinde das Projekt grundsätzlich positiv sehe, gehöre dazu ein „grundlegender Planungsprozess“, sagte Bürgermeister Gero Karthaus. In diesem Rahmen solle es eine detailliertere Information für Bürger zu Abständen und Lärmbelastung geben.

Beteiligungsmöglichkeiten gebe es „wie bei jeder Bauleitplanung“. Karthaus verwies auf ein weiteres Projekt, das im April vorgestellt werden soll. Generell gibt es derweil zahlreiche Windkraft-Projekte in Oberberg.

Die Gemeinde arbeite nun an Eingaben für den Regionalplan, damit es bei den beiden Projekten bleibe. „Wir wollen die Steuerbarkeit gewährleisten und das nicht dem Zufall oder dem Wildwuchs überlassen“, so Karthaus.

Wie werden die Anwohner informiert?

Im März soll es eine Bürgerversammlung geben, um Rückfragen stellen zu können. Ein genauer Termin steht noch nicht fest. Die Präsentation am Dienstagabend im Planungs- und Umweltausschuss war aber bereits öffentlich.

Wie steht Engelskirchen zu den Plänen?

Grundsätzlich sieht die Verwaltung die Pläne nahe der Leppe-Deponie positiv. Der Standort liegt in einem Gebiet, das bereits vor Jahren für Windkraftanlagen ins Auge gefasst worden ist.

Eine der vier Anlagen liegt teilweise in dieser Vorrangzone, die anderen drei in der Nähe. Marcus Dräger (CDU) forderte, dass der Betreiber bis zu der Bürgerversammlung Referenzprojekte nenne, die „zumindest die ungefähre Größe haben, damit man sich das anschauen kann“.

Weiterer Punkt: Als die Vorrangflächen ausgewiesen wurden, gingen die Planer von Anlagen bis zu 120 Metern Höhe aus. Aktuell läuft eine Anfrage der Kommune an die Deutsche Flugsicherung, ob die deutlich höheren Anlagen Auswirkungen auf die Flugsicherheit haben.

Liege die Antwort vor, könne ein Termin für die Bürgerversammlung festgelegt werden, berichtete Michael Advena von der Gemeindeverwaltung.

Was ist mit dem Artenschutz?

Gutachten zum Artenschutz haben die Planer bereits eingereicht. Schutzbedürftige Arten seien nicht direkt betroffen. Einzig das Thema Fledermäuse werde weiter untersucht. So sollen die Windkraftanlagen nachts geplante Abschaltzeiten haben, um Fledermäuse nicht zu stören. Parallel würden die Anlagen mit Detektoren ausgerüstet, die Daten über die Tiere sammelten.

Was haben die Engelskirchener davon?

Die im neuen Bürgerenergiegesetz von NRW vorgesehenen Modelle greifen für dieses Projekt nicht, da der Bauantrag vor Verabschiedung des Gesetzes gestellt wurde. Gleichwohl setze die Westfalenwind freiwillig auf Akzeptanz- und Wertschöpfungsmaßnahmen und auf „lokale Partnerschaften“, so Welsing.

Denkbar seien auch vergünstigte Strompreise, Genossenschafts- oder Stiftungsmodelle. Wie genau das aussehen kann, solle in Engelskirchen selbst entschieden werden.

Fließt Geld in die Gemeindekassen von Lindlar und Engelskirchen?

Läuft der Windpark, fließt auch Gewerbesteuer in die Engelskirchener Gemeindekasse. Dazu kommt eine Zahlung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz von 0,2 Cent pro Kilowattstunde. Diese dürfte auch in Teilen der Nachbargemeinde Lindlar zugutekommen.

Denn zur Berechnung wird ein Radius von 2,5 Kilometer um jede Anlage geschlagen, das Geld wird dann nach Anteil des jeweiligen Gemeindegebiets innerhalb dieses Kreises aufgeteilt.

Wie sieht der weitere Zeitplan aus?

Für die Westfalenwind beschreibt Projektentwickler Welding den idealen Zeitplan: Demnach solle die Genehmigung für das Projekt im Sommer dieses Jahres vorliegen, anschließend werden Ausschreibungen durchgeführt. Ein Baubeginn vor Ort sei laut den Entwicklern im dritten oder vierten Quartal 2025 realistisch.

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