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„Die Höhle der Löwen“
Opa Heinz aus Morsbach bereitet den Weg zum Deal mit Frank Thelen

6 min
Der inzwischen 99 Jahre alte Heinz Schlechtingen aus Morsbach-Lichtenberg bringt in der „Höhle der Löwen“ die Investoren Carsten Maschmeyer (von vorne nach hinten), Judith Williams, Frank Thelen, Janna Ensthaler und Ralf Dümmel mehr als nur einmal herzlich zum Lachen.

Der inzwischen 99 Jahre alte Heinz Schlechtingen aus Morsbach-Lichtenberg bringt in der „Höhle der Löwen“ die Investoren Carsten Maschmeyer (von vorne nach hinten), Judith Williams, Frank Thelen, Janna Ensthaler und Ralf Dümmel mehr als nur einmal herzlich zum Lachen.

Nach dem Erfolg in der Gründershow hat sich für die Oberberger Phil Janßen und Thorben Engel sowie Mitstreiter Philipp Battisti alles verändert.

„Wow!“, entfährt es Frank Thelen. „Megageil“, urteilt Ralf Dümmel. Und „Cool“ findet Janna Ensthaler, was sie da sieht. Und auch Carsten Maschmeyer ist angetan von „Steets“ – der „Stehhilfe für die Gehhilfe“, wie es der Unternehmer ausdrückt: „Total praktisch, easy.“ Doch der Begeisterung folgt die Ernüchterung – ja, sogar die Angst.

Denn anscheinend haben die Löwen keinen Appetit auf die Erfindung von Phil Janßen aus Morsbach-Lichtenberg, Thorben Engel aus Reichshof-Odenspiel und Philipp Battisti aus Kamp-Lintfort: Sie springen nacheinander ab, als erste ist die Münchnerin Judith Williams raus, als vorerst Letzter streicht auch „Mister Regal“, Ralf Dümmel, die Segel – „aber schweren Herzens“, wie der Hamburger bekennt.

„Löwe“ Frank Thelen will wissen, was Sache ist: Der Reichshofer Thorben Engel telefoniert mit Berater Bernd Zimmerbeutel, Phil Janßen aus Morsbach-Lichtenberg (rechts) und Philipp Battisti bitten den Bonner Unternehmer um etwas Geduld.

„Löwe“ Frank Thelen will wissen, was Sache ist: Der Reichshofer Thorben Engel telefoniert mit Berater Bernd Zimmerbeutel, Phil Janßen aus Morsbach-Lichtenberg (rechts) und Philipp Battisti bitten den Bonner Unternehmer um etwas Geduld.

Dennoch verlassen die drei mutigen Gründer die „Höhle der Löwen“ nicht ohne Deal: Frank Thelen (49) schlägt ein, nimmt Steets unter seine Fittiche. Und das tut weh. Zuvor hoffen Janßen und seine Mitstreiter auf eine Finanzspritze von 300.0o0 Euro, dafür wollen sie 15 Prozent der Anteile an ihrem vor etwas mehr als fünf Jahren gegründeten Start-ups lockermachen. Der Bonner Thelen aber fordert 25 Prozent – und bekommt sie auch, allerdings nach langem Zögern des Trios und intensiver Beratung. „In der Gründerszene heißt es: Es muss beiden Seiten wehtun“, verrät Janßen (31).

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Der Pitch von ihm, Engel und Battisti (beide 30) ist als erster in der dritten Folge der 18. Staffel dieser Sendereihe zu sehen – am vergangenen Montagabend hat der Fernsehsender Vox diese ausgestrahlt, zuvor ist sie bereits beim Streamingdienst RTL+ online gegangen.

Frank Thelen sieht großes Potenzial in dem Stützsystem für Gehhilfen, das einst in Morsbach-Lichtenberg erfunden worden ist

Seit 2020 stellt Steets Stützen her für Gehhilfen aller Art: Am Ende eines Gehstocks zum Beispiel fahren blitzschnell vier Stützfüße aus und sichern diesen in der Senkrechten, drückt man einen Hebel am Knauf. Und ebenso blitzschnell klappen die Stützen wieder ein, drückt ein Gewicht auf die Gehhilfe.

Frank Thelen sieht großes Potenzial: „Schätzungen zufolge werden allein in Deutschland jedes Jahr rund 5,5 Millionen Gehstützen benötigt. Ein Markt, der jährlich um vier bis fünf Prozent wächst, getrieben durch eine alternde Bevölkerung und zunehmende orthopädische Erkrankungen“, erklärt der Unternehmer auf Anfrage dieser Zeitung. Und er schwärmt von Steets: „Wenn aus einem echten Problem eine absolut elegante Lösung entsteht, dann ist das Innovation, dann ist das Unternehmertum, das mich begeistert.“

Der Start-up-Gründer Phil Janßen aus Morsbach-Lichtenberg, mit seinem Opa Heinz Schlechtingen bei der Gartenarbeit, aufgenommen worden ist dieses Foto 1998.

Der Start-up-Gründer Phil Janßen aus Morsbach-Lichtenberg, mit seinem Opa Heinz Schlechtingen bei der Gartenarbeit, aufgenommen worden ist dieses Foto 1998.

Der Weg zum Deal ist hart für die drei Gründer: Etwas mehr als 28 Minuten sind von ihrem Auftritt im Fernsehen zu sehen, in Wirklichkeit dauert das Ringen um das Investment in den Kölner MMC-Studios fast anderthalb Stunden. „Gefühlt waren es aber mindestens drei Stunden“, berichtet Phil Janßen, er ist zuständig für das Marketing und die Strategie der jungen Firma.

Längst weiß er nicht mehr, wo ihm der Kopf steht – für die drei Männer ist heute nichts mehr so, wie es vorher war. Wer gerade etwa auf eine E-Mail-Antwort des Lichtenbergers wartet, der bekommt schon mal Post spät nach Mitternacht. Denn die Tage sind lang, sehr lang.

Schon vor dem Auftritt im Fernsehen arbeiten die Gründer in Vollzeit für ihr Unternehmen – bisher haben sie einen Umsatz von rund 60.000 Euro eingefahren, übrigens mit einem Kapital in Höhe von mehr als 700.000 Euro aus eigener Tasche, Förderungen und einem ersten Invest von Bernd Zimmerbeutel, Telefonjoker in der Show und Berater des Automobilzulieferers Rollax in Bad Salzuflen. Dort werden die Stützen für Gehhilfen zurzeit gefertigt.

Die Beratung im Fernsehstudio dauert so lange, dass Frank Thelen ungeduldig wird

„Wir haben uns im Studio so lange beraten, dass Frank die Geduld verloren hat, zu uns kam und nachgefragt hat, was bei uns los ist“, blickt Janßen zurück. Und kaum ist der Deal besiegelt, beginnt prompt die Arbeit. „Schon am zweiten Tag nach dem Handschlag waren wir in Bonn, in den Büros von Frank Thelen“, erzählt der Lichtenberger. „Er ist ein Macher – einer, der Dinge vorantreiben will. Und das zügig.“ Termine bei Thelen, so weiß das Gründertrio inzwischen, sind „knapp und knackig, aber immer höchstproduktiv“.

Wie aber hat sich das Produkt und seine Vermarktung verändert, seitdem Thelen mitmischt? „Die ersten Dinge, die wir geändert haben seither, das sind unsere Internetpräsenz und die Verpackung von Steets“, zählt Phil Janßen auf. Der Investor habe sofort festgestellt, dass die erste Bedruckung auf der Verpackung zu schlecht zu lesen ist. „Auch war ihm das gesamte Paket nicht nachhaltig genug.“ Gerade, berichtet der 31-Jährige, bereite man bereits auch den Schritt auf den internationalen Gesundheitsmarkt vor. Seit 2021 schützen Patente die Erfindung.

Größter Fan, treuer Motivator und emsiger Alltagstester der Entwickler ist seit dem Beginn Heinz Schlechtingen, Opa von Phil Janßen, von 1987 bis 1997 ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Morsbach und seit Sonntag 99 Jahre alt. Der Senior begleitet die Jungs als bisher ältester Gast in die „Höhle der Löwen“ und tritt in Ossendorf zunächst allein und höchst entspannt vor die Löwen-Runde mit Carsten Maschmeyer, Ralf Dümmel, Judith Williams, Janna Ensthaler und eben Frank Thelen.

Der Bonner Investor Frank Thelen (49) ist überzeugt davon, dass sich das einst in Morsbach-Lichtenberg erfundene Stützsystem für Gehhilfen erfolgreich auf dem Gesundheitsmarkt etablieren kann, und das auch international.

Der Bonner Investor Frank Thelen (49) ist überzeugt davon, dass sich das einst in Morsbach-Lichtenberg erfundene Stützsystem für Gehhilfen erfolgreich auf dem Gesundheitsmarkt etablieren kann, und das auch international.

Gekonnt lässt der rührige Pensionär knallend seinen Gehstock fallen – alle Investoren springen auf, wollen ihm helfen, Ensthaler tut es. Die Showeinlage glückt also. Auch eine Homestory hat die Produktionsfirma mit ihm und seinem Enkel gedreht.

Nachdem Schlechtingen das Stützsystem vorgestellt hat, nimmt er mit Tochter Marita Platz in der neuen Gründer-Lounge – und rührt mit seinem Auftreten auch die Crew zu Tränen. „Da war immer so viel Begeisterung dahinter“, schaut Heinz Schlechtingen auf die Zeit seit dem ersten Prototypen von Steets zurück. „Ich wusste immer, das wird was, aber die Jungs brauchen jegliche Unterstützung.“

Die Idee dahinter hatte sein Enkel noch als Schüler: Als er sieht, wie Oma Maria nach einer Hüft-OP Tag für Tag und immer wieder mit den Gehhilfen kämpft und diese zu Boden stürzen, will er Abhilfe schaffen. Die Großmutter ist vor acht Jahren gestorben. „Opa hat uns immer Mut gemacht, nicht aufzugeben“, sagt Janßen.

Mit Erfolg, wie auch Frank Thelen erkennt: „Die Jungs haben richtig Bock, sie brennen für ihr Unternehmen. Genau solche Faktoren machen eine Zusammenarbeit einfach“, betont der Bonner. Und wo sieht er Steets in 20 Jahren? „Im besten Fall an jeder Gehstütze!“


Drei Pakete Steets zu vergeben

In Kooperation mit dem Start-up Steets verlost diese Zeitung drei Pakete mit der „Stehhilfe“ für Gehhilfen – und zwar an drei Leserinnen und Leser, die am Dienstag, 9. September 2025, der Redaktion in der Zeit zwischen 8 und 11 Uhr eine E-Mail schreiben mit dem Stichwort „Steets“ an: redaktion.oberberg@ksta-kr.de.

Die Steets-Sets werden danach per Post verschickt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen und Mails, die außerhalb dieses Zeitraums eingehen, werden nicht berücksichtigt.