Beim Info-Tag über Multiple Sklerose wurde auch über die neue Empfehlung gesprochen, intensive Therapien möglichst früh einzusetzen.
Neue StrategieInfo-Tag zu Multipler Sklerose in Gummersbach

Im Gummersbacher Kreiskrankenhaus informierten (v.l.) Oberärztin Christine Bindler, Chefarzt Professor Blaes, die Ärztin Sandra Thiel und die Optikermeisterin Tanja Polzer über Multiple Sklerose und den Umgang damit.
Copyright: Dennis Börsch
Sehstörungen, Taubheit oder Kribbeln in den Gliedmaßen sowie Gleichgewichts- und Koordinationsprobleme: Halten solche Symptome länger an, können sie auf Multiple Sklerose (MS) hinweisen – eine Autoimmunerkrankung, die zu chronischen Entzündungen im zentralen Nervensystem führt. Hinzu kommen zahlreiche weitere Beschwerden, darunter eher unspezifische wie Müdigkeit oder eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit. Nicht ohne Grund gilt MS als Krankheit mit „1000 Gesichtern“. Und um die ging es am vergangenen Samstag beim „Oberbergischen MS-Tag“ im Gummersbacher Kreiskrankenhaus.
Neue Medikamente, neu Möglichkeiten
Erschwert wird die Diagnose zudem dadurch, dass es keinen Test gibt, der MS eindeutig nachweist. Stattdessen beruht eine solche Diagnose auf einer Kombination verschiedener Untersuchungen und Ausschlussverfahren. Ebenso vielfältig wie die Symptome sind die Therapieansätze: Sie hängen von vielen Faktoren ab – vom Krankheitsverlauf über die individuellen Voraussetzungen der Betroffenen bis hin zur Verträglichkeit der Behandlung. MS kann zwar therapiert, aber bislang nicht geheilt werden.
Neue Medikamente und Behandlungsmöglichkeiten, aber auch Spezialthemen wie Schwangerschaften bei MS-Erkrankten oder visuell-kognitive Trainingsmethoden wurden beim MS-Tag im Kreiskrankenhaus vorgestellt. Der Informationstag unter der Leitung von Professor Franz Blaes, Chefarzt für Neurologie, fand bereits zum 15. Mal statt.
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Besucherinnen und Besucher waren vor allem Betroffene und Angehörige. Und viele von ihnen kommen regelmäßig, um sich durch Fachvorträge und anschließende Gesprächsrunden über aktuelle Entwicklungen in der Forschung zu informieren, ist dort zu erfahren.
Christine Bindler, Oberärztin am Kreiskrankenhaus in Gummersbach, präsentierte Auszüge aus der „Living Guideline“ – einer Leitlinie, die jährlich von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie aktualisiert wird. Ihr Ziel ist es, das Wissen zur Diagnostik und zur Therapie von MS und verwandten Erkrankungen zu bündeln. Eine der Neuerungen ist die Empfehlung, den bisher eher zurückhaltend ausgeführten Behandlungsstart zugunsten einer „Hit-hard-and-early“-Strategie aufzugeben, also intensive Therapien möglichst früh einzusetzen.
Umso wichtiger ist es, dass wir bei uns im Haus alle zugelassenen Therapiemöglichkeiten für Multiple Sklerose anbieten können.
Im Oberbergischen leben rund 1000 MS-Erkrankte – Tendenz steigend. Das ist kein regionales Phänomen, sondern ein allgemeiner Trend, der viele Autoimmunerkrankungen betrifft. Mögliche Gründe sind veränderte Umweltfaktoren und ein „überbehütetes“ Immunsystem. „Umso wichtiger ist es, dass wir bei uns im Haus alle zugelassenen Therapiemöglichkeiten für Multiple Sklerose anbieten können“, erklärt Bindler.
Auch die Fortschritte in der Forschung machten Mut, sagt sie: Die Diagnostik wird zunehmend präziser, Therapien und Medikamente immer wirksamer und auch das Angebot zur emotionalen Unterstützung, etwa durch Online-Foren, persönlichen Austausch oder psychologische Angebote, wächst kontinuierlich.

