Betreiber fordern UnterstützungNeues Fitnessstudio in Lindlar darf nicht öffnen

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Therapie Fitness Lindlar

Seit der Eröffnung geschlossen: Das Fitnessstudio „Körperformen Lindlar“.

Lindlar – Seit dem 1. November vergangenen Jahres sind die drei Sportwissenschaftler Melissa Reinhardt, Stanislav Brustinov und Stephan Türk Unternehmer. Ihr Geschäft liegt mitten im Ort an der Kölner Straße. Doch in 15 Wochen hatte das Trio durch den Lockdown noch keinen einzigen Kunden persönlich getroffen. „Wir hätten beim Vertragsabschluss nie gedacht, dass es eine Zwangsschließung von dieser Dauer geben würde“, so Türk.

Gemeinsam mit den beiden Geschäftspartnern hat er die „Körperformen Lindlar“ in Form einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts übernommen. Schon Ende 2019 war man mit den Vorgängern – einer GmbH – im Gespräch, doch dann kam Corona.

Einen Tag nach der Eröffnung kam der Lockdown

Die „Körperformen“ bieten Fitness- und Muskelaufbau-Training mit Hilfe von Elektro-Muskel-Stimulation (EMS) an. Vereinfacht: Strom soll dafür sorgen, dass sich der Muskel stärker anspannt als durch das Heben einer Hantel. Dieses Konzept ist nicht unumstritten, führt mit knapp 250 Filialen in Deutschland inzwischen aber mehr als ein Nischendasein.

Nach der Pause griffen die drei Sportwissenschaftler und die GmbH das Thema wieder auf. Man einigte sich auf den Einstieg zum 1. November, bekanntlich ein Feiertag und 2020 obendrein ein Sonntag. Einen Tag später traten die ersten Einschränkungen in Kraft – die drei Sportwissenschaftler hatten nach eigener Aussage renoviert, Geräte modernisiert und Auszubildende übernommen, durften nun aber nicht öffnen.

Die drei Trainer sind ohne Einkommen

Eine Massenveranstaltung war EMS auch vor Corona nie. Vor dem Training werden die Kunden verkabelt, Bewegungsabläufe werden von einem Trainer beobachtet. „Wir haben zusätzlich mit einem Hygienekonzept nachgelegt“, sagt Stephan Türk. Demnach darf nur noch ein Trainer mit einem Kunden in den Laden. Dazu Lüftung und Trennwände. Angenommen würden nur Kunden, die eine ärztlich bestätigte Notwendigkeit für das Training vorlegen können.

Kurz: Die drei Unternehmer sehen sich als Physiotherapeuten im Sinne der Coronaschutzverordnung NRW, die weiterhin medizinisch notwendige Leistungen erbringen dürfen. „Die Kollegen nutzen die gleichen Geräte wie wir“, versichert Türk.

Die Behörden stufen die Körperformen allerdings als Fitnessstudio ein, und die sind seit dem 2. November geschlossen.

Betreiber fordern wirtschaftliche Unterstützung

Auf Nachfrage unserer Zeitung teilt die Kreisverwaltung mit, dass man die Frage nach der Auslegung dem NRW-Gesundheitsministerium vorgetragen habe. Es gehe um die Abgrenzung, ob die Leistung einer Erkrankung vorbeugt beziehungsweise der Heilung dient oder nur dem Wohlergehen zugutekommt, heißt es aus Düsseldorf. „Nicht möglich ist das Erbringen dieser Leistungen in einem EMS Studio. Ihr Betrieb ist nicht zulässig.“

Für diese harte Ansage hätten die drei Unternehmen sogar noch Verständnis, wie sie sagen, „weil die oberbergischen Inzidenzwerte tatsächlich lange über dem Landesschnitt lagen“. Im Gegenzug fordern sie aber wirtschaftliche Unterstützung durch den Staat, denn bei den sogenannten „November- und Dezemberhilfen“ liegt ihr zweites Problem begraben.

Nach dem Studium in die Erwerbslosigkeit

Einnahmen aus dem Referenzzeitrum 2019 können Türk, Brustinov und Reinhardt nicht vorweisen, weil es ihr Unternehmen damals noch nicht gab. Härte-Regelungen scheiterten entweder an der Organisation als GbR, an einem Haupterwerb der Beteiligten, den es bislang noch gar nicht geben konnte, oder an Fristen, berichtet das Trio. Vor allem bei Melissa Reinhardt ist die Enttäuschung groß: Für die 22-Jährige ist es der erste Schritt in die Selbstständigkeit, direkt nach Abschluss des Studiums. Seit Monaten ist sie schon ohne Einkommen.

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„Wenn wir nicht arbeiten dürfen, müssen wir wenigstens unterstützt werden“, fordert Stephan Türk. Die Realität entspreche nicht den Versprechen der Politik im Fernsehen, nach denen alles unkompliziert geregelt werde.

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