„Kein Männerberuf mehr“Das Regionalforstamt Bergisches Land begrüßte zwei Schülerinnen

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Ein Mann steht mit mehreren Schülerinnen im Wald. Er hat eine Informationsmappe in der Hand und spricht zu den jungen Frauen.

Die Geheimnisse des Waldes erklärten Harald Keller und Sabrina Schürmann vom Forstamt den Schülerinnen Smilla (r.) und Greta.

Am Girls’ Day lernten die Schülerinnen Smilla (15) und Greta (12) beim Regionalforstamt Bergisches Land die Geheimnisse des Waldes kennen.

Auf der Türschwelle warten an diesem Morgen um 9 Uhr bereits Smilla (15) und Greta (12), die einen Einblick in die Arbeit des Forstamts bekommen wollen. Eine Männerdomäne? Smilla meint jedenfalls: „Ich war immer im Wald, seit ich klein bin. Tiere, Vögel und der Wald an sich haben mich schon immer interessiert“, erinnert sich die Schülerin des Gummersbacher Lindengymnasiums.

Seit 2001 gibt es in der ganzen Bundesrepublik jedes Jahr einen sogenannten Girls’ Day. An diesem Tag bekommen junge Mädchen die Einblicke in sonst männerdominierte Berufe. Für diesen Aktionstag öffnete darum auch das Regionalforstamt Gummersbach am Donnerstag seine Pforten.

Besuch des Forstamtes auf Empfehlung des Vaters

Für Greta, die die Marienheider Gesamtschule besucht, ist das Motiv ein anderes als bei Smilla: „Ich konnte mich zwischen den vielen Männerberufen nicht entscheiden. Ich habe mit meinem Vater gesprochen, und darum bin ich hier gelandet.“

Empfangen werden die beiden von Forstamtsmitarbeiter Harald Keller (65). Er freut sich sehr über den weiblichen Besuch: „Als ich studiert habe, hatte ich bei 90 Studierenden zwei Frauen im Jahrgang. Heutzutage sind es knapp fünfzig Prozent“, sagt er. „Den Männerberuf Förster gibt es nicht mehr.“ Sogar im physisch anspruchsvollen Bereich der Forstwirte steigt laut Keller die Zahl der Frauen. Bis zu ein Drittel der neuen Auszubildenden seien hier weiblich. Die klare Botschaft, die das Amt auch mithilfe solcher Aktionen wie dem Girls’ Day senden möchte, formuliert er so: „Wenn ihr interessiert seid, bekommt ihr hier geschlechtsunabhängig alle Möglichkeiten.“

Als ich studiert habe, hatte ich bei 90 Studierenden zwei Frauen im Jahrgang. Heutzutage sind es knapp fünfzig Prozent.
Harald Keller, Forstamtsmitarbeiter

Diesen Worten lässt er dann auch Taten folgen. So sehen sich Keller und seine Praktikantinnen ein Waldstück bei Reichshof-Brüchermühle an und kontrollieren die Schäden durch Wildverbiss. Zuvor aber fahren sie zu einer anderen Reichshofer Parzelle. Eine private Waldfläche ist hier im vergangenen Jahr vom Borkenkäfer kahl gefressen worden. Die Bäume wurden vom Forstamt entfernt, nun soll mithilfe der Schülerinnen wieder aufgeforstet werden.

Zu diesem Zweck trifft sich das Gespann mit Förster Jürgen Kerstin, der Teile der Reichshofer Gemeinde betreut. Er erklärt den Mädchen zuerst die Situation des Waldstücks und den Vorgang des Aufforstens. Auf ungeteilte Aufmerksamkeit trifft der Förster allerdings nicht dauerhaft, hat er doch seinen niedlichen Dackel Oskar mitgebracht. Kerstin lacht: „Das bin ich gewohnt.“

Als dann Jasko Kuc und seine Kollegen vom gleichnamigen Forstbetrieb anrücken, wird es für Smilla und Greta ernst. Unter den fachkundigen Blicken   der Teilnehmer heben die Schülerinnen zunächst mit einem „Fahrradlenker“ genannten Grabewerkzeug ein tiefes Loch aus. Dann fassen sie die Wurzel der einzusäenden Weißtanne- und Rotbuchensetzlinge zu einem Strang, setzen diese ins Loch und verschließen es mit Erde. Besonders Smilla imponiert mit geschickten Handgriffen. „Sie macht das gut“, urteilt Forstunternehmer Kuc. Auch die Schülerin stellt nach der Arbeit fest: „Das hat Spaß gemacht, wir haben viel Neues gelernt.“ Wer weiß, vielleicht war das der Anfang einer Karriere im Forstamt.

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