Brennende ThemenWiehler Feuerwehr arbeitet an Konzepten für die Zeit nach Corona

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Im Oberwiehler Gerätehaus hat Feuerwehrchef Jens Schmidt eine gute Ausstattung. Probleme gibt es dennoch.

Im Oberwiehler Gerätehaus hat Feuerwehrchef Jens Schmidt eine gute Ausstattung. Probleme gibt es dennoch.

Wiehl – Feuerwehr funktioniert nicht im Homeoffice. Und komplett pausieren, wie andere Ehrenamtler im Lockdown, können die Kameradinnen und Kameraden ebenfalls nicht. 242 Einsätze hatte die Wiehler Feuerwehr im vergangenen Jahr, zumeist technische Hilfe etwa bei Autobahnunfällen, ein Drittel waren Brandeinsätze.

Übungen abhalten dürfen die Feuerwehrleute zurzeit nicht. Nur für Wartungsarbeiten kommen sie derzeit in kleinen Gruppen zusammen. Aber irgendwann sollte Corona überwunden sein. Wie geht es dann weiter? Jens Schmidt ist gern „vor der Lage“, wartet also nicht darauf, dass er mit Problemen konfrontiert wird, sondern arbeitet lieber an Lösungen, bevor es brennt, sozusagen.

Elektroautos in Tiefgaragen stellen neue Herausforderung dar

Eine neue Herausforderung hat den Leiter der Wiehler Feuerwehr in den vergangenen Monaten besonders beschäftigt: Durch die Verdichtung der Wohnbebauung gibt es immer mehr Tiefgaragen, und darin immer mehr Elektroautos. Deren Akkus sind schwieriger zu löschen als Verbrennermotoren. Ein kontrolliertes Ausbrennen würde in einer Tiefgarage zu schwere Schäden verursachen. Und auf einer vielbefahrenen Landstraße kilometerlange Staus.

Das einzige was hilft, ist sehr viel Wasser, am besten wird das Auto geradezu geflutet. Die Wiehler Feuerwehr ist darum eine Partnerschaft mit der Bielsteiner Baumaschinenfirma LTA eingegangen, die ihr im Bedarfsfall nicht nur einen Bagger oder Lkw, sondern auch Container zu Verfügung stellt. Diese werden mit Wasser gefüllt, das brennende Elektroauto darin versenkt.

Steigende Waldbrandgefahr ein Thema

Ein weiteres drängendes Thema für die Wiehler Wehr ist die steigende Waldbrandgefahr. Beim Großfeuer auf dem Hömerich bei Gummersbach im April 2020 waren auch Wiehler Löschkräfte tagelang im Einsatz. Aber bereits vor fünf Jahren gab es ein Umdenken. Statt immer größere Fahrzeuge anzuschaffen, die für alle Einsätze ausgerüstet sind, setzt die Feuerwehr verstärkt auf kleinere Wagen, die im unwegsamen Gelände besser zurecht kommen.

Gut aufgestellt sieht Jens Schmidt seine Feuerwehr bei der Digitalisierung, „besser als viele Behörden“. Das 2019 in Oberwiehl eröffnete Gerätehaus kann bei Schadenslagen wie dem Sturm Kyrill, als allein in Wiehl 180 Einsätze anfielen, als „Unwettermeldekopf“ die Aufgaben der Gummersbacher Einsatzleitstelle übernehmen. Ein starkes Aggregat sorgt für eigenen Strom bei einem Netzausfall.

Stadt Wiehl auf Ehrenamtler angewiesen

Dem Leiter der Wiehler Feuerwehr ist daran gelegen, die Einsatzfähigkeit der ehrenamtlichen Löschzüge zu gewährleisten, auch weil er weiß, dass die Einrichtung einer gleichwertigen hauptamtlichen Truppe ruinös wäre für die Stadt Wiehl. Die Wiehler Wehr ist mit 236 aktiven Kräften gut ausgestattet. Doch viele Ehrenamtler haben einen Job, der sie weit von zu Hause weg führt, mithin weg vom heimischen Gerätehaus. Wenn der Feuerwehrmann aber nicht zum Mannschaftsfahrzeug kommen kann, muss es eben umgekehrt funktionieren.

Das ist die Idee für den Wagenunterstand am Gelände der Mühlener Maschinenbaufirma Kampf. Diese ist Arbeitsplatz von 15 aktiven Feuerwehrleuten. Schon vor zwei Jahren hat der Stadtrat sein Einverständnis dafür gegeben, dass dort eine Garage mit zwei Umkleideräumen errichtet wird.

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Doch die veranschlagten Kosten von 200 000 Euro wurden von den Bauplänen zu weit überschritten, was Feuerwehrchef Jens Schmidt sehr bedauert. Ihm wäre eine einfache, aber schnelle Lösung recht. Auch in Bomig würde er gern ein Fahrzeug abstellen, um unnötige Anfahrwege zu vermeiden. „Notfalls reicht ein Pkw mit Blaulicht. Ein paar neue Autos sind jedenfalls billiger als eine hauptamtliche Feuerwehr.“

Sorgen macht sich Schmidt, weil sich weniger junge Kameraden um die zeitraubenden Führungspositionen bemühen. „Darum sollte man dieses Ehrenamt attraktiver gestalten.“ Etwa bei der Vergabe von Wohnraum. Die Feuerwehr würde davon profitieren, wenn es mehr bezahlbare Appartements gebe, am besten in der Nähe der Gerätehäuser. „Die jungen Leute, die dort einziehen könnten, sind unsere Leistungsträger.“ Auch das wird sich nach der Corona-Krise nicht geändert haben.

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