Kampagne für den PieksKreis will Impfquoten bei Oberbergs Kindern deutlich steigern

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Ein siebenjähriges Mädchen bekommt bei einer Impfaktion der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) für Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 17 Jahren im Residenzschloss nach der Impfung gegen das Coronavirus ein Pflaster auf den Arm geklebt.

Ob Mumps, Röteln oder Tetanus: Oberbergs Kinder sind deutlich seltener geimpft als der Landesdurchschnitt in NRW.

Vor allem in Bergneustadt, Gummersbach und Waldbröl ist die Impfskepsis der Eltern groß. Ein neuer Ansatz mit Landeshilfe soll das nun ändern.

Der Oberberger ist ein Impfmuffel und das zeigt sich auch bei seinem Nachwuchs. Nach aktuellen Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) sind nur rund 63 Prozent der Mädchen und Jungen zwischen Reichshof und Radevormwald gegen Pneumokokken geimpft – das bedeutet landesweit den allerletzten Platz. Bei der Immunisierung gegen Polio, Diphtherie und Tetanus landen die kleinen Oberberger immerhin auf dem drittletzten NRW-Platz.

Eltern in Bergneustadt, Gummersbach und Waldbröl besonders impfskeptisch

Für hiesige Verhältnisse schon ein Mini-Erfolg ist der Umgang mit Mumps, Röteln und Masern, denn hier gibt es an Rhein und Ruhr laut RKI immerhin drei Kreise oder kreisfreie Städte, die noch schlechter abschneiden. Schlüsselt man die Daten tiefer auf, so wird deutlich, dass Eltern in bestimmten Bereichen von Bergneustadt, Gummersbach, Waldbröl und Radevormwald offenbar besonders wenig davon halten, ihre Töchter und Söhne impfen zu lassen.

Am Dienstag haben der Kreis und das Landeszentrum Gesundheit NRW einen neuen Ansatz vorgestellt, mit dem die oberbergischen Impfquoten mittelfristig wenigstens in Richtung der Landesdurchschnitte angehoben werden sollen. Das „Peer to Peer“-Projekt ist ein landesweit bislang einmaliges Konzept und setzt gezielt bei den Kindergartenkindern in den vier genannten Kommunen an. „In Oberberg leben einige Menschen, deren Bewusstsein für Angebote der Gesundheitsförderung wenig ausgeprägt ist – und genau die wollen wir erreichen“, betonte Kaija Elvermann, Leiterin des Kreisgesundheitsamtes.

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In Oberberg leben einige Menschen, deren Bewusstsein für Angebote der Gesundheitsförderung wenig ausgeprägt ist – und genau die wollen wir erreichen.
Kaija Elvermann, Leiterin des oberbergischen Kreisgesundheitsamtes

Wer sich nun Impfbusse vorstellt, durch die die Kleinen gruppenweise geschleust werden, liegt allerdings falsch. Das Impfen soll weiter in den Händen der Kinder- und Hausärzte liegen und obliegt obendrein – die Masern einmal ausgenommen – der freien Entscheidung der Eltern. Es geht vielmehr darum, mithilfe der „Peers“, also auf Augenhöhe, Mama und Papa von den Vorteilen der Immunisierungen zu überzeugen.

Aktionstage in oberbergischen Kitas sind geplant

Das Projekt soll bis zum März 2025 laufen und steckt aktuell noch in einem frühen Stadium. Jüngst hat der Kreis 30 Kindergärten angeschrieben. Im besten Fall erklärt sich aus jeder Einrichtung mindestens eine Person zur eintägigen Peer-Ausbildung durch das Gesundheitsamt bereit – das können Erzieher, aber zum Beispiel auch Elternvertreter sein.

Bis in den kommenden Herbst hinein sollen die Brückenpersonen dann bei den Eltern das Impfen immer wieder ins Gespräch bringen, flankiert von Aktionstagen zum Thema in jeder teilnehmenden Kita und allerlei Informationsmaterial, das auch in mehreren Sprachen ausgegeben wird.


An die Eltern von rund 900 Kindern aus Bergneustadt, Gummersbach, Waldbröl und Radevormwald richten der Kreis und das Landeszentrum Gesundheit (LZG) die laufende Aktion. Dazu wurden in 30 Kindergärten die Vierjährigen ausgeguckt. Dieses Alter eigne sich gut, um den Kleinen mit ersten Schritten zu vermitteln, dass Impf- und Infektionsschutz gut für die eigene Gesundheit und die der Mitmenschen sei, erklärte Dr. Sebastian Thole, Leiter des Fachbereichs Infektionsschutz am LZG am Dienstag in Gummersbach.

Oberberg könnte Vorreiter für andere NRW-Landkreise werden

Das LZG bezuschusst den Ansatz mit 85 000 Euro und hofft auf einen Erfolg in Oberberg, der dann in anderen ähnlich impfkritischen NRW-Landkreisen Nachahmer finden könnte. Der Fokus auf die vierjährigen Mädchen und Jungen hat allerdings noch einen zweiten Hintergrund: So sollen im Rahmen der Kampagne für das Impfen die Impfpässe der Kleinen in Augenschein genommen werden. Und genau diese Dokumente werden die Eltern dann ein Jahr später, bei der Eingangsuntersuchung für die Grundschule, erneut vorlegen.

Für die Projektinitiatoren ist so ziemlich schnell erkennbar, ob das Werben für die Immunisierung erfolgreich war und die Eltern für ihre Kinder tatsächlich einen Impftermin vereinbart haben. 

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