EinsturzgefahrEngelskirchener Sporthalle muss abgerissen werden

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Sporthalle_Olsberghausen

An der Hallendecke und den Holzbalken in der Sporthalle Osberghausen sind erste Risse zu erkennen.

Engelskirchen-Osberghausen – Die Turnhalle des TV Osberghausen an der Jahnstraße ist bald Geschichte. Schon länger hat der Sportverein mit Mängeln seiner Halle zu kämpfen, nun steht fest: die Turnhalle muss abgerissen werden.

Gleich zwei Gutachter haben bestätigt, dass die Turnhalle einsturzgefährdet ist, da die Holzkonstruktion – die gleiche wie bei der vor Jahren eingestürzten Eishalle in Bad Reichenhall – längst nicht mehr das hält, was sie eigentlich soll. Die ersten Risse zeichnen sich bereits an der Hallendecke ab.

Für den Verein eine Schock-Nachricht. „Bis zum nächsten Winter wird die Halle nicht mehr existieren“, berichtet Peter Vierbaum, Vorsitzender des TV Osberghausen.

Abrisskosten bereiten dem Sportverein Sorgen

Die Sportgruppen des Vereins wurden bereits auf andere Hallen in der Gemeinde umgesiedelt. Die ballspielenden Gruppen konnten in die Walbachhalle ausweichen, die Karategruppe in die Sporthalle in Schnellenbach. Auch die Halle des Aggertal-Gymnasiums steht für zwei Stunden pro Woche zur Verfügung. Die Gymnastikkurse finden derzeit in den Räumlichkeiten der Kindertagesstätte in Osberghausen statt.

Nicole Singer will Kinder in Bewegung bringen

Bewegungsmangel hat zugenommen

Seit 2016 ist Nicole Singer Mitglied beim TV Osberghausen und leitet die Kinderturngruppen für Kita- und Schulkinder. Und sie hat sich das Thema Bewegung auf die Fahne geschrieben. „Die Kinder müssen wieder weg vom Computer und raus in die Natur. Auch Teambuilding ist wichtiger denn je“, berichtet sie von ihren Beobachtungen. Der Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen habe bereits vor der Pandemie zugenommen und sei durch Corona verstärkt worden, weiß Singer. An den Kindertagesstätten und Schulen gebe es zudem zu wenig sportliche Förderung, findet sie.(lth)

Sport auf der Wiese

Beim TV Osberghausen möchte sie diesem Bewegungsmangel entgegenwirken. Wegen der fehlenden Turnhalle nutzt sie dafür derzeit vor allem die große Wiese hinter der Halle. „Ich möchte die Kinder und Jugendlichen in der Bewegung bringen und sie auch auf motorischer, psychisch emotionaler und kognitiver Ebene fördern“, sagt die Physiotherapeutin, die ihre beruflichen Erfahrungen in ihre Vereinsarbeit integriert. Wie viel Spaß Bewegung machen kann, wurde zuletzt beim Familienfest des TV Osberghausen deutlich, bei dem die anwesenden Kinder mit ihren Eltern verschiedenen Sportstationen durchliefen. 

Doch nicht nur der Schock über den notwendigen Abriss der Halle sitzt noch tief, auch die bevorstehenden Kosten für den Abriss, der von einem Fachunternehmen durchgeführt werden muss, bereitet dem Vereinsvorstand Sorgen. Denn dieser ist laut Vierbaum mit 100.000 Euro angesetzt. Das Geld kann der Verein kaum aufbringen, da er auch noch Kosten aus den Vorjahren zurückzahlen muss.

Halle ist mehr als 60 Jahre alt

Anfang der 60er Jahre war die Halle in Osberghausen gebaut worden. Das Gelände gehört der Kommune, der Verein hat jedoch Erbbaurecht. Auch die angegliederte Gaststätte an der Halle war lange vom TV Osberghausen betrieben worden.

Als diese nicht mehr tragbar war, entschied sich der Vorstand vor zwölf Jahren, zu verkaufen. Da fortan die Toiletten fehlten, die zuvor in der Gasstätte benutzt werden konnten, wurde für 125.000 Euro ein Anbau neben der Halle mit Umkleiden und Toiletten errichtet. Finanziert wurde dieser zum Teil durch den Erlös der Gaststätte. Den Rest musste der Verein selbst tragen und muss aktuell noch 39.000 Euro zurückzahlen.

Das Herzstück des TV Osberghausen ist zurzeit die Wiese hinter der Halle. Zuletzt investierte der Verein unter anderem in die Erneuerung der Böschung. Dank Fördergeld aus dem Leaderprogramm konnte ein Großteil dieser Kosten übernommen werden. Den Rest stemmte der Verein aus Rücklagen.

Neubau in Olsberghausen kommt nicht in Frage

Eine neue Sporthalle kann in Osberghausen nicht gebaut werden. Der Grund: In der Ortschaft gibt es keine Schule mehr, an die die Halle angegliedert werden würde und in Engelskirchen gibt es bereits genügend Sporthallen. „Das verstehen wir“, betont Vierbaum.

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Mit Engelskirchens Bürgermeister Gero Karthaus sei der TV Osberghausen in engem und guten Kontakt, denn der Verein setzt sich für eine alternative Lösung als Treffpunkt ein. Dafür hat der TV Osberghausen in Zusammenarbeit mit der Gemeinde und Quartiersmanagerin Kristina Docken die „Soko Osberghausen“ gegründet.

Erwogen wird ein Haus der Vereine

In dieser ist nicht nur der Sportverein vertreten, sondern alle in Osberghausen ansässigen Vereine, darunter der Heimatverein, Angelverein, Friedhofsverein, Karnevalsverein sowie die Freiwillige Feuerwehr. Denkbar sei in Osberghausen eine Räumlichkeit, die allen Vereinen als Treffpunkt zur Verfügung stehe.

„Quasi ein Haus der Vereine, in das auch der erst zehn Jahre alte Anbau mit Toiletten und Umkleiden integriert werden könnte“, schwebt Peter Vierbaum vor. Das bestätigt auch Bürgermeister Karthaus: „Wir möchten den Vereinen eine Perspektive geben und sind derzeit in Überlegungen über die Möglichkeiten.“ Das neue Projekt, gibt dem TV Osberghausen Hoffnung, die finanziellen Sorgen des Vereins durch den Abriss bleiben jedoch.

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