40 Kinder im AnmarschKindergarten zieht ins Freilichtmuseum Lindlar

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So wie hier beim Aeppelsfess sollen künftig auch die Kindergartenkinder Erfahrungen mit Natur machen können.

So wie hier beim Aeppelsfess sollen künftig auch die Kindergartenkinder Erfahrungen mit Natur machen können.

  • Ein Kindergarten, der in einem Freilichtmuseum untergebracht ist – das gibt es bislang nur in Kommern bei Mechernich. Die Kollegen des LVR-Freilichtmuseums in Lindlar ziehen bald nach.
  • Dort entsteht im kommenden Jahr eine Natur-Kita für 40 Kinder, getragen von den Johannitern. Schon mit Beginn des Kita-Jahres im Sommer 2020 soll die Einrichtung eröffnen.
  • Wir erklären das Konzept, wie es zu der Idee kam – und zeigen, wie der Kindergarten aussehen soll.

Lindlar – Die Begegnung der Kinder mit der Natur ist das zentrale pädagogische Ziel – ob Kartoffeln lesen, Salat anbauen oder Hühner füttern. Der neue Kindergarten soll damit ein Muster für nachhaltiges Handeln werden, ganz im Sinn der Agenda 2030.

Zunächst kein Grundstück gefunden

Die Idee entstand, weil der Oberbergische Kreis in Lindlar einen neuen Kindergarten bauen wollte, aber kein geeignetes Grundstück fand. In ersten Gesprächen mit dem Förderverein des Museums kam die Idee auf. Museumsleiter Michael Kamp war Feuer und Flamme, denn Umweltbildung gehört zu den Kernzielen des Museums.

Doch es gab auch Bedenken: Was passiert, wenn ein Kind ausbüchst oder eine Erzieherin von einem Tier gebissen wird? Wie soll die Finanzierung funktionieren? Werner Hütt war als Geschäftsführer des Museumsfördervereins an den Verhandlungen mit Kreis, Johannitern und Museum beteiligt. Johanniter und Museum pflegen schon seit 15 Jahren eine Partnerschaft.

Erbbaupachtvertrag mit Förderverein

Der LVR schließt mit dem Förderverein einen Erbbaupachtvertrag für das rund 1500 Quadratmeter große Grundstück und zahlt dafür einen Erbpachtzins. Das Land NRW trägt die Baukosten – pro Kindergartenplatz gibt es 30 000 Euro vom Land – das macht 1,2 Millionen Euro Landesmittel.

Der Bau in Zahlen

Das eingeschossige Gebäude mit einem versetzten Pultdach wird als Fertighaus in Holztafelbauweise errichtet. Baugebinn soll im Januar/Februar 2020 sein, zum Kindergartenjahr 2020/21 soll der Betrieb starten. Der Haus mit Außenmaßen von 35,5 mal 16 Meter umfasst eine Fläche von 450 Quadratmetern. Das rund 1500 Quadratmeter große Grundstück wird komplett umzäunt. (cor)

Der Förderverein wird Bauherr und Eigentümer des 450 Quadratmeter großen Gebäudes und vermietet es an die Johanniter. Die zahlen ihrerseits unter Anrechnung der Landesfördermittel dem Förderverein eine Miete für den Unterhalt des Gebäudes und zur Deckung des Erbpachtzinses.

„Wir hätten ohne dieses Modell einen Kredit bei einer Bank aufnehmen müssen“, erklärt Hütt. Für die Lösung musste der Lindlarer Verein seine Satzung ändern und den Erziehungszweck verankern. Um das Projekt zu realisieren, hofft der Verein auch auf Spenden. Für den Verein selbst hat der Neubau ebenfalls konkreten Nutzen. Einer der beiden Gruppenräume kann für Veranstaltungen genutzt werden, etwa die Mitgliederversammlung.

Die Naturkita wird im Holztafelbau errichtet, die endgültige Farbgestaltung der Fassade steht noch nicht fest.

Die Naturkita wird im Holztafelbau errichtet, die endgültige Farbgestaltung der Fassade steht noch nicht fest.

Der behindertengerechte Neubau entsteht am Nordeingang, neben Haus Dahl und der Museumsherberge, und soll auch dem ökologischen Anspruch des Museums gerecht werden. Der Bau, ein Entwurf von Wirths Architekten aus Morsbach-Holpe, wird als Fertig-Holzhaus mit zwei Pultdächern und einer Luft-Wärme-Pumpe als Heizung ausgeführt. Falls das Geld am Ende reicht, soll eine kleine Photovoltaikanlage auf dem Dach installiert werden, um den Kindern zu zeigen, wie Ökostrom entsteht.

Fördermittel des Bundes erhofft

Was Museumsleiter Michael Kamp ärgert, ist, dass das Land zwar den Bau neuer Kindergärten fördert, nicht aber in biologischer Bauweise. Das Budget reiche eigentlich nur für einen konventionellen Bau. So hofft man auf Fördermittel des Bundes.

Sarah Ostendorf leitet den Johanniter-Waldkindergarten in Lindlar und freut sich über das große Interesse. Dass beide Einrichtungen, die Waldkita wie auch die neue Natur-Kita, etwas außerhalb des Ortskerns liegen, sei kein Problem und widerspreche auch nicht dem ökologischen Anspruch. „Viele Eltern entscheiden sich ganz bewusst für unsere Einrichtung und bringen und holen ihre Kinder mit dem Fahrrad oder zu Fuß.“

Weitere Infos zum neuen Kindergarten gibt es im Waldkindergarten der Johanniter Oberberg, Telefon 0172/3 70 31 47. Anmeldungen sind ab sofort möglich.

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