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Nach aufwändiger SanierungIn Waldbröl trägt die Moschee nun viel Grau statt Grün

3 min
Nach der Renovierung der Fassade vom Sockel bis zum Dach ist aus der „Grünen Moschee“ („Yesil Cami“) in Waldbröl eine fast graue Moschee geworden. Bald möchte die muslimische Gemeinde die Einweihung nach der Instandsetzung feiern.

Nach der Renovierung der Fassade vom Sockel bis zum Dach ist aus der „Grünen Moschee“ („Yesil Cami“) in Waldbröl eine fast graue Moschee geworden. Bald möchte die muslimische Gemeinde die Einweihung nach der Instandsetzung feiern.

Der Moscheeverein hat das Gebetshaus an der Wiehler Straße vom Sockel bis an die Turmspitzen auf Vordermann gebracht. Das soll gefeiert werden.

Das Grau ist gekommen, das Grün gegangen – aber nicht ganz. „Niemals wird es verschwinden“, verspricht Ali Ecder Kiroglu und winkt energisch ab. „Wir sind doch die Yesil Cami, die Grüne Moschee.“ Und so bleibt ein Teil an der Fassade des Waldbröler Gebetshauses auch nach der großen Sanierung eben grün: Ein Ende der Arbeiten an der Wiehler Straße ist längst abzusehen – am kommenden, spätestens am folgenden Wochenende möchte der Moscheeverein damit fertig sein. „Und am 3. Oktober laden wir ein zu einem Tag der offenen Tür“, kündigt Kiroglu, der Vorsitzende, an.

Seit 1981 gibt es in der Marktstadt den Moscheeverein unter dem Dach der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion, kurz: „Ditib“. 1998 hat der Verein Quartier bezogen auf dem Gelände der früheren Projahn-Werke, in den Jahren 2000 und 2001 wurde darauf die Moschee errichtet – an der Stelle, an der zuvor das Wohnhaus des Unternehmers Curt Projahn gestanden hat.

Imposant und kunstvoll verziert ist der gut 450 Quadratmeter große Gebetsraum im Inneren der Waldbröler Moschee.

Imposant und kunstvoll verziert ist der gut 450 Quadratmeter große Gebetsraum im Inneren der Waldbröler Moschee.

„Seither haben wir das Gebäude von außen nicht renoviert“, schildert Kiroglu und erklärt, warum die Gründer der Moschee den Namen „Yesil“ (Grün) gegeben haben: „Es soll eine Liebeserklärung gewesen sein ans Grüne, an die Natur, ans Ländliche, das die Stadt Waldbröl umgibt.“

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Ende April hat die Sanierung begonnen, gerade ist der letzte Putz aufgetragen worden, jetzt wollen nur noch wenige Arbeiten erledigt werden. Die Fassade trägt nun graue Natursteine, sogenannte Riemchen-Klinker, vom Sockel bis zu den Spitzen der beiden Türme ist sie auf Vordermann gebracht worden.

„Das undichte Dach, das war für uns die größte Herausforderung – aber auch dafür hat sich zum Glück ein Fachmann gefunden“, verrät Kiroglu, der als Türkisch-Lehrer an der städtischen Gesamtschule, an der Waldbröler Grundschule Isengarten und an der Bergneustädter Sonnenschule arbeitet.

So hat die Moschee (Yesil Cami) an der Wiehler Straße in Waldbröl seit ihrem Bau 2001/2002 bis zu ihrer Sanierung heute ausgesehen.

So hat die Moschee (Yesil Cami) an der Wiehler Straße in Waldbröl seit ihrem Bau 2001/2002 bis zu ihrer Sanierung heute ausgesehen.

Mächtig stolz ist er, dass die Instandsetzung allein mit Spenden bewältigt werden konnte: „So viele Menschen haben Material gespendet – oder eben ihre Freizeit, um zu helfen: Viele unserer Mitglieder arbeiten in der Baubranche.“ Gläubige anderer christlicher Gemeinschaften aus der Marktstadt hätten ebenfalls kräftig angepackt, setzt der Vereinschef hinzu. „Auch hat so mancher Wasserschaden der Moschee zugesetzt.“

Fast 3000 Quadratmeter misst das Grundstück, auf rund 450 Quadratmetern erstreckt sich im Hochparterre der imposante Gebetsraum mit der Kürsü, der Predigerkanzel, und der Mihrab, der Gebetsnische, sowie einer kunstvoll verzierten und gekachelten Minar, einer Art Treppe, von der das traditionelle Freitagsgebet gesprochen wird – auf Arabisch. Kiroglu: „Über einen Beamer sind Übersetzungen in Türkisch und Deutsch zu lesen.“ Und weil der Bedarf bestehe, möchte der Verein die Predigten demnächst auch ins Albanische übersetzen.

Ali Ecder Kiroglu ist seit 2023 Vorsitzender des Moscheevereins in Waldbröl. Der 43-Jährige ist stolz, was rund um das Gebetshaus an der Wiehler Straße jüngst mit vielen Spenden und ganz viel Ehrenamt bewältigt werden konnte.

Ali Ecder Kiroglu ist seit 2023 Vorsitzender des Moscheevereins in Waldbröl. Der 43-Jährige ist stolz, was rund um das Gebetshaus an der Wiehler Straße jüngst mit vielen Spenden und ganz viel Ehrenamt bewältigt werden konnte.

Oberhalb des Gebetsraumes gibt es Räume für die Koranschule, in denen rund 60 Kinder und Jugendliche am Wochenende lernen oder auch Nachhilfe für die Schule bekommen, und für die Treffen der Frauen. Im Kellergeschoss untergebracht ist ein Treffpunkt für die Jugendlichen und die jungen Erwachsenen der muslimischen Gemeinde im Alter zwischen 15 und 30 Jahren. Und auch einen Waschraum gibt es dort: „Vor dem Freitagsgebet reinigen wir uns dort, waschen die Hände, das Gesicht und die Füße.“ Mehr als 420 Mitglieder zählt der Moscheeverein heute.

Im Obergeschoss des Gebäudes befinden sich auf etwa 200 Quadratmeter zwei Wohnungen: In der einen lebt Arif Cankaya, der Imam, die andere steht derzeit leer und dient Notfällen: „Zuletzt haben wir dort für sechs Monate eine Familie aus der Ukraine untergebracht“, berichtet Ali Ecder Kiroglu. Er leitet den Moscheeverein seit 2023, im Vorstand ist er schon länger.

Vor dem Umzug an die Wiehler Straße war dieser mitten in Waldbröl ansässig – an der Gartenstraße und dort, wo heute das Restaurant Ümit zu finden ist. „Unser Verein hat mit 200 Familien angefangen, aber schon bald reichte der Platz dort nicht mehr aus.“