Der Ratsherr Wastl Roth-Seefrid und das Rathaus der Marktstadt kritisieren die Telekom für den aus ihrer Sicht mangelhaften Zustand des Netzes.
Glasfaser-AusbauWenn in Waldbröl und auch in Oberberg das Internet zu tief hängt

In einem Graben bei Waldbröl-Spurkenbach hat Wastl Roth-Seefrid einen gefällten Leitungsmast entdeckt, daran hängt ein Flatterband von der Polizei.
Copyright: Dennis Börsch
Plötzlich steht der Kollege auf der Bremse, prompt bringt er Traktor und Schwader zum Stehen. Denn es ist knapp: Über der Wiese des Landwirtepaars Jeanette Overhoff und Marco Schmelzer, gelegen zwischen den Waldbröler Ortschaften Happach und Puhl, baumelt eine Internetleitung der Deutschen Telekom.
„Und die hätte unser Mitarbeiter mit dem Traktor fast gekappt“, sagt Overhoff und schätzt die Höhe, auf der jenes Breitbandkabel hängt, auf drei Meter, „vielleicht dreifünfzig“. In jedem Fall zu knapp für große Fahrzeuge wie etwa Traktor und Ladewagen. „Danach haben wir versucht, bei der Telekom jemanden zu erreichen, damit das geändert wird.“ Zunächst vergeblich: Die Waldbröler geraten in die Warteschleife des Bonner Unternehmens und drehen eine Runde nach der anderen – „bis wir dann wieder und wieder rausgeflogen sind“.
Fast sechs Jahre ist es her, dass die Telekom über das „Weiße Flecken“-Programm in Waldbröl mit dem Ausbau des Glasfasernetzes begonnen und dieses großflächig geschlossen hat. Die meisten der Mängel in der Zeit seit 2019 seien aber bis heute nicht behoben, wettert der Waldbröler SPD-Mann Wastl Roth-Seefrid.
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Der Zustand des Datennetzes in Waldbröl ist nach Ansicht von Wastl Roth-Seefrid ein Beispiel für ganz Oberberg
Immer wieder prangert er seither ausbleibende Reparaturen von Schäden und die fehlende Instandhaltung der Leitungen an, jüngst hat er die Bundesnetzagentur deswegen eingeschaltet. „Denn egal, ob Hausnotruf oder Home-Office – alles hängt an diesen Leitungen. Sind sie tot, geht nichts mehr.“

Die Führung der Glasfaserleitungen in der Waldbröler Ortschaft Helzen wird schon lange diskutiert, auch von Anwohner Rainer Barth (links) und Wastl Roth-Seefrid.
Copyright: Thomas Giesen (Archiv)
Auch das Rathaus beschäftigen solche Fälle reichlich. Und nicht nur das: „Eine abschließende Abnahme der Bauarbeiten hat bisher nicht stattgefunden, da noch offene Mängelanzeigen vorliegen, sowohl überirdisch, als auch im Tiefbau“, schildert Stadtsprecher Felix Becher auf Anfrage dieser Zeitung. Die letzte Meldung sei im Dezember vergangenen Jahres erfolgt, noch immer warte die Stadt auf eine Antwort von der Telekom dazu.
Für ihre Verwaltung sei es ebenso eine Herausforderung, jemanden mit Zuständigkeit bei der Telekom zu erreichen, setzt Bürgermeisterin Larissa Weber hinzu und nennt auch ein Toilettenhäuschen als Beispiel: Dieses war im Dezember 2023 an der Schladerner Straße nach Arbeiten am Glasfasernetz vergessen worden.
In Oberberg rückt immer wieder die Feuerwehr aus, um tief hängende Leitungen zu sichern
Der Schönenbacher Roth-Seefrid sieht die Marktstadt als nur ein Beispiel von vielen in Oberberg, beruflich ist er im Naturpark Bergisches Land für die Wanderwege zuständig: „Es gibt unzählige solcher Stellen, an denen die Leitungen überirdisch geführt sind, zu tief hängen und eine Gefahr bedeuten“, betont er. Oft beobachte er, wie die Feuerwehr Kabel mit Lastenbändern festzurre und provisorisch sichere.

In der Waldbröler Ortschaft Schnörringen hat Wastl Roth-Seefrid jüngst diese abgerissene Breitbandleitung fotografiert.
Copyright: Wastl Roth-Seefrid
An der Siegstraße etwa, dem „Schladernring“ (Bundesstraße 256) schlägt er sich ins Grüne: Mindestens seit anderthalb Jahren, so schätzt Roth-Seefrid, liegt in der Nähe des Ortes Spurkenbach, in Höhe eines Abzweigs zu seinem Heimatort, ein Holzmast der Telekom im Graben, daran ein rot-weißes Flatterband: „Polizeiabsperrung“ steht darauf. Nur wenige Straßenmeter entfernt davon hängt zudem ein Kabelstrang in einer Kurve keine drei Meter über der Fahrbahn.
Wer jenen Mast bei Spurkenbach gefällt hat, das weiß auch Polizeisprecher Marc Leporin nicht. Auf Nachfrage berichtet er von einem Landwirt aus Waldbröl-Helzen, der am 14. Juli vergangenen Jahres ein Verwarngeld in Höhe von 35 Euro berappen muss: Ihm ist es nicht gelungen, rechtzeitig zu bremsen. Leporin: „Mit angehängtem Mähwerk hat er ein Telefonkabel der Telekom beschädigt, das in Helzen überirdisch über die Straße geführt war.“
In Waldbröl führt die Deutsche Telekom eigenen Angaben zufolge gerade eine Inspektion aus
Für die Telekom verweist unterdessen Sprecherin Katja Kunicke auf eine Vielzahl von Wegen, auf denen ihr Unternehmen zu erreichen sei. So könnten zu tief hängende Leitungen beispielsweise per Smartphone über die „Trassen-Defender 2“-App gemeldet werden, „bequem und inklusive Fotos“. Kunicke: „Grundsätzlich gilt: Da unsere Leitungen im öffentlichen Raum sind, können nachträgliche Beeinträchtigungen leider auftreten.“ Daher gebe es einen regelmäßigen Inspektionszyklus. „Und tatsächlich läuft aktuell die turnusgemäße Inspektion der oberirdischen Leitungen in der Region um Waldbröl.“
Zudem, so ergänzt die Sprecherin, erfolge ein geförderter Ausbau immer unter Maßgabe der höchsten Wirtschaftlichkeit, schließlich entscheide die Kommune, ob die Leitungen unter die Erde sollen oder an Masten geknüpft werden. So auch in Waldbröl: Aufgrund der Topographie in den Ortschaften und der oft langen Strecken, die es zu überwinden gilt, habe sich die Verwaltung damals abschnittsweise für überirdische Leitungen entschieden, schildert Stadtsprecher Becher.
In Happach ist Jeanette Overhoff zur Tat geschritten: Als die Telekom in der Nähe ihrer Wiese Bauarbeiten ausführt, spricht Overhoff die Männer kurzerhand an. „Sie haben mich kaum verstanden – sie konnten kein Deutsch, nur wenig Englisch.“ Doch gelingt es ihnen, eine offenbar sachkundige Mitarbeiterin ans Telefon zu holen: „Die Telekom hat uns dann angeboten, einen Masten auf unsere Wiese zu stellen“, sagt die Happacherin. „Kommt nicht in Frage: Der würde nur im Weg stehen.“
Stadt Waldbröl muss vor Gericht
Die Telekom-Tochter Glasfaser-Plus pocht weiterhin darauf – neben dem Unternehmen Unsere Grüne Glasfaser (UGG) – in Waldbröl ebenfalls das Breitbandinternet auszubauen. Um diesen Anspruch durchzusetzen, geht das Kölner Unternehmen auch juristisch gegen die Stadt Waldbröl vor und hat am 23. Januar Klage eingereicht am Verwaltungsgericht in Köln. Ein Verhandlungstermin sei allerdings noch nicht absehbar, teilt Gerichtssprecherin Leonie Galler auf Anfrage mit. UGG will den Ausbau eigenen Angaben zufolge 2026 beendet haben.