Honigproduktion wie im MittelalterWiehler Imker haben eine Klotzbeute eingerichtet

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Der Umzug der Bienen.

Wiehl-Hübender – Um Beute zu machen, musste der Honigsammler früher in den Wald gehen. Am Samstagnachmittag machten sich die Zuschauer nur zu einem Platz in der Nähe des Hübender Dorfplatzes auf. Dort ist ein ganzes Bienenvolk in eine sogenannte „Klotzbeute“ eingezogen.

Imkern wie im Mittelalter

Die interessierten Naturfreunde beobachteten, wie Hans Rahn vom Imkerverein Wiehl die neue Heimat den Bienen sorgsam schmackhaft gemacht hat. Mit seiner Aktion möchte Rahn diese ursprüngliche Form der Imkerei vorführen, wie sie vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert üblich war.

Neuer Inhalt

Hans Rahn und Rainer Lenz

Vorsichtig entnimmt Rahn die in einem kleinen Käfig isolierte Königin aus einem Bienenstock, den er gemeinsam mit seinem Vereinskollegen Rainer Lenz vor einem ausgehöhlten Baumstamm positioniert hat. Dann setzt er sie auf eine mit einem weißen Tuch ausgekleidete Rampe, die in das Innere des Stamms führt, und zieht den Käfig mit einem Draht bis zum oberen Ende der Aushöhlung, und zwar ganz langsam, damit das rund 12 000 Bienen starke Volk nachrücken kann. „Die Bienen folgen immer dem Duft ihrer Königin“, erläutert er.

Das könnte Sie auch interessieren:

Rahn berichtet, dass sie die Idee zu der Klotzbeute hatten, nachdem Rainer Lenz einen Zeidlerkurs auf Schloss Hamborn bei Paderborn belegt hatte. „Die Zeidlerei ist ein uraltes Handwerk“, erklärt Rahn. „Die Zeidler haben damals in dieser Weise Wachs für Kerzen und Honig zum Süßen von Speisen gewonnen.“ Anfangs haben die Handwerker Bienenvölker betreut, die sich in ausgedienten Spechthöhlen eingenistet hatten.

Später legten sie künstliche Höhlen in Bäumen an, vorwiegend in Kiefern, Linden und Eichen. Zum Schutz vor Bären richteten sie die Hohlräume in mehreren Metern Höhe mit Spezialwerkzeugen so ein, dass die Bäume nicht geschädigt wurden. Wo dicke Bäume fehlten, wurden ausgehöhlte Baumabschnitte, sogenannte Klotzbeuten, im Wald aufgehängt.

Honig gibt es erst im nächsten Jahr

Lenz schildert, wie er an dem rund 300 Kilogramm schweren Eichenstamm etwa eine Woche lang mit einer Dechsel und einem Stechbeitel nach historischem Vorbild gearbeitet hat, um einen Hohlraum von gut 60 Litern zu schaffen. Ursprünglich war geplant, einen natürlich entstandenen Bienenschwarm von einem der Vereinsmitglieder einzufangen und in die Klotzbeute umzusiedeln. Das klappte jedoch nicht, und so teilte Rahn eines seiner Völker.

Die verbleibenden Bienen in dem alten Stock ziehen eine neue Königin heran. „Das machen die Bienen durch eine Fütterung der Larven mit Gelee Royal“, erklärt Rahn. „Nach etwa zwei Wochen schlüpft die neue Königin und beginnt nach einem Begattungsflug mit den Drohnen mit der Eiablage.“ Weitere drei Wochen später schlüpfen dann Arbeiterinnen, die noch einmal drei Wochen zunächst im Stock arbeiten: „Mit Honig ist da dieses Jahr nicht mehr zu rechnen.“

Neuer Inhalt

Der Über eine Rampe gelangen die Bienen ins Innere des Baumes.

Allerdings sei 2021 generell kein gutes Bienenjahr in Hübender, sagt Hans Rahn: „Nachdem schon die Frühjahrstracht nahezu ganz ausgefallen ist, gibt es auch im Sommer merkwürdigerweise kaum Honig, obwohl der ganze Ort blüht.“

Etwa eine gute Stunde nach dem Beginn der Umsiedlung sind die meisten Bienen ihrer Königin in den Stamm gefolgt. Rahn und Lenz freuen sich über den erfolgreichen Umzug. Im nächsten Frühjahr wollen die erste Teile der Wabe aus dem Stamm schneiden: „Dann gibt es Scheibenhonig.“

Rundschau abonnieren