Jeden Tag andere SchmerzenSelbsthilfegruppe für Fibromyalgie in Reichshof

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Haben gute Tipps: Die Fibromyalgie-Selbsthilfegruppe wird von Elke Stade-Bubenzer (l.) und Elisabeth Hermes geleitet.

Haben gute Tipps: Die Fibromyalgie-Selbsthilfegruppe wird von Elke Stade-Bubenzer (l.) und Elisabeth Hermes geleitet.

Heienbach – Selbst für manchen Arzt ist die Fibromyalgie immer noch eine sehr schwer zu erkennende Krankheit. Zu unterschiedlich sind die Symptome, die sich zudem von Tag zu Tag verändern können, zu sehr gleichen sie anderen Erkrankungen.

Die Fibromyalgie gehört zu den Schmerz-Syndromen. Sie ist durch tiefe Muskelschmerzen in verschiedenen Körperregionen gekennzeichnet. Hinzu kommen Erschöpfung, Konzentrations- und Schlafprobleme. Die Ursachen der Krankheit sind noch nicht vollständig bekannt, vermutet wird aber eine gestörte Schmerzverarbeitung. Die Behandlung ist komplex, gängige Schmerzmittel sind wirkungslos. Eine fundierte Diagnose zu bekommen, kann Jahre dauern. Bis zu zehn Jahre, wie einige der Teilnehmerinnen der oberbergischen Selbsthilfegruppe bestätigen.

Gruppe existiert seit 1990

Seit 1990 existiert die Gruppe, die sich normalerweise in Gummersbach in den Räumen der Oberbergischen Gesellschaft zur Hilfe für psychisch Behinderte in der Marktstraße 12 trifft. Der letzte Dienstag im Monat ist von 15 bis 16.30 Uhr der Rahmen, um sich mit meist 15 bis 20 anderen Betroffenen auszutauschen. Seit dem vorigen Herbst finden die Treffen unter der Leitung von Elke Stade-Bubenzer und Elisabeth Hermes allerdings online statt, dazu kommt eine telefonische Begleitung.

Elke Stade-Bubenzer ist seit 20 Jahren in der Gruppe aktiv. Mit der Gruppe besuchte sie schon den Fibromyalgie-Tag, der international am 12. Mai stattfindet, sie bezieht die Zeitschrift der Deutschen Fibromyalgie-Vereinigung und gibt das Wissen aus den Artikeln an die Teilnehmerinnen aus ganz Oberberg weiter.

Fast nur Frauen

Die Gruppe besteht fast ausschließlich aus Frauen. Männer werden von Fibromyalgie sehr selten betroffen. Monika Jaik aus Strombach hat beobachtet, dass es Männern zum Teil auch sehr schwerfällt, die Diagnose zu akzeptieren: „Für mich war die Gruppe eine Offenbarung. Ich war nur noch happy, weil ich so gut verstanden wurde. Aber ich vermute, diese, oft so diffus wirkende Krankheit ist für manche Männer einfach nicht greifbar genug.“ Denn das ist eine Tücke der Fibromyalgie: den Betroffenen sieht man die Schmerzen, die Erschöpfung und die psychische Belastung nicht an.

Elke Stade-Bubenzer berichtet, dass auch Angehörige ihre Treffen besucht haben: „Das ist gut. Dann kann man für Verständnis für die Erkrankten werben. Nicht jeder weiß, was diese Krankheit bedeutet. Nicht jeder Tag ist gleich – manchmal kann ich etwas leisten, das mir am nächsten Tag wie eine unüberwindbare Hürde erscheint.“ Allerdings solle den Erkrankten auch nicht alles abgenommen werden, sagt die Reichshoferin.

Verständnis wird sehr geschätzt

Anja Kalkum aus Radevormwald ist seit 2014 dabei und schätzt das Verständnis der anderen sehr: „Wenn ich in der Gruppe berichte, dass dieser spezielle Tag richtig schlecht war, muss ich nicht groß erklären, warum.“ Das verändere die Einstellung zur Krankheit und helfe, sich von der Diagnose nicht niederdrücken zu lassen.

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Alle Teilnehmerinnen unterstützen sich gegenseitig mit Tipps zu guten Ärzten, zu Kliniken und mit ihrem eigenen Erfahrungsschatz. Moderate Bewegung wie Aquagymnastik lindert die Symptome. Eine Ernährung mit viel Obst und Gemüse hilft, Fleisch ist eher zu vermeiden. Strategien zur Stressbewältigung und Übungen zur Entspannung mildern den psychischen Druck. „Was bei wem hilft, was gerade guttut, muss jede Betroffene für sich selbst herausfinden“, hat Elke Stade-Bubenzer beobachtet. Die Gruppe kann wertvolle Impulse geben, um die Lebensqualität wiederherzustellen.

Wer Kontakt zur Gruppe aufnehmen möchte, erhält alle Infos bei den Koordinatorinnen im Haus der Selbsthilfe in Gummersbach: (02261) 81 68 07.

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