Der Wipperfürther Künstler Michael Wittschier hat ein Denkmal geschaffen, das an die Opfer des NS-Terrors erinnert. Jetzt wurde ein eingeweiht.
Denkmal eingeweihtWipperfürth erinnert an Opfer des NS-Terrors

Einweihung des Denkmals mit (v.l.) Bürgermeisterin Anne Loth, dem Künstler Michael Wittschier und Stadtarchivarin Sarah Zeppenfeld.
Copyright: Dennis Börsch
„Zur Erinnerung an alle Menschen, die Opfer der NS-Diktatur geworden sind. Wer Unrecht sieht oder von ihm hört, sollte nicht schweigen, sondern handeln.“ Die Inschrift auf einer Bronzetafel ist Teil einer Skulptur, die der Wipperfürther Künstler Michael Wittschier geschaffen hat. Darüber angebracht sind zwei Augen und ein Ohr aus Bronze. Ein stummer, anonymer Zeuge, der den Betrachter anzublicken scheint.
Am Dienstagnachmittag wurde das neue Kunstwerk auf dem Hausmannsplatz, zwischen der Kirche St. Nikolaus und der Wupper, eingeweiht. Rund 60 Gäste nahmen daran teil. Darunter waren Vertreter der Ratsfraktionen, der katholischen Kirche, Mitglieder des Arbeitskreises NS-Opfer, die Geschäftsführer der Firma Radium sowie einige Schülerinnen und Lehrerinnen der Arbeitsgemeinschaft „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ des Engelbert-von-Berg-Gymnasiums.
Eine Brücke in die Gegenwart
Bürgermeisterin Anne Loth erinnerte an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren und an den NS-Terror. Auch in Wipperfürth seien Menschen verhaftet und gequält worden, weil sie sich dem Regime widersetzten, weil sie anderen Menschen halfen. „Wir müssen die Erinnerung an das Unrecht wachhalten“, mahnte Loth und warnte vor einem Erstarken extremistischer Kräfte.
Besonders bedankte sich die Bürgermeisterin bei Stadtarchivarin Sarah Zeppenfeld, die in jahrelanger Arbeit zu NS-Opfern aus Wipperfürth geforscht hat. Die Anregung hierzu war von einem Wipperfürther Bürger, nämlich Friedhelm Alfer, ausgegangen.
Auch heute werden unschuldige Menschen verfolgt oder misshandelt
Zeppenfelds Arbeit ist noch nicht abgeschlossen, denn das Denkmal auf dem Hausmannsplatz soll noch um einen QR-Code ergänzt werden. Dieser Code lässt sich mit dem Smartphone einscannen und führt dann auf eine Internetseite mit Informationen zum Schicksal von NS-Opfern aus Wipperfürth. Dazu zählen auch die über 40 Frauen, die als Patientinnen im Liebfrauenkloster in Kreuzberg lebten und vermutlich alle ermordet wurden.
Nach musikalischen Intermezzi des Querflötenensembles der Musikschule Wipperfürth ergriff der Künstler Michael Wittschier das Wort. Die Idee, die Skulptur als stummes Gesicht zu schaffen, sei ihm beim morgendlichen Blick in den Rasierspiegel gekommen, erzählte er. Ganz bewusst habe er die Skulptur minimalistisch und im menschlichen Maßstab gehalten, um das Wesentliche zu betonen. Wichtig sei ihm auch, eine Brücke in die Gegenwart zu schlagen. „Denn auch heute werden unschuldige Menschen verfolgt oder misshandelt“, betonte Wittschier.
Eine Besonderheit der Skulptur: Die Inschrift auf der Bronzetafel findet sich auch in Blindenschrift wieder – eine Anregung des UWG-Fraktionsvorsitzenden Klaus Felderhoff, die umgesetzt wurde.